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# taz.de -- Trump will gleich acht Jahre regieren: Versprechen und verschweigen
> Der kommende US-Präsident empfiehlt Nigel Farrage als britischen
> Botschafter und rechnet mit TV-Sendern ab. Über feiernde Neonazis
> schweigt er.
Bild: Tür zu: Trump macht neue Versprechen. An alte erinnert er sich nicht
New York taz | Zwei Wochen nach seiner Wahl hat der angehende Präsident der
USA seinen Landsleuten per YouTube mitgeteilt, was er bei seinem
Amtsantritt im Weißen Haus tun will. An die Adresse Londons schlug er per
Tweet vor, den radikalen Nationalisten Nigel Farrage zum britischen
Botschafter in Washington zu machen.
Den Medien, auf die er schon in seinem Wahlkampf eingedroschen hatte, gab
er immer noch keine Pressekonferenz. Stattdessen lud er am Montag die Chefs
der großen TV-Sender in seinen Turm in New York ein, um ihnen hinter
verschlossenen Türen die Leviten zu lesen. Am Dienstagmorgen um 6 sagte er
– ebenfalls per Tweet – ein Treffen mit der New York Times ab und erklärte,
er wolle sich stattdessen auf seine Regierung „für die nächsten acht Jahre�…
(sic!) konzentrieren. Später hieß es, er werde nun doch an einem Treffen
mit der Zeitung teilnehmen.
In seiner zweieinhalbminütigen Video-Absichtserklärung schloss der kommende
US-Präsident erwartungsgemäß das Kapitel des transpazifischen Freihandels
(TPP) und kündigte eine Neuverhandlung des nordamerikanischen Binnenmarktes
mit Kanada und Mexiko (Nafta) an. Zugleich öffnete er die Schleusen für
ungehindertes Ölbohren und Fracken und teilte mit, dass er Richtlinien
aller Art abschaffen wolle – nach seinem Wahlkampf zu urteilen sind damit
vor allem Umwelt- und Sozialrichtlinien gemeint. Und Trump sagte, dass er
den Einfluss von Lobbyisten in Washington beschränken will.
Auffallend ist, dass Trump in seinem Video mehrere zentrale
Wahlkampfversprechen für seinen erste ersten Amtshandlungen im Oval Office
nicht einmal mehr erwähnte: Er schwieg über die Mauer, die er längs der
Südgrenze zu Mexiko bauen wollte, er schwieg über Barack Obamas
Gesundheitsreform, die er abschaffen wollte, und er schwieg zum
internationalen Iran-Abkommen, das er stornieren wollte. Auch vom Kampf
gegen den Terrorismus bis hin zum Druck auf die Nato-Partner war nicht mehr
die Rede.
## „Wie ein Erschießungskommando“
Unterdessen machte der nördliche Nachbar der USA bereits eigene – und in
die entgegengesetzte Richtung gehende – Vorschläge für die Zukunft von
Nafta. Kanadas Premierminister Justin Trudeau will über eine Verbesserung
der Löhne und der Rechte von Beschäftigten verhandeln. London lehnte die
Einmischung Trumps in die britische Diplomatie trocken mit dem Hinweis ab,
es gäbe in der Botschaft keine Vakanzen. Und aus dem geheimen Treffen
zwischen Trump und den Spitzen der Medien sickerte heraus, dass es sich
angefühlt habe „wie ein Erschießungskommando“.
Gegenüber einer anderen Gruppe hingegen zeigte Trump nachsichtiges
Schweigen. Auch zwei Tage nachdem mehrere Hundert US-Neonazis in Washington
die Wahl mit dem Ruf „Heil Trump“ gefeiert und einige von ihnen wiederholt
den rechten Arm zum „Sieg Heil“-Gruß erhoben, hat der kommende US-Präside…
diese Unterstützer nicht kritisiert.
22 Nov 2016
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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