# taz.de -- Die neue Außenpolitik der Philippinen: Weniger USA, mehr China | |
> Präsident Duterte versucht mit seiner China-Reise die Außenpolitik neu | |
> auszurichten. Er will sich aus Washingtons Bevormundung lösen. | |
Bild: Rodrigo Duterte: Flüche gegen USA, EU und UN | |
MANILA taz | Es wird die bisher wichtigste Reise in Rodrigo Dutertes | |
Amtszeit sein: Der Präsident der Philippinen trifft am Dienstag zu einem | |
viertägigen Staatsbesuch in China ein. In seinem Gefolge sind mehr als 400 | |
Geschäftsleute, die auf lukrative Deals hoffen. Die Chancen stehen gut, | |
denn der seit 30. Juni regierende Duterte hat außenpolitisch einen | |
brachialen Kurswechsel vor. | |
Seit 2012 herrschte Eiszeit zwischen den Philippinen und China, die um | |
Gebiets- und Fischrechte im Südchinesischen Meer ringen. Dutertes Vorgänger | |
Benigno „Noynoy“ Aquino hatte Hilfe bei der früheren Kolonialmacht USA | |
gesucht. Die bauten ihre Militärpräsenz auf den Philippinen aus und ließen | |
ihre Muskeln im geopolitischen Konflikt mit China spielen. | |
Im Sommer errangen die Philippinen einen Etappensieg vor dem | |
internationalen Schiedsgericht in Den Haag. Das erklärte Chinas | |
Besitzansprüche für nichtig, was Peking mit Missachtung straft. Duterte | |
tönte im Wahlkampf: „Ich werde mit einem Jetski auf die umstrittenen Inseln | |
fahren und die philippinische Fahne hissen!“ | |
Davon will er nun nichts mehr wissen. „Alles, was ich möchte, ist, dass | |
philippinische Fischer in der Region wieder arbeiten können“, sagte er vor | |
seiner Abreise. Den Inselstreit werde er allenfalls behutsam erwähnen. Das | |
sind brave Äußerungen von einem, der für seine groben Sprüche bekannt ist. | |
## Washington kritisiert Duterte, Peking nicht | |
Erbost über Kritik an seinem Drogenkrieg, der schon mehr als 3.500 Opfer | |
gefordert hat, verwünschte Duterte bereits mehrfach die USA, die UN und die | |
EU. Sein Außenminister Perfecto Yasay versuchte anfangs noch, das | |
zerschlagene diplomatische Porzellan zu kitten. Inzwischen hat er es | |
aufgegeben und sagt über seinen Chef: „Er ist eben so.“ | |
Was steckt hinter Dutertes Abrücken vom mächtigen Verbündeten Amerika? Der | |
ungehobelte Poltergeist, der sich selbst als Sozialist bezeichnet, will zum | |
einen mehr Unabhängigkeit von „imperialistischen Staaten“. | |
Als Nationalist kann er die ehemaligen Kolonialherren nicht ausstehen: „Wir | |
sind nicht euer Fußabtreter, sondern ein souveräner Staat“, schimpfte er | |
erst kürzlich. „Wir brauchen euch nicht. Ich kann mich an China wenden.“ | |
Präsident Xi Jinping sei ein „großer Anführer“, lobt Duterte. Dieser | |
wiederum findet Dutertes Durchgreifen im Drogenmilieu gut. | |
## Duterte hofft auf wirtschaftliche Vorteile | |
Von diesem Kuschelkurs erhofft sich Manila die Wiederbelebung des Handels | |
sowie Investitionen und Entwicklungshilfe, die der Inselstaat bei | |
Infrastruktur und Energie dringend braucht. Auch ein auf 25 Jahre | |
angelegter Waffendeal soll verhandelt werden. Ein weiterer Affront für die | |
USA, die bisher 75 Prozent der militärischen Ausrüstung lieferten. | |
„Aber mit den USA zu brechen wird er nicht wagen“, analysiert der linke | |
philippinische Soziologieprofessor Walden Bello die Annäherungsversuche an | |
Peking. „Duterte weiß, wie destabilisierend das für ihn persönlich und sein | |
Land sein könnte. Aber es macht ihm Spaß, den reichen Westen zu | |
verunglimpfen. Es ist die Freude eines verwöhnten Kindes, das unbedingt die | |
Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewinnen möchte.“ | |
China ist dabei der lachende Dritte: „Großzügigkeit gegenüber Präsident | |
Duterte dient vor allem China. Es ist eine goldene Gelegenheit für Peking, | |
die Strategie der USA im Südchinesischen Meer zu untergraben, indem sie | |
deren bisherigen Stützpunkt in der Konfliktregion, die Philippinen, quasi | |
neutralisieren“, warnt Juraprofessor Jay Batongbacal. „Während China nur | |
gewinnen kann, bleibt das Schicksal der Philippinen dabei unklar.“ | |
18 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Hilja Müller | |
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