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# taz.de -- Ausfälle und Verspätungen bei Tuifly: Die Kunden vergessen schnell
> Tuifly will ab sofort wieder alle Flüge anbieten. Einige Forderungen der
> ArbeitnehmerInnen werden erfüllt. Experten befürchten keinen
> langfristigen Imageschaden.
Bild: Tuifly will wieder abheben
Berlin dpa | Die Fluggesellschaft Tuifly macht ihren PassagierInnen
Hoffnung, dass am Sonntag wieder alle Maschinen regulär abheben. „Wir
werden das gesamte Flugprogramm der Tuifly fliegen können“, sagte ein
Sprecher der Airline am Samstagabend. Die Zahl der Krankmeldungen bei den
Crew-Mitgliedern nehme ab. Die Fluggesellschaft prüfe, ob noch zusätzlich
Maschinen gechartert werden müssten. Man erwartete, dass alle 114 Flüge am
Sonntag stattfinden können.
Bei der Airline kam es tagelang zu massiven Ausfällen und Verspätungen,
[1][weil sich viele Besatzungen krank gemeldet hatten]. Allein am Samstag
wurden mehr als 100 Verbindungen gestrichen. Vor einer Woche war bekannt
geworden, dass Tuifly in eine neue Dachholding unter Führung von Etihad
integriert werden soll. VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen befürchteten
Jobverluste und kritisierten unkonkrete Informationen.
Seitdem hatten zahlreiche Krankmeldungen für Ausfälle gesorgt. Tausende
Passagiere waren betroffen. Am Freitag kam Tui den Forderungen der
ArbeitnehmerInnen mit einer mindestens dreijährigen Standort- und
Tarifgarantie entgegen. Zudem wurde eine Entscheidung über die geplante
Neuordnung auf Mitte November verschoben.
Die Flugausfälle der Vortage führen nach Meinung eines Tourismusforschers
zu einem kurzfristigen Imageschaden. Derzeit sei der Schaden relativ groß,
sagte Rainer Hartmann von der Hochschule Bremen. Potenzielle KundInnen
würden das aber – wie in vielen Bereichen des Tourismus – auch schnell
wieder vergessen. Gerade bei der Wahl von Fluglinien achte man vor allem
auf Sicherheit und auf den Preis.
## Auch Air Berlin musste Flüge streichen
„Ich denke, dass das relativ schnell wieder vergessen sein wird“, sagte
Hartmann, der zu Freizeit- und Tourismusmanagement forscht. Das werde aber
auch davon abhängen, wie Tuifly mit Menschen umgehe, deren Flüge
ausgefallen seien. „Da sehe ich ein gewisses Risiko gerade.“ Der
Tui-Konzern hatte mitgeteilt, keine Entschädigungen an PassagierInnen
zahlen zu wollen. Er beruft sich auf höhere Gewalt, ReiserechtlerInnen
zweifeln das an. „Das kommt natürlich nicht so gut“, sagte Hartmann.
Auch der Tourismusforscher Torsten Kirstges hatte die Ankündigung der
Tuifly als ungeschickt bewertet. „Da hätte man sich besser bedeckt
gehalten“, sagte der Experte der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. Einen
langfristigen Imageschaden befürchte er nicht. „Das Gedächtnis der Urlauber
ist doch meist sehr kurzfristig.“ Auch die fortdauernden wirtschaftlichen
Schwierigkeiten beim Tuifly-Leasingkunden Air Berlin seien nach seiner
Einschätzung noch nicht beim breiten Publikum angekommen.
Die Probleme bei Tuifly führten auch am Samstag zu Flugausfällen bei Air
Berlin. Die Berliner strichen 23 von 78 Flügen, die eigentlich von Tuifly
für Air Berlin erbracht werden. Die übrigen Flüge sicherte das Unternehmen
mit Hilfe anderer Fluggesellschaften und mit Crews, die freiwillig
Sonderschichten leisten, wie eine Sprecherin sagte.
## Schlechte Kommunikation
Forscher Kirstges sagte zur Debatte um Tuifly, der soziale Umgang von
Fluggesellschaften mit ihren MitarbeiterInnen habe kaum Auswirkungen auf
die Ticket-Kaufentscheidung. „Da schlägt der günstige Preis die Moral und
Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern.“ Auch Hartmann von der
Hochschule Bremen erklärte, er glaube, am Ende sei für KundInnen meist der
Preis entscheidend.
Skeptisch äußerte sich Kirstges über die geschäftlichen Aussichten des
geplanten neuen Ferienfliegers mit rund 60 Flugzeugen, in dem Tuifly und
Teile von Air Berlin aufgehen sollen. Die geplante Gesellschaft stünde kaum
besser da als ihre Vorgänger. Unverständlich sei auch die schlechte
Kommunikation der Unternehmen gegenüber den eigenen MitarbeiterInnen, die
nun zusätzliche Millionenkosten verursache. „Denen schlagen die Pläne
mächtig auf den Magen.“
9 Oct 2016
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