| # taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Ein neuer Anlauf bei der UNO | |
| > Nach dem Ende der Feuerpause in Aleppo kommt es wieder zu Kämpfen. Ban Ki | |
| > Moon fordert ein Eingreifen der UN-Generalversammlung. | |
| Bild: Aufräumarbeiten im Rebellengebiet in Aleppo | |
| Angesichts der Handlungsunfähigkeit des UNO-Sicherheitsrates im | |
| Syrienkonflikt und der fortgesetzten Blockade humanitärer Hilfslieferungen | |
| selbst während der jüngsten, am Samstagabend beendeten Waffenruhe in Aleppo | |
| mehren sich die Stimmen für ein Eingreifen der Generalversammlung. | |
| Als bislang prominenteste Stimme plädierte UN-General Ban Ki Moon Ende | |
| letzter Woche für eine Notstandssondersitzung der 193 UN-Mitgliedstaaten. | |
| „Ich bedauere, dass der Sicherheitsrat nicht in der Lage war, seine | |
| Verantwortung für Frieden und Sicherheit in Syrien wahrzunehmen“, erklärte | |
| der Generalsekretär. Er rief alle Mitgliedstaaten der Generalversammlung | |
| auf, „ihre kollektive Verantwortung“ für die in Syrien bedrohten Menschen | |
| wahrzunehmen. | |
| Ban machte seine Äußerungen bei einer Unterrichtung der 193 | |
| BotschafterInnen in der Generalversammlung über die Lage in Syrien. Das | |
| Treffen wurde auf Antrag Kanadas mit Unterstützung von 70 Staaten | |
| einberufen. Laut dem Antrag der Regierung in Ottawa sollte bei der Sitzung | |
| auch „ausgelotet werden, ob eine Mehrheit für die Einberufung einer | |
| formellen Notstandssondersitzung zu Syrien existiert“. | |
| Auf Basis der Resolution „United for Peace“ (Gemeinsam für den Frieden), | |
| die die Generalversammlung 1950 angesichts der damaligen | |
| Handlungsunfähigkeit des Sicherheitsrates im Koreakonflikt verabschiedet | |
| hatte, kann eine derartige Sondersitzung auf zwei Wegen einberufen werden: | |
| entweder auf Verlangen einer einfachen Mehrheit von mindestens 97 der 193 | |
| Mitgliedstaaten der Generalversammlung oder durch eine Mehrheit von | |
| mindestens neun der 15 Mitglieder des Sicherheitsrates. | |
| Bei einem solchen Beschluss hätten etwaige Neinstimmen der fünf ständigen | |
| Ratsmitglieder USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien keine | |
| Vetowirkung. Seit 1950 hat die Generalversammlung zehn Mal | |
| Friedensresolutionen zu internationalen Konflikten verabschiedet, weil der | |
| Sicherheitsrat blockiert war. | |
| ## Keine Sicherheitsgarantien für Hilfe | |
| Auf einer Notstandssondersitzung zu Syrien könnte die Generalversammlung | |
| eine Resolution beschließen mit Forderungen an alle im Syrienkrieg | |
| beteiligten Akteure – zu einer Waffenruhe, zur Einstellung von | |
| Luftangriffen, zum Stopp von Waffenlieferungen, zur Aufhebung aller | |
| Belagerungen von Städten und der Zulassung humanitärer Hilfe. | |
| Nach dem Scheitern der Waffenruhe in Aleppo ist ein Eingreifen der | |
| Generalversammlung noch wahrscheinlicher. Die Mitte letzter Woche von | |
| Russland verkündete dreitägige Feuerpause endete am Samstagabend um 18 Uhr. | |
| Kurz darauf kamen es wieder zu heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen | |
| und Rebellenmilizen sowie zu Bombardements durch russische und syrische | |
| Luftstreitkräfte. | |
| Während der Feuerpause konnten die humanitären UN-Organisationen weder | |
| Hilfslieferungen nach Aleppo bringen noch rund 200 schwerstverwundete | |
| Personen evakuieren. Denn die dafür erforderlichen Sicherheitsgarantien | |
| erhielt die UNO weder von der Regierung Assad noch von der im Ostteil | |
| Aleppos präsenten Al-Nusra-Front. | |
| Russland hatte nicht nur die Kämpfer der Front, sondern auch alle anderen | |
| von Moskau und Damaskus als „Terroristen“ bezeichneten Rebellen in | |
| Ostaleppo aufgefordert, während der Feuerpause ihre Waffen niederzulegen | |
| und die Stadt zu verlassen. Dem folgten bis Samstagabend nach Darstellung | |
| Russlands und der UN0 weniger als 20 Kämpfer. Und nur einige Zivilisten | |
| machte von der Möglichkeit Gebrauch, die Stadt zu verlassen. | |
| 23 Oct 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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