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# taz.de -- Stellungnahme von Jan Böhmermann: Er kann auch ernst
> Mit einem Video äußert sich Jan Böhmermann zum eingestellten
> Strafverfahren gegen sich. Er findet ungewohnt deutliche Worte.
Bild: Mainzelmännchen muss mit: Böhmermanns Statement bei Youtube
Jan Böhmermann beginnt und endet wie man ihn kennt: mit einem Witz. Als
„Pressestatement“ hatte er seinen Auftritt angekündigt, da munkelten die
Medien-Branchendienste schon, ob Böhmermann wohl Fragen der Journalisten
zulassen werde. Das klang nach offizieller Erklärung, nach hektischen
Journalistenfragen in einem stickigen Konferenzraum. Aber auch das gehört
zur Böhmermann-Show: Punkt 16.30 Uhr veröffentlichte er [1][sein Statement
als Video] bei Youtube.
Hinter ZDF-Mainzelmännchen, einem Globus und seinem Laptop nimmt Böhmermann
Platz und beginnt zu lesen. Er freue sich, dass die Staatsanwaltschaft
Mainz nicht den Aufwand gescheut hätte, sich die Sendung vom 31. März
komplett anzuschauen. Bei ZDFneo könnten sie jeden Zuschauer gebrauchen.
Ein Böhmermann-Witz, er kokettiert gern mit seinem Spartensender.
Er freue sich auch, dass die Staatsanwaltschaft nun festgestellt hat, dass
er ein „unseriöser Quatschkopf“ sei. Damit stehe nun amtlich fest, dass es
[2][im Kern um einen Witz gehe]. „Die einen sagen: geschmacklos. Die
anderen sagen: zu diesem damaligen Zeitpunkt genau richtig.“
Doch dann wird der „unseriöse Quatschkopf“ ungewohnt seriös. Im Vergleich
zu dem, was kritische Journalisten, Satiriker oder Oppositionelle
durchmachten, sei das Theater um die „Böhmermann-Affäre“ schon wieder ein
großer trauriger Witz für sich. In diesem Moment säßen in der Türkei
Menschen in Haft, ohne Chance auf einen fairen Prozess. Deutsch-Türken
hätten Angst, öffentlich zu ihrer Meinung zu stehen, weil sie um die
Sicherheit ihrer Verwandten fürchten müssten. „Das ist scheiße, und genau
darum geht es“.
## Deutliche Kritik bislang vermieden
Es sind ungewohnt deutliche Worte von Jan Böhmermann. Nach der Aufregung
über sein „Schmähgedicht“ um den türkischen Staatspräsidenten Recep Tay…
Erdoğan, um „Ziegen ficken“ und „Fellatio mit hundert Schafen“, hatte …
Böhmermann sich lediglich [3][in einem Interview mit der Zeit] öffentlich
geäußert. In dem vermied er allerdings ernstzunehmende Antworten, sondern
bediente sich fast ausschließlich der Satire.
Allein in seinem Podcast „Sanft und Sorgfältig“, der mittlerweile „Fest …
Flauschig“ heißt, ließ er ab und zu erkennen, wie sehr ihn die Affäre
beschäftigte und wütend machte. Nun sagt er sogar: „Wenn ein Witz eine
Staatskrise auslöst, ist das nicht das Problem des Witzes sondern des
Staates“.
Einen Seitenhieb gibt Böhmermann nun auch dem ZDF mit. Für ihn als Künstler
sei es enorm wichtig, einen „starken, selbstbewussten
öffentlich-rechtlichen Sender mit klarer, unabhängiger Haltung und
selbstbewussten Redakteuren hinter sich zu wissen, der Streit, Diskurs und
Meinungsvielfalt nicht nur aushält, sondern auch befördert.“ Das ZDF hatte
alles andere als den Diskurs befördert: Am Tag nach der Erstausstrahlung
des Gedichts, löschte der Sender die Sendung aus der Mediathek und stellte
sie anschließend, um den umstrittenen Abschnitt gekürzt, wieder online. Der
Sender begründete die Entscheidung damit, dass die Sendung nicht den
ZDF-Qualitätsansprüchen an Satiresendungen entspreche.
Aber Böhmermann wäre nicht Böhmermann, wenn er sein hartes Urteil nicht
satirisch verpacken würde: Er beendet das Video mit dem Lied „Always look
on the bright side of life“. Irgendwas mit „Happy end“ hätte auch gut
gepasst.
5 Oct 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=T3SzUdeVewo
[2] /Ermittlungen-wegen-Schmaehgedichts/!5345526/
[3] http://www.zeit.de/2016/20/jan-boehmermann-interview-schmaehkritik/komplett…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
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Schwerpunkt Türkei
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