# taz.de -- Ökologe über dieselfreie Innenstadt: „In Madrid sterben 2.000 M… | |
> Dieselfrei? Geht doch nicht? Die Bürgermeisterin von Madrid findet: doch. | |
> Und zwar schon 2025. Wie das gehen soll, erklärt der Ökologe Paco Segura. | |
Bild: Gedieselt wird nicht: Innenstadt in Madrid | |
Herr Seguro: Madrid ist neben Paris, Athen und Mexico City eine von vier | |
Städten, die ab 2025 frei von Dieselfahrzeugen sein wollen. Was bringt das? | |
Paco Segura: Wenn dies tatsächlich umgesetzt wird, wird sich die | |
Luftqualität entscheidend verbessern. Madrid hat ein schweres Problem was | |
die Verunreinigung der Luft durch Stickoxide angeht. Und die Stickoxide | |
stammen hauptsächlich vom Dieselverkehr. Seit 2010 die dazugehörigen | |
EU-Richtlinien in Kraft sind, verfehlt Madrid Jahr für Jahr das Ziel. Es | |
drohen hohe Bußgelder der EU. Um die Luft zu verbessern und um die drei | |
Millionen Madrilenen zu schützen, geht es wohl nicht ohne drastische | |
Maßnahmen. | |
Jetzt ist von 2025 die Rede. Ist das nicht ein Schritt zurück? Das Rathaus | |
wollte bisher den Verkehr weitgehend bereits im Jahr 2020 einschränken. | |
Dieselfrei 2025 ist ein langfristiger Plan. Das heißt nicht, dass die Stadt | |
bis dahin auf andere unumgängliche Maßnahmen wie die schrittweise | |
Einschränkung des Verkehrs im Stadtzentrum und die Restriktion besonders | |
stark kontaminierender Fahrzeuge verzichten kann. Das eine schließt das | |
andere nicht aus. | |
Genügt es, den Dieselverkehr aus der Stadt zu verbannen, oder müsste nicht | |
der gesamte Verkehr mit Verbrennungsmotoren aus den Städten verboten | |
werden? | |
Mittelfristig müssen wir den gesamten Verkehr mit Verbrennungsmotoren aus | |
den Städten verbannen, Diesel und Benziner. Aber am dringlichsten, da sie | |
die Luft am stärksten belasten, sind die Dieselfahrzeuge. | |
Was geschieht mit den Zulieferfahrzeugen? Die fahren fast alle mit Diesel. | |
Den Zulieferern muss eine Frist gesetzt werden, in denen sie auf weniger | |
schädliche Fahrzeuge, zum Beispiel mit Elektromotoren, umstellen können. | |
Außerdem muss das gesamte System der Be- und Entladung innerhalb der Stadt | |
überdacht werden, um den Verkehr zu rationalisieren. Privatverkehr lässt | |
sich wesentlich einfacher einschränken. Bereits jetzt haben wir in Madrid | |
ganze Stadtteile, in denen nur noch Anwohner fahren dürfen. Diese Zonen | |
müssen umgehend ausgeweitet werden. | |
Und was passiert mit den Anwohnern, die ein Dieselfahrzeug haben? Die | |
können doch nicht einfach gezwungen werden dies zu verschrotten? | |
Das ist relativ. Der Staat kann Steuern auferlegen und andere Maßnahmen | |
durchsetzen, wie zum Beispiel das Rauchverbot in geschlossenen Räumen. Es | |
geht darum Vorteile und Nachteile abzuwägen. Es geht um die Gesundheit der | |
Bevölkerung. In Madrid sterben jährlich mehr als 2.000 Menschen durch die | |
schlechte Luft, die wir hier atmen. Das ist ein schwerwiegendes Problem, | |
das wir in Angriff nehmen müssen. Wenn der Verkehr mit Verbrennungsmotoren | |
verboten werden muss, dann wird er verboten. So einfach ist das. Du kannst | |
ja auch nicht einfach im Park ein Lagerfeuer machen. Diese Politik muss gut | |
erklärt werden. | |
3 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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