# taz.de -- Wahlnachlese: SPD-Fehlersuche füllt sechzehn Seiten | |
> Eine Arbeitsgruppe der Sozialdemokraten attestiert Michael Müller eine | |
> schlechtes Image. Der räumt Fehler ein, will aber nicht für alles der | |
> Sündenbock sein. | |
Bild: Erlebte bei einer SPD-Wahlanalyse ein politisches Inferno: Partei- und Re… | |
Fehler eingestehen mochte Michael Müller durchaus. Aber den alleinigen | |
Sündenbock für das SPD-Ergebnis bei der Abgeordnetenhauswahl spielen, das | |
zwar zum Weiterregieren reicht, aber schlechter denn je war?Nein, das | |
wollte der SPD-Landevorsitzende und Regierende Bürgermeister dann doch | |
nicht. „Bei 21,6 Prozent hat niemand Anlass, mit dem Finger auf andere zu | |
zeigen“, äußerte sich Müller am Morgen nach einem SPD-internen | |
Analyseabend. In der Landesparteizentrale im Wedding hatten die führenden | |
Genossen am Dienstagabend zusammen gesessen und über Gründe für die | |
SPD-Verluste diskutiert – 2011 hatte die Partei noch über 28 Prozent | |
erzielt. | |
Eine dazu gleich nach der Wahl eingesetzte und von Vize-Parteichef und | |
Bildungsstaatssekretär Mark Rackles geleitete Arbeitsgruppe diagnostizierte | |
dabei in einem 16-seitigen Papier ein „personelles Profilproblem“: Müller, | |
in Umfragen 2015 noch äußerst beliebt, sei vor der Wahl als Regierungschef | |
und SPD-Spitzenkandidat „zu stark zum Streiter in einer zerstrittenen | |
Koalition geworden“. Es soll auch nicht gut angekommen sein, dass Müller | |
öffentlich allein CDU-Sozialsenator Mario Czaja und das ihm unterstehende | |
Lageso für das zeitweise miserable Flüchtlingsmanagement verantwortlich | |
machte | |
Aus Sicht der Arbeitsgruppe fehlten der SPD zudem sowohl der Glamour als | |
auch die Problemlösung. Müller hatte bereits bei seiner Bewerbung als | |
Wowereit-Nachfolger 2014 erst gar nicht versucht, seinen manchmal | |
glamourösen Vorgänger zu imitieren, hatte sich aber stattdessen als | |
zielorienterten nüchternen Arbeiter vorgestellt. | |
Müller bestätigte noch am Dienstagabend, dass auch aus seiner Sicht der | |
koalitionsinterne Streit bei den Wählern nicht gut angekommen sei. Doch um | |
Personalspiele könne es nun nicht gehen, legte er am Mittwochmorgen in | |
einem Radiointerview nach. | |
Hintergrund sind Beiträge von Fraktionschef Raed Saleh und anderen | |
SPD-Politikern in den vergangenen beiden Wochen, die teils über einen | |
Zeitungsartikel, teils über das Internet Müller kritisierten und einen | |
Neustart in der SPD forderten. Der sollte zwar nach Worten der Verfasser | |
nur inhaltlicher Natur sein. Doch legte die Schärfe der Kritik gerade bei | |
Saleh nahe, dass man auch über personelle Konsequenzen nicht traurig wäre. | |
Saleh hatte sich wie der damalige SPD-Landeschef Jan Stöß im Herbst 2014 | |
ebenfalls um den Posten des Regierungschefs beworben, bekam jedoch nur 17,8 | |
Prozent der Stimmen bekommen – Müller erhielt 59,1. | |
12 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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