# taz.de -- Wankas Offensive für digitales Lernen: Schüler sollen nicht nur d… | |
> Im Alleingang will Bildungsministerin Johanna Wanka eine Offensive für | |
> digitales Lernen an den Schulen starten. Das sorgt für Kritik. | |
Bild: Handschrift? Fehlanzeige | |
BERLIN taz | Vier Schüler sitzen vor einem Schulcomputer – so sieht es | |
statistisch gesehen in Deutschland aus. Die Pisa-Studien, die seit 2012 | |
auch Daten zum digitalen Lernen erheben, zeigen, dass Deutschlands Schulen | |
in diesem Bereich lediglich im Mittelfeld liegen. | |
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will das ändern. Am Mittwoch | |
präsentiert sie eine „Bildungsoffensive für die digitale | |
Wissensgesellschaft“. „Ich möchte die Schulen in Deutschland fit für die | |
digitale Welt machen. Schüler müssen heute lernen, auch digital zu lernen | |
und zu arbeiten, statt nur zu daddeln“, kündigte sie in der Bild am Sonntag | |
an. | |
Wanka plant einen Digital-Pakt: Der Bund soll in die digitale Ausstattung | |
der Schulen investieren, die Länder sorgen für pädagogische Konzepte, Aus- | |
und Fortbildung der Lehrer sowie gemeinsame technische Standards. Fünf | |
Milliarden Euro will die Ministerin aus ihrem Etat zur Verfügung stellen, | |
und zwar von 2017 bis 2021. | |
Wankas Offensive ist angelehnt an die Ziele der Digitalen Agenda der | |
Bundesregierung von 2014. Union und SPD vereinbarten damals, sich gemeinsam | |
mit den Ländern dafür einzusetzen, dass digitale Medien in allen | |
Institutionen des Bildungssystems vermehrt zum Einsatz kommen – von den | |
Kitas über Schulen und Hochschulen bis Weiterbildungseinrichtungen. | |
## Verwunderung bei den Ländern | |
Allerdings hat Wanka die Länder bei ihrem Vorstoß nun völlig außen vor | |
gelassen. Die hatten in der letzten Woche in Bremen getagt, Wankas | |
Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen saß wie immer mit am Tisch. Über | |
Wankas Pläne habe sie kein Wort fallen lassen. | |
Aus Länderkreisen hieß es, man sei verwundert, dass die Ministerin dann nur | |
wenige Tage später über die Bild am Sonntag ihren Vorschlag präsentiert | |
hatte, ohne die Kultusminister in Kenntnis zu setzen. „Die Länder waren | |
schon etwas überrascht“, sagte KMK-Sprecher Torsten Heil der taz. Zu | |
Details der Stategie könne man sich derzeit nicht äußern – man kenne sie ja | |
gar nicht. | |
Die Zuständigkeit für die Schulen liegt eigentlich bei den Ländern und laut | |
Grundgesetz darf sich der Bund finanziell nicht einmischen. Wanka hob | |
allerdings hervor, dass ihr Vorschlag verfassungskonform sei: Für die | |
Umsetzung ihres Vorhabens bedürfe es laut Wanka keiner Änderung des | |
Grundgesetzes, weil dieses eine Kooperation von Bund und Ländern auf dem | |
Gebiet der Informationstechnik erlaube. | |
## Pläne gehen nicht weit genug | |
Die SPD lobte Wankas Pläne, allerdings gehen sie ihr nicht weit genug. Die | |
Sozialdemokraten fordern, neben der digitalen Ausstattung auch in die | |
Sanierung von Schulen und den Ausbau von Ganztagsschulen zu investieren. | |
Der Parteivorstand hatte im September „Eckpunkte zur Modernisierung der | |
schulischen Bildung“ verabschiedet. „In der Inklusion und Integration sowie | |
der Verbesserung der Chancengleichheit haben wir auch noch viel zu tun“, | |
sagte der für Bildung zuständige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der | |
SPD Hubertus Heil der taz. | |
Neun Milliarden Euro bis 2021 fordert Heil von Wanka. Und die Bereitschaft | |
zur Grundgesetzänderung. Denn um die Wunschliste der SPD abzuarbeiten, | |
müsste die Verfassung geändert und das sogenannte Kooperationsverbot in | |
Bezug auf die Schulpolitik aufgehoben werden. „Wenn es der CDU nicht nur um | |
tolle Schlagzeilen mit digitalen Schulen geht, würden wir unser Programm | |
gerne gemeinsam umsetzen“, sagte Heil. | |
11 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Judith Freese | |
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