# taz.de -- Kommentar Wahl in Berlin: Der Kampf ums Kanzleramt beginnt | |
> Der Berliner SPD bleibt nichts anderes übrig, als mit Grünen und Linken | |
> zu koalieren. Für den Bund heißt das allerdings noch nichts. | |
Bild: Die wohl einzige realistische Option in Berlin: Rot-Rot-Grün | |
SPD und CDU im Sinkflug, Linke und AfD gewinnen – so könnte man [1][das | |
Ergebnis der Berliner Abgeordnetenhaus] umreißen. Oder: Rechtsruck ergibt | |
Linksruck. Berlins Regierendem SPD-Bürgermeister Michael Müller bleibt mit | |
seinen gut 21 Prozent gar nichts anderes übrig, als mit Linkspartei und | |
Grünen zu koalieren. Die rechte AfD, die FDP, die Linke haben die für eine | |
Große Koalition notwendigen Stimmen aufgefressen – jetzt muss sich die SPD | |
bekennen. | |
Doch, gemach: Was nun in Berlin ins Werk gesetzt wird, muss keineswegs auch | |
im Bund kommen. Dass in der Hauptstadt die Große Koalition abgewählt wurde, | |
liegt vor allem an der grottigen Politik von Rot-Schwarz. Zerfallende | |
Schulen, vermüllte öffentliche Plätze, ein Milliardengrab namens BER – das | |
alles hätte schon gereicht, um das politische Personal der zurückliegenden | |
fünf Jahre abzuwählen. Doch wie mies es tatsächlich um die Stadt steht, hat | |
sich bei den Flüchtlingen gezeigt. | |
Die Bilder von zuerst durstenden, dann frierenden Menschen vor dem | |
Landesamt für Gesundheit und Soziales gingen um die Welt. Eine | |
unterbesetzte Verwaltung, die lieber gewerkschaftlichen Feierabend machte, | |
statt Tee und Decken zu reichen – die Kluft zwischen der mitunter | |
kindischen Liebe der Berliner zu ihrer Stadt und deren unmenschlicher | |
Dysfunktionalität hat hier ihren sichtbaren Ausdruck gefunden. Wer so mit | |
hilfebedürftigen Syrern verfährt, der tut das bald auch mit der | |
alleinerziehenden Mutter aus Hellersdorf. Der Gedanke liegt vielen nahe, | |
wie das Ergebnis der Abstimmung zeigt. | |
Wenn die Berlin-Wahl etwas Gutes hat, dann zwei Dinge. Erstens: Die SPD | |
kann zeigen, ob und wie sie mit Linkspartei und Grünen Sacharbeit macht, | |
die drei Neukoalitionäre müssen sich in der Hauptstadt politisch rechten | |
Tendenzen stellen. Darauf darf man sehr gespannt sein. Zweitens: Die Union | |
wird enger zusammenrücken müssen. Wie sie das tun will, darauf wird sie | |
sich zeitnah verständigen müssen. Eines weiß man aber nun gewiss: | |
Bauernfängerei, das Kokettieren mit rechtem Populismus kann die | |
Regierungsbeteiligung kosten. Der Kampf ums Kanzleramt beginnt genau jetzt. | |
19 Sep 2016 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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