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# taz.de -- Verkehr in Friedrichshain: Radfahrer gibt es jetzt ganz offiziell
> Nach zwei Jahren Bauarbeiten ziert nun eine Radspur die Warschauer
> Straße. Freie Fahrt haben Radler deshalb leider nicht unbedingt.
Bild: Wenn Autos auf Radspuren parken, wird es eng.
Auf manchen Straßen stelle ich mir vor, ein Auto zu sein. Ich trete dann
kräftig in die Pedale, mache die Schultern extra breit und fahre auf meinem
Rad nicht im Abstand von einem, sondern zwei Metern an den parkenden Pkw
vorbei. Dass bloß kein Vierräder hinter mir denkt, sich trotz des
Gegenverkehrs vorbei drängeln und mich weiter an den Rand drücken zu
können. Mich hat schon ein Mal eine sich öffnende Autotür aus dem Sattel
geholt, das passiert mir nicht wieder.
Früher war dieses Ich-bin-ein-Auto-Ding auch auf der Warschauer Straße in
Friedrichshain nötig. Das ist vorbei. Nach zwei langen Jahren der
Baustellen zwischen Warschauer Brücke und Frankfurter Tor wurde die für 4,3
Millionen Euro neu gemachte Strecke vergangene Woche eröffnet. Wo früher
Autos parkten, macht jetzt ein weißer, auf den Asphalt gemalter
Fahrradstreifen allen Verkehrsteilnehmern klar: Es gibt hier Radler. Und
sie haben auch ein Recht auf Straße.
Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es in Berlin
aber nach wie vor nicht überall. Und so ganz klappt es mit der
Stressfreiheit an der Warschauer auch jetzt noch nicht. Die frisch
aufgepinselten Radstreifen werden immer wieder zugeparkt. Von Lastwagen,
die Getränke anliefern. Von Taxis, die ihre Gäste im Hotel abholen.
Radfahrer müssen dann in den fließenden Verkehr ausweichen – kein
ungefährliches Manöver.
Die Planer haben den Lieferverkehr sehr wohl mitgedacht und in den
Bürgersteig Haltebuchten bauen lassen. Aber der Taxifahrer stoppt eben
direkt vor dem Hotel, wo die Kunden mit dem schweren Gepäck warten, und
nicht 20 Meter weiter. Dem Lastwagenfahrer ist das Einparken schlicht zu
mühsam, er schaltet lieber die Warnblinkanlage an.
Auch deshalb sind die Friedrichshainer angesichts der Neuerung nicht gerade
euphorisch. „Hier parkt doch jeder wie er will. Es sei denn, das
Ordnungsamt kommt gerade vorbei“, sagt der Verkäufer eines Supermarkts.
Eine Frau deutet auf die vielen neuen Stahlbügel am Fahrbahnrand. 400 davon
hat der Bezirk aufstellen lassen. „Wozu braucht man so viele
Fahrradständer?“ Sie vermisse die Parkplätze für ihr Auto. Ein anderer
sagt, für Radfahrer sei die Situation jetzt schon besser – wenn die Leute
den Radweg nicht zuparken würden.
Der Rückweg zur taz führt über die Oranienstraße. Mit drängelnden Pkw und
Lieferwagen, ohne Radstreifen. Schon schalte ich innerlich wieder auf Auto.
2 Sep 2016
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Radverkehr
Baustelle
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Volksentscheid Fahrrad
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