# taz.de -- Koalitionsspielereien in Berlin: Aus vier wird eine | |
> Anfangs sah es nach jeder Menge Optionen für die SPD aus. Doch inzwischen | |
> ist nur noch Rot-Rot-Grün mehr als eine rechnerische | |
> Koalitionsmöglichkeit. | |
Bild: Welche Farbe könnte mit welcher anderen? Wahlparty in Berlin | |
R2G. Ampel. Deutschland. Kenia. Vier Kürzel oder Schlagworte, die für vier | |
Koalitionsoptionen stehen, die es an diesem Abend zwischenzeitlich und | |
zumindest theoretisch gibt. | |
Denn durch die Verwerfungen durch die AfD ist neben dem zuvor viel | |
diskutierten Rot-Rot-Grün, kurz R2G, rechnerisch kurzfristig auch eine | |
Ampel möglich, ein Bündnis aus SPD, Grünen und der wieder ins Parlament | |
kommenden FDP. Ein solches Bündnis regiert seit dem Frühjahr in | |
Rheinland-Pfalz. 75 von 149 Sitzen und damit die kleinstmögliche Mehrheit | |
haben die drei Parteien in der ersten Hochrechnung zusammen. | |
Doch im Verlaufe des Abends sacken die Werte von SPD und Grünen ab – die | |
Koalitionsoption, die SPD-Spitzenkandidat und Regierungschef Michael Müller | |
am ehesten als kleines Druckmittel gegenüber der Linkspartei hätte | |
einsetzen können, erledigt sich von allein. | |
Anders ist es mit Koalitionen der Mitte, wie sie die CDU nennt und | |
herbeiwünscht. Sie leitet aus dem sehr mauen SPD-Ergebnis – dem gleich dem | |
der Christdemokraten schlechtesten der Nachriegsgeschichte – eine | |
Verpflichtung Müllers zu einem breiten Konsens ab. 76 von 149 Sitzen, einen | |
mehr als nötig, hätte eine Deutschland-Koalition aus SPD, CDU und FDP. | |
Dagegen spricht allerdings, dass sich Müller aller Einschätzung nach und | |
jenseits aller inhaltlichen Differenzen kaum von einer so knappen Mehrheit | |
abhängig machen würde. | |
Über eine weit größere Mehrheit, nämlich 90 Mandate, würde eine | |
Kenia-Koalition verfügen, bei der SPD, CDU und Grüne ein Bündnis in den | |
Farben des afrikanischen Ostküstenstaates. Das funktioniere in | |
Sachsen-Anhalt auch, verweisen einzelne CDU-Abgeordnete auf das dort im | |
März, allerdings eher aus der Not heraus, entstandene Bündnis. Doch | |
Grünen-Spitzenkandidatin Ramona Pop, die schon Wochen vor dem Wahltag eine | |
Koalition mit der CDU ausgeschlossen hat, macht im Verlauf des Abend | |
schnell deutlich, dass sie Rot-Schwarz nicht zum Weiterregieren verhelfen | |
will. | |
Und so bleibt am Ende doch nur die Koalition, die schon am Anfang als | |
einzig realistische galt: Rot-Rot-Grün, kurz R2G. Und weil die Grünen, die | |
in der ersten Hochrechnung noch einen ganzen Prozentpunkt vor der | |
Linkspartei lagen, im Verlauf des Abends hinter die Linken rutschen, kann | |
es auch bei dieser aus Thüringen etablierten Schreibweise bleiben – sonst | |
hätte daraus Rot-Grün-Rot werden müssen. | |
18 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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