| # taz.de -- Strafzahlung an Brüssel droht: Öko-Gesetz ruht und ruht und ruht … | |
| > Eine EU-Norm regelt, dass Verbände gegen Bauvorhaben mit Umweltbezug | |
| > klagen können. Die Bundesregierung bekommt sie nicht umgesetzt. | |
| Bild: Ein von Fluglärm Betroffener in Frankfurt/M. Das Gesetz könnte ihm helf… | |
| Berlin taz | Deutschlands Umweltverbände haben weiterhin weniger | |
| Klagerechte, als ihnen internationales Recht zugesteht. Am Mittwoch | |
| verschob der Umweltausschuss des Bundestags auf Antrag der Unionsfraktion | |
| wieder einmal die Änderung des Umweltrechtsbehelfsgesetzes (UmwRG). | |
| Diese Novelle soll europäisches Recht umsetzen, das den Ökoverbänden | |
| deutlich mehr Rechte bei Einsprüchen und Klagen gegen Bauvorhaben einräumt. | |
| Weil die Bundesrepublik diese Umsetzung schon seit Jahren verschleppt, | |
| droht nun eine millionenschwere Strafzahlung an Brüssel. | |
| Die Neufassung des UmwRG soll Defizite bei der Umsetzung der | |
| „Aarhus-Konvention“ beseitigen, die seit 2007 allen Bürgern Rechte in | |
| Umweltverfahren gibt. Nach dem UmwRG könnten die Verbände gegen jedes | |
| Bauvorhaben mit Umweltbezug klagen – und nicht nur wie bisher gegen große | |
| Anlagen. Im Gerichtsverfahren würde die „Präklusion“ abgeschafft. | |
| Umweltschützer könnten dann auch nach dem Genehmigungsverfahren noch | |
| Erkenntnisse in den Prozess einbringen: Wer also den bedrohten Feldhamster | |
| erst nach Prozessbeginn auf der umstrittenen Wiese findet, kann das jetzt | |
| als Argument anbringen. | |
| Für die Umweltschützer ganz wichtig: Angreifbar sind bereits Vorplanungen | |
| großer Infrastrukturprojekte: Pläne zur Luftreinhaltung in Städten oder | |
| Lärmaktionspläne an Flughäfen. Und Umweltschützer können Behörden zu | |
| „nachträglichen Anordnungen verpflichten lassen“ – etwa, wenn sich | |
| herausstellt, dass ein Kraftwerk trotz gültiger Betriebserlaubnis zu viel | |
| Quecksilber ausstößt. | |
| ## In zwei Wochen wieder auf der Tagesordnung | |
| Umweltschützer hoffen darauf, dass das neue Gesetz ihnen schärfere Waffen | |
| etwa gegen Ställe der Massentierhaltung, den Abbau der Braunkohle oder | |
| Flughafenplanungen in die Hand gibt. Es werde „gerechter zugehen“, sagt | |
| Dirk Tessmer, Anwalt des Umweltverbands BUND. „Wir könnten uns um die | |
| schlimmsten Verstöße kümmern.“ | |
| Oliver Kalusch vom Bundesverband Bürgerinitiativen begrüßt die „deutliche | |
| Ausweitung unserer Rechte“. Die Umweltschützer hoffen durch das UmwRG auch | |
| auf ein Signal an die Behörden, in Zukunft schon von vornherein | |
| sorgfältiger zu arbeiten. | |
| Bisher hängt die Gesetzesänderung allerdings im Parlament fest. Der | |
| Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hatte im September klar | |
| gemacht, dass er die Änderungen „kritisch bewertet“: Es greife „stark in | |
| das bisher bewährte deutsche Rechtssystem ein und wird zu einer | |
| Verlängerung des Verfahrens und größerer Rechtsunsicherheit führen“. Dies… | |
| Meinung schloss sich die Union an, die noch Abstimmungsbedarf sieht, obwohl | |
| das Gesetz bereits die Pläne für bestimmte Rohstoff- und Windkraftprojekte | |
| von der Klagemöglichkeit ausnimmt. | |
| Opposition und Umweltverbände argumentieren andersherum: „Je früher die | |
| Menschen am Verfahren beteiligt werden, desto eher werden Probleme | |
| ausgeräumt“, sagt die Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn. „Die Verfah… | |
| gehen schneller.“ | |
| Der parlamentarische Prozess jedenfalls ist gebremst. In zwei Wochen soll | |
| das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen. Dann ist es nur im | |
| Eilverfahren zu schaffen, das UmwRG bis 2017 umzusetzen. Der Text kann | |
| durch Ausnahmen und Fristenregeln verwässert werden – aber eine Alternative | |
| gibt es nicht. EU und der Koalitionsvertrag bestehen auf einer | |
| „1:1-Umsetzung“ von Europarecht in deutsche Gesetze. | |
| 1 Dec 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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