| # taz.de -- CSU und Merkels Flüchtlingspolitik: Bayern wittert Kurswechsel | |
| > In der CSU wird davor gewarnt, es mit der Kritik an der | |
| > Flüchtlingspolitik der Kanzlerin zu übertreiben. Das richtet sich | |
| > besonders an Generalsekretär Scheuer. | |
| Bild: Horst Seehofer sieht nichts Abwertendes in Andreas Scheuers Äußerung | |
| BERLIN dpa | Die CSU hat die Selbstkritik von Kanzlerin Angela Merkel in | |
| der Flüchtlingspolitik begrüßt und als Ankündigung eines Schwenks gewertet. | |
| „Das halte ich für einen hochrespektablen Akt“, sagte der stellvertretende | |
| CSU-Vorsitzende, Bundesagrarminister Christian Schmidt, der Deutschen | |
| Presse-Agentur. Bayerns Finanzminister Markus Söder lobte: „Ein Kurswechsel | |
| kündigt sich an. Die Aussagen der Kanzlerin sind schon beachtlich. Das ist | |
| ein richtiger Ansatz.“ In der Welt fügte er hinzu. „Aber natürlich müssen | |
| den Worten Taten folgen.“ Die von Merkel erneut abgelehnte CSU-Forderung | |
| nach einer Obergrenze für den Flüchtlingszuzug sei nicht verhandelbar. | |
| Im Streit um diesen Punkt mahnte die Chefin der CSU-Bundestagsgruppe, Gerda | |
| Hasselfeldt, beide Parteien zur Einigung. „In dem einem Punkt, wo CDU und | |
| CSU nicht beisammen sind, müssen wir jetzt zügig eine gemeinsame | |
| Sprachregelung finden“, sagte sie der Rheinischen Post. „Ob Obergrenze, | |
| Richtwert oder Orientierungsgröße – CDU und CSU haben das gleiche Ziel: die | |
| Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren und zu begrenzen.“ | |
| Schmidt hält in den nächsten Wochen noch große Anstrengungen für nötig, um | |
| gemeinsame Grundlagen herauszuarbeiten. „Die sind da, die sind machbar. | |
| Aber sie sind noch nicht auf der Zielgeraden“, sagte der Minister. „Setzen | |
| wir uns hin.“ | |
| Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich sagte Focus Online, es genüge nicht, | |
| nur die Rhetorik zu ändern. Merkel müsse die Frage beantworten, wie sie | |
| etwas ändern wolle. | |
| Merkel hatte unter dem Druck der schweren CDU-Niederlagen in Berlin und | |
| zuvor in Mecklenburg-Vorpommern Fehler eingestanden. So sei der | |
| Flüchtlingszuzug 2015 vorübergehend außer Kontrolle geraten. | |
| ## Manche Dinge sind kein „Missverständnis“ | |
| In der CSU wird unterdessen davor gewarnt, es mit der Kritik an der | |
| Flüchtlingspolitik verbal zu übertreiben. Namentlich Generalsekretär | |
| Andreas Scheuer steht wegen einer Äußerung über abgelehnte Asylbewerber in | |
| der Kritik. | |
| „Wir müssen Obacht geben, dass wir, wenn wir konservative Wähler wollen, | |
| nicht die kirchlichen Wähler verprellen“, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende | |
| Theo Waigel der Augsburger Allgemeinen. Der langjährige | |
| Landtagsfraktionschef Alois Glück berichtete von in der Flüchtlingshilfe | |
| engagierten Katholiken, die nicht mehr wüssten, wem sie bei der nächsten | |
| Bayern-Wahl ihre Stimme geben sollten. „Die Gesamtpartei leidet immer | |
| wieder unter der Sprache einiger ihrer Akteure“, erklärte Glück. | |
| Scheuer hatte gesagt, „das Schlimmste“ sei „ein fußballspielender, | |
| ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier – als | |
| Wirtschaftsflüchtling. Den kriegen wir nie wieder los.“ Dafür war er | |
| bereits in Kirchenkreisen heftig kritisiert worden. | |
| CSU-Chef Horst Seehofer bezeichnete die Debatte über Scheuers Aussage als | |
| „Missverständnis“. „Ich kann aus den Äußerungen des Generalsekretärs … | |
| entnehmen, dass er sich gegen die Kirchen oder Sportvereine gewandt hat und | |
| deren Arbeit oder auch nicht gegen die Arbeit der ehrenamtlichen | |
| Bevölkerung“, sagte er im oberfränkischen Kloster Banz. | |
| 20 Sep 2016 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Wahlen in Berlin | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Flüchtlingspolitik | |
| CDU/CSU | |
| Andreas Scheuer | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| CSU | |
| CDU | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Berlinwahl 2016 | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Münchner Bierzeltrede von CDU und CSU: Mundwinkel zeigen fast nach oben | |
| Bei ihrem Aufritt in Trudering machen Seehofer und Merkel alte Konflikte | |
| vergessen. Für Ärger sorgen stattdessen „Hau ab!“-rufende AfDler. | |
| Seehofers Regierungserklärung: Einmal kein Wort zu Merkel | |
| Horst Seehofer hält eine Regierungserklärung – und gibt sich im Streit über | |
| die Flüchtlingspolitik zahm. Seine Forderung: mehr Heimatliebe. | |
| Streit zwischen CSU und CDU: Drohend aufeinander zugehen | |
| Im Konflikt um Merkels Flüchtlingspolitik sprechen CDU-Politiker von einer | |
| Ausdehnung nach Bayern. Schäuble nimmt derweil Seehofer in Schutz. | |
| Debatte Die Kanzlerin und der Populismus: Merkel geht in die Knie | |
| Demokratie ist ein Kampf um Ideen, die den Weg zum Handeln weisen, nicht um | |
| populistische Gewinne. Daran sollten wir uns wieder erinnern. | |
| Kommentar Merkels Fehlereingeständnis: Bis der Horst endlich Ruhe gibt | |
| Die Kanzlerin hat keinen Kotau vor Seehofer gemacht, sondern Realitätssinn | |
| bewiesen. Bis zum Parteitag wird der CSU-Chef aber nicht von ihr ablassen. | |
| Wahl in Berlin: Hauptstadt wohl vor linkem Bündnis | |
| Sechs Parteien im Abgeordnetenhaus: Berlin ist auch politisch bunt. Im | |
| Grunde gibt es kaum Wahlsieger. Das müsste den Parteigremien am Montag zu | |
| denken geben. | |
| Kolumne Die eine Frage: Bist du für oder gegen Merkel? | |
| Früher war man selbstverständlich gegen die CDU-Kanzlerin. Aber was ist | |
| jetzt? Für Merkel sein und damit gegen AfD, CSU und FAZ. |