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# taz.de -- Weiter Jagd auf Meeressäuger: Walschutz im Schneckentempo
> Schon wieder kein Schutzgebiet im Südatlantik. Trotzdem sind Tierschützer
> zufrieden mit dem Ergebnis der Walschutzkonferenz.
Bild: Buckelwal vor der Küste Ecuadors
Stockholm taz | Die Walschützer sind bescheiden geworden. Als „sehr
erfreulich“ bewertet „Pro Wildlife“ die Gesamtbilanz der am Freitag zu En…
gegangenen Jahrestagung der „Internationalen Walfangkommission“ (IWC) im
slowenischen Portoroz – und begründet das damit, dass „alle Versuche Japans
und seiner Unterstützer, neue Rechtfertigungen für den Walfang zu
etablieren und Schutzinitiativen zu blockieren“ gescheitert seien.
Gescheitert ist aber auch der wiederholte Versuch, ein Walschutzgebiet im
Südatlantik einzurichten. Und betrachtet man die Positivbilanz des
Treffens, ist das, was für einen besseren Walschutz erreicht wurde, recht
überschaubar. „Wir haben wertvolle Zeit verloren“, beklagt deshalb auch
„Pro Wildlife“.
Da fand zum einen zwar eine von Australien und Neuseeland initiierte
[1][Resolution zu Japans Forschungswalfang] eine Mehrheit, in der die
IWC-Gremien aufgefordert werden, diese „Scheinwissenschaft, die nur
kommerzieller Walfang unter falscher Flage ist“ (Matt Collis vom
„International Fund for Animal Welfare“ ) durch eine Expertenkommission
besser zu kontrollieren. Die praktischen Auswirkungen dürften aber eher
gering bleiben. „Die IWC hat keine Zähne“, sagt Nicolas Entrup von der NGO
„Oceancare“: „Es hängt vom Goodwill ab.“
Japan hat in der Vergangenheit immer wieder demonstriert, dass die
Internationale Walfangkonvention genug Schlupflöcher bietet. Wird wie im
Frühjahr 2014 dieser Walfang von einem Gericht gestoppt, legt man eben
kurzerhand ein neues „Forschungsprogramm“ auf – und das Spiel beginnt von
vorne. Die erforderliche Dreiviertelmehrheit für ein gänzliches Verbot des
„wissenschaftlichen Walfangs“ dürfte es in der IWC noch lange nicht geben.
Auch eine weitere mehrheitlich gegen die Fraktion der Walfangländer
verabschiedete [2][Resolution] wird erst einmal keine unmittelbare Wirkung
entfalten. Eingebracht von Chile und unterstützt von mehreren
lateinamerikanischen Ländern, wird in ihr der Beitrag der Meeressäuger für
ein funktionierendes Ökosystem hervorgehoben.
## „Chemische Suppe“ der Ozeane
Dabei wird vor allem auf ihre Funktion bei der Durchmischung der
„chemischen Suppe“ der Ozeane Bezug genommen: Große Teile ihrer Nahrung
holen die Großwale aus tiefen Wasserschichten. Ihre Exkremente hinterlassen
sie an der Wasseroberfläche, wo sie Nährstoffe für Phytoplankton und andere
Kleinorganismen sind. Diese Organismen wiederum dienen in der weiteren
Nahrungskette nicht nur als Nahrung für Fische.
Phytoplankton produziert Sauerstoff, saugt Kohlendioxid aus der Luft und
hilft dadurch, die globale Erwärmung zu begrenzen. „Statt wie behauptet den
Fischbestand zu reduzieren, verbessern die Wale die Nahrungsgrundlage für
die Primärproduktion in Fischgründen“, betont die Resolution. „Wale sind
unsere Partner und nicht unsere Konkurrenten“, erklärte die belgische
IWC-Delegierte Stephanie Langerock in Portoroz: „Sie zu retten bedeutet uns
selbst zu retten.“
Die Kritik vorwiegend seitens der EU und der USA am fortgesetzten
kommerziellen Walfang Norwegens und Islands, scheint dort wie in der
Vergangenheit auf taube Ohren zu stossen. „Es gibt weltweit eben zwei
Meinungen“, sagte der isländische IWC-Delegierte Jóhann Guðmundsson: „Wir
gehören zu der, die es für vertretbar hält, die Walbestände wirtschaftlich
zu nutzen.“
31 Oct 2016
## LINKS
[1] http://uk.whales.org/sites/default/files/iwc6611_dr_on_improving_the_review…
[2] http://uk.whales.org/sites/default/files/iwc6615_draft_resolution_on_cetace…
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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