# taz.de -- Vor dem G20-Gipfel in Hangzhou: China und USA treten Klimapakt bei | |
> Das chinesische Parlament hat die Pariser Vereinbarung angenommen. Auch | |
> die USA haben das UN-Abkommen noch vor Gipfelbeginn ratifiziert. | |
Bild: Mit oder ohne Schutzmaske: Fahrradfahren auf den Straßen von Peking | |
HANGZHOU taz | Ein Geschenk wollte US-Präsident Barack Obama vor dem Ende | |
seiner Amtszeit der Welt offensichtlich noch hinterlassen: Einen Tag vor | |
dem offiziellen Beginn des G20-Gipfels in der ostchinesischen Stadt | |
Hangzhou sind die USA und China formell dem Klimaschutzabkommen von Paris | |
beigetreten. Die Staatschefs der mit Abstand größten zwei Klimasünder, die | |
zusammen für rund 40 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes | |
verantwortlich sind, haben am Samstag UN-Generalsekretär Ban Ki Moo | |
feierlich das unterschriebene Dokument übergeben. | |
Dies sei kein Kampf, den kein Land allein führen könne, egal wie mächtig es | |
sei, betonte Obama. Eines wollte er sich nicht nehmen lassen: Dass er mit | |
der Unterzeichnung einen für US-Verhältnisse historischen Schritt | |
vollbracht hatte. Auch wenn er selbst das Wort „historisch“ nicht | |
verwendete, betonte er: „Eines Tages sehen wir dies vielleicht als den | |
Moment an, an dem wir uns endlich entschlossen haben, unseren Planeten zu | |
retten.“ | |
Auch China, das mit seiner gigantischen Kohle- und Schwerindustrie für rund | |
25 Prozent des globalen Kohlendioxid-Ausstoßes steht, scheint sich | |
klimapolitisch innerhalb weniger Jahre vom Saulus zum Paulus gewandelt zu | |
haben. Auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping verwies darauf, dass „unsere | |
Reaktion auf den Klimawandel Auswirkungen auf die Zukunft unseres Volkes | |
und das Wohlergehen der Menschheit“ habe. War die chinesische Führung bei | |
der Weltklimakonferenz Ende 2009 in Kopenhagen noch der große Blockierer, | |
ruft Xi nun dazu auf, dass die anderen G20-Staaten diesem Schritt doch | |
rasch folgen sollen. | |
Von den 195 Ländern, die sich Ende des vergangenen Jahres auf der | |
Weltklimakonferenz in Paris darauf verständigt hatten, über die drastische | |
Drosselung des Kohlendioxid-Ausstoßes die gefährliche Erderwärmung auf | |
weniger als zwei Grad zu begrenzen, haben mit China und den USA gerade | |
einmal 26 Länder das Klimaabkommen ratifiziert. Denn das bedeutet eine | |
deutliche Abkehr von Kohle, Öl und Gas und damit eine umfassende | |
Umstrukturierung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien. Bei den | |
meisten Staaten, die bisher unterzeichnet haben, handelt es sich um kleine | |
Inselstaaten im Pazifik und Indischen Ozean, die wegen dem Anstieg des | |
Meeresspiegels schon jetzt vom Klimawandel betroffen sind. | |
Damit das Klimabkommen ab 2020 offiziell inkraft tritt und das bisherige | |
Kyoto-Abkommen ersetzt, haben sich die Staaten in Paris darauf verständigt, | |
dass mindestens 55 Staaten dies ratifzieren müssen, die zusammen für | |
mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Mit | |
den Unterschriften des chinesischen und des US-amerikanischen Staatschefs | |
sind damit fast 40 Prozent erreicht. Deutschland hat das Abkommen noch | |
nicht offiziell unterzeichnet, dürfte nun aber wie auch die meisten | |
EU-Staaten dem Schritt Pekings und Washingtons folgen. UN-Generalsekretär | |
Ban Ki Moon bedankte sich bei Xi und Obama für den Vorstoß. Er zeigt sich | |
optimistisch, dass Ende des Jahres der Pakt inkraft treten kann. | |
Das Pariser Abkommen sieht zudem vor, dass sich alle UN-Staaten auch | |
nationale Ziele zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase setzen. | |
Diese Richtlinien sind zwar nicht völkerrechtlich bindend. Allerdings | |
verpflichten sich die Staaten, alle fünf Jahre ihre Forschritte zu | |
evaluieren und neue Ziele setzen. Während die Industrienationen ihre | |
Emissionen auch in absoluten Zahlen senken sollen, werden die Entwicklungs- | |
und Schwellenländer lediglich gemäß ihrer Möglichkeiten dazu „ermuntert�… | |
Chinas Kohleverbrauch ist in den letzten zwei Jahren auch aufgrund des | |
rückläufigen Wirtschaftswachstums und des massiven Ausbaus erneuerbarer | |
Energien leicht zurück gegangen. Hält dieser Trend an, erreicht China das | |
Klimaziel schon Jahre vor dem im Abkommen vereinbarten Zeitpunkt. | |
3 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
## TAGS | |
Klima | |
UN-Klimakonferenz | |
China | |
G20 | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Präsident Trump | |
China | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
G20 | |
G20 | |
China | |
G20 | |
Klima | |
Degrowth | |
CO2 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ausstieg der USA aus Pariser Abkommen: Trump will Klimaschutz aufkündigen | |
US-Präsident Donald Trump will bald entscheiden, ob die USA das Pariser | |
Klimaschutzabkommen aufkündigen. Wann? In den nächsten Tagen, twittert er. | |
Nach Minenexplosion in China: Alle 33 vermisste Bergarbeiter tot | |
China ist zwar weltweit der größte Produzent von Kohle – aber viele Minen | |
sind veraltet. Das schreckliche Unglück in Chongquing soll Konsequenzen | |
haben. | |
G20 und Klimawandel: Sechsfaches Tempo nötig | |
Eine Studie zeigt, wie die G20 ihre Klimaversprechen halten können: | |
Subventionen streichen, Gelder umlenken, keine neuen Kraftwerke. | |
Kommentar G20-Gipfel in Hangzhou: Blinder Technikglaube | |
Um die Weltwirtschaft steht es nicht gut – das ist das Fazit des Gipfels. | |
Robotisierung der Arbeit ist das Gebot der Stunde. Das ist problematisch. | |
Verhandlung um Kohle beim G20-Gipfel: Indien lässt USA und China abblitzen | |
Die Supermächte wollten ein konkretes Datum für den weltweiten Ausstieg aus | |
der Kohlesubvention festlegen. Doch Indien blockt ab. | |
G20-Gipfel in Hangzhou: Chinas neue Arroganz | |
Gleich zu Beginn des G20-Gipfels düpiert Gastgeber China die Vereinigten | |
Staaten. Dabei ist Barack Obama um Annäherung an Peking bemüht. | |
G20-Gipfel in Hangzhou: Wächst sich aus | |
Am Sonntag treffen sich die größten Wirtschaftsnationen in China, um die | |
Weltkonjunktur anzukurbeln. Muss das sein? | |
Vegetation als Kohlenstoffspeicher: Den Wald besser in Ruhe lassen | |
Der Mensch forciert nicht nur den Klimawandel, er erschwert auch den Umgang | |
mit ihm. Biologische Vielfalt begünstigt die Anpasssung. | |
Ökonom über Degrowth-Konferenz: „Wachstum wird immer schwieriger“ | |
32-Stunden-Woche, Mindest- und Maximallohn fordern Teilnehmer der | |
Degrowth-Konferenz. Das ist nicht utopisch, sagt der Ökonom Giorgos Kallis. | |
Konsum und Umweltbewusstsein: Arm, aber gut für das Klima | |
Umweltbewusstsein allein reicht nicht: Die hohe Mobilität und der | |
Energieverbrauch drücken auf die CO2-Bilanz der Bessergestellten, so eine | |
Studie. |