| # taz.de -- Anschlag auf Flüchtlingshaus in Altena: Knast für die Brandstifter | |
| > Ein Feuerwehrmann verübte zusammen mit einem Freund einen Anschlag auf | |
| > ein von Flüchtlingen bewohntes Haus in NRW. Nun müssen sie in Haft. | |
| Bild: Keine versuchter Mord, urteilten die Richter – Knast gibt's trotzdem | |
| Hagen dpa | Mit Haftstrafen wegen schwerer Brandstiftung ist der Prozess um | |
| einen Brandanschlag auf ein von syrischen Flüchtlingen bewohntes Haus im | |
| nordrhein-westfälischen Altena zu Ende gegangen. Eine Verurteilung der | |
| beiden Angeklagten wegen versuchten Mordes lehnte das Hagener Schwurgericht | |
| am Montag ab. Die Richter hielten sechs Jahre Haft für den angeklagten | |
| Feuerwehrmann und fünf Jahre Haft für dessen Freund für angemessen und | |
| ausreichend. | |
| Der 26-jährige Feuerwehrmann war nach Ansicht der Richter die treibende | |
| Kraft bei der Tat. Der Mann habe nicht gewollt, dass in seiner | |
| unmittelbaren Nachbarschaft Flüchtlinge einzögen. Seine Freundin habe sogar | |
| damit gedroht, in diesem Fall aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. | |
| In der Nacht auf den 3. Oktober 2015 sei der 26-Jährige schließlich | |
| zusammen mit seinem Freund in das Haus der Flüchtlinge geschlichen. Auf dem | |
| Dachboden habe er Benzin verschüttet und angezündet. Dann sei er nach unten | |
| geklettert, habe die Luke geschlossen und sei mit seinem Mittäter | |
| verschwunden. | |
| Vor allem das Schließen der Luke werteten die Richter als Indiz dafür, dass | |
| die beiden Angeklagten möglicherweise bewusst vermeiden wollten, dass die | |
| Bewohner des Hauses zu Schaden kamen. Ohne den nötigen Sauerstoff von unten | |
| entwickelte sich kein loderndes Feuer, sondern ein Schwelbrand, der erst am | |
| nächsten Mittag von Nachbarn entdeckt wurde. | |
| „Wir müssen im Zweifel davon ausgehen, dass die Angeklagten auf einen guten | |
| Ausgang gehofft und diesen auch erwartet haben“, sagte die Vorsitzende | |
| Heike Hartmann-Garschagen in der Urteilsbegründung. | |
| ## Die Täter sind rechtsextrem | |
| Auf der anderen Seite steht für die Richter fest, dass es sich bei der Tat | |
| um eine „fremdenfeindliche Attacke“ gehandelt hat. Die beiden Freunde | |
| hätten eine verfestigte ausländerfeindliche Gesinnung. „Daraus dürfen wir | |
| aber nicht den zwingenden Schluss ziehen, dass sie auch mit dem Tod der | |
| Hausbewohner einverstanden gewesen wären“, so die Vorsitzende des | |
| Schwurgerichts. | |
| Die Hinweise auf die rechtsextreme Einstellung der Angeklagten waren erst | |
| im Laufe des Verfahrens aufgetaucht, nachdem die beiden Anwälte der | |
| syrischen Familien noch einmal die Handydaten der Verdächtigen ausgewertet | |
| hatten. Dabei waren ihnen zahlreiche Bilder und Textnachrichten | |
| aufgefallen, in denen rechtsradikales Gedankengut verbreitet wurde. Bei der | |
| Auswertung der Handys durch die Polizei waren diese Dateien nicht erwähnt | |
| worden. | |
| 12 Sep 2016 | |
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