# taz.de -- AfD im Landtag Baden-Württemberg: Alle gegen die Rechtspopulisten | |
> Der Landtag hat einen Antrag der AfD für einen U-Ausschuss zu | |
> Linksextremismus gestoppt. Die kündigte eine Klage vor dem | |
> Staatsgerichtshof an. | |
Bild: Alle wenden sich gegen die AfD – auch der Grüne Hans-Ulrich Sckerl | |
Stuttgart taz | Die beiden AfD-Fraktionen im Landtag Baden-Württemberg | |
bekommen vorerst keinen Untersuchungsausschuss zu Linksextremismus. Bei der | |
ersten Sitzung nach der Sommerpause verwies das Parlament mit den Stimmen | |
der schwarz-grünen Regierungsfraktionen sowie der SPD und FDP den Antrag an | |
den Ständigen Ausschuss des Parlaments. | |
Der Antrag war nur möglich, weil die AfD-Abgeordneten seit dem Sommer in | |
zwei getrennten Fraktionen agieren. Der FDP-Abgeordnete Timm Kern | |
kritisierte: „Die repräsentative Demokratie lässt sich von Ihnen nicht | |
verhöhnen.“ | |
In der gleichen Sitzung änderte der Landtag auch das | |
Untersuchungsausschuss-Gesetz: Künftig können nur noch zwei Fraktionen | |
verschiedener Parteien oder 25 Prozent des Parlaments einen solchen | |
Ausschuss einsetzen. Alle Parlamentarier bis auf die AfD betonten, dies | |
entspreche dem Geist der Geschäftsordnung und beschneide keine Rechte der | |
Opposition. Für den ehemaligen Justizminister Ulrich Goll (FDP) war schon | |
die Anerkennung der beiden Fraktionen der AfD falsch. Er widersprach damit | |
einem staatsrechtlichen Gutachten, das der Landtag nach der Spaltung in | |
Auftrag gegeben hatte. | |
Die AfD hatte sich im Juni im Streit um den Abgeordneten Wolfgang Gedeon | |
aufgespalten. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen verließ mit 14 | |
Abgeordneten die Fraktion und gründete die Alternative für | |
Baden-Württemberg (ABW). Gedeon, dessen antisemitische Schriften damals | |
öffentlich wurden, ist seitdem fraktionsloser Abgeordneter, erhält aber | |
weiter eifrig Applaus aus den beiden AfD-Fraktionen. | |
## Getrennt bekommt die AfD mehr | |
Ende August hatten sich die beiden Fraktionen nach einem | |
Mediationsverfahren und Druck von der Parteibasis auf eine | |
Wiedervereinigung verständigt. Zwar wurde bei einer Klausur Jörg Meuthen | |
wieder zum gemeinsamen Fraktionschef gewählt, doch weitere Schritte lassen | |
auf sich warten. | |
Deshalb werfen Politiker aller Fraktionen AfD und ABW Kalkül vor. Nur | |
solange sie getrennt sind, ist es ihnen möglich, Ausschüsse zu beantragen. | |
Auch erhalten die Fraktionen getrennt Aufwandsentschädigungen, die den | |
Steuerzahler monatlich 63.000 Euro mehr kosten. Der Grüne Uli Sckerl warf | |
der AfD den Missbrauch von Oppositionsrechten vor. „Sie beschäftigt doch | |
nur die Frage, wie Sie sich möglichst kostengünstig wiedervereinigen | |
können.“ | |
Derweil wollen die AfD- und ABW-Fraktion sogar noch einen Ausschuss | |
beantragen: eine Enquete-Kommission zum Thema Islamismus. Neben der Frage, | |
ob dies zulässig ist, amüsierten sich die anderen Abgeordneten über die | |
handwerklichen Mängel der AfD-Vorlage, die offenbar eilig aus einem Antrag | |
zur Pflege-Enquete aus der vergangenen Legislatur zusammenkopiert wurde. So | |
ist im Islamismus-Antrag von „Pflegequalität“, „Prävention“ und | |
„Rehabilitation“ die Rede. „Ihr Korrekturprogramm hätte leuchten müssen… | |
ein Weihnachtsbaum“, sagte die CDU-Abgeordnete Nicole Razavi. | |
Für den Untersuchungsausschuss gegen Linksextremismus kündigten AfD und ABW | |
bereits im Vorfeld der Debatte eine Klage vor dem Staatsgerichtshof an, | |
falls auch der Ständige Ausschuss ihnen diesen verweigern sollte. Die Klage | |
könnte nach Einschätzung von Verfassungsrechtlern durchaus Erfolg haben. | |
Denn das Gesetz schließt verschiedene Fraktionen aus einer Partei nun mal | |
nicht explizit aus. | |
28 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Benno Stieber | |
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