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# taz.de -- Brandstiftung in Münsteraner Unterkunft: Der Angeklagte wusste, wa…
> 50 Flüchtlinge sollten in Münster in eine neue Unterkunft einziehen. Zwei
> Männer zündeten deshalb das Gebäude an. Im Prozess geben sie sich
> reumütig.
Bild: Einer der Angeklagten am Freitag im Landgericht Münster
Münster dpa | Erst am Freitag hat der Prozess um zwei [1][Brandanschläge]
auf eine noch leerstehende Flüchtlingsunterkunft in Münster begonnen. Nach
den Kölner Silvestervorfällen hätten die Angeklagten verhindern wollen,
dass dort 50 Flüchtlinge einziehen, sagen die 23 und 25 Jahre alten Männer
zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Münster.
Die beiden jungen Männer kennen sich schon seit Jahren. Zu ihren
wesentlichen Freizeitbeschäftigungen zählte es, gemeinsam Unmengen Schnaps
zu trinken, berichteten sie den Richtern. So viel, bis sie am nächsten Tag
oft nicht mehr wussten, wie der Abend zu Ende gegangen war. Peinlich ist es
dem 23-Jährigen, als er erzählt, dass er sich einmal im betrunkenen Zustand
vor seinen Freunden nackt ausgezogen hat. Sein zwei Jahre älterer Freund
gibt an, dann auch schon mal ohne Führerschein mit dem Auto durch Münster
gefahren zu sein.
Betrunken waren die jungen Männer auch am Abend des 27. April. Doch der
25-Jährige räumt ein: „Ich wusste schon noch, was ich tat.“ Zusammen mit
seinem Freund schlug er in dieser Nacht mehrere Fenster der noch im Bau
befindlichen Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft ein. Drinnen
verteilten sie Brennpaste und steckten damit Tapetenrollen in Brand. Danach
fuhren sie nach Hause.
„Als wir am nächsten Tag in den Nachrichten gehört haben, dass sich der
Schaden schnell beheben lassen würde, waren wir sauer“, sagt der 23-Jährige
den Richtern. Er selbst habe schon da mit dem Gedanken gespielt, einen
weiteren Anschlag zu verüben. Aber er habe warten wollen, bis sich die
Aufregung gelegt hatte.
## Karte der Brandanschläge 2015
Anfang Juni zog der 23-Jährige alleine los. Erneut schlug er Fenster ein,
diesmal hatte er eine Flasche mit Bioethanol als Brandbeschleuniger
mitgebracht. Im Technikraum der Unterkunft legte er Feuer. Es entwickelte
sich ein Großbrand mit massivem Sachschaden. „Mindestens 650.000 Euro“,
heißt es in der Anklageschrift. Die Unterkunft musste abgerissen werden.
Schon einen Tag nach dem zweiten Brandanschlag konnte die Polizei den
23-Jährigen festnehmen. Kurz darauf folgte ihm sein Freund in die
Untersuchungshaft. Sie hätten eingesehen, dass sie einen großen Fehler
gemacht hätten, beteuern beide Angeklagten am Freitag.
„Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte“, fügt der 25-Jährige hin…
Er war als Kind mit seiner Familie aus Polen nach Deutschland gekommen.
Sein mitangeklagter Freund hat eine Partnerin mit marokkanischen Wurzeln.
„Können sie mir das alles erklären? Ich verstehe es nämlich nicht“, fragt
der Richter. Die Antwort: Kopfschütteln.
13 Nov 2016
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