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# taz.de -- Tag des offenen Denkmals: Nachtleben ein Denkmal gesetzt
> Zum Tag des offenen Denkmals öffnen am Samstag und Sonntag erstmals Clubs
> ihre Türen für Erkundungen am helllichten Tag.
Bild: Im SilverWings sieht es noch wie damals aus
„Wir sind retro! Hier wird hauptsächlich Rock ’n’ Roll gespielt, weniger
elektronische Musik“, sagt Harmen de Keijzer, Betreiber des Clubs
SilverWings, während er durch die schummrig beleuchteten Räume führt.
Der Niederländer übernahm 1997 den ehemaligen Offiziersclub der
amerikanischen Streitkräfte am Flughafen Tempelhof. Seitdem setzt er sich
für den Erhalt des Ortes ein, der zum Alltag der Alliierten in Westberlin
gehörte und den Unteroffizieren eine Möglichkeit bot, mit der Bevölkerung
in Kontakt zu kommen. Direkt am Eingang stehen noch die beiden
Kassenhäuschen, an denen damals die Berliner Rock-’n’-Roll-Anhänger D-Mark
gegen US-Dollar tauschen konnten.
„Hier im Club befinden sich noch originale Einrichtungsgegenstände“,
erzählt Keijzer: Das Bronzemosaik hinter der Tanzfläche stammt aus der Zeit
vor dem Mauerbau, die verkleidete Decke ist typisch für die 60er Jahre, und
auch der runde Tresen mitten im Raum hat seine damalige Form behalten.
Heute werden im SilverWings regelmäßig Musikveranstaltungen im Stil der
1970er und 1980er Jahre organisiert. Doch der Club ist keine Großraumdisco.
Auf die beiden Tanzflächen passen insgesamt nur 200 Personen. „Die Musik
steht im Mittelpunkt. Es kommen Menschen her, die sich mit den Hits von
damals identifizieren“, fasst Keijzer zusammen.
## Club unter Denkmalschutz
Das SilverWings, einer der ältesten noch betriebenen Clubs in Berlin, steht
seit zwei Jahren unter Denkmalschutz. Als Teil der Clubkultur öffnet er
dieses Wochenende zum Tag des offenen Denkmals auch außerhalb der gewohnten
Partyzeiten seine Türen.
Die Clubcommission, ein Zusammenschluss von Party- und
Kulturereignisveranstaltern, bietet in acht Clubs, die entweder Teil eines
Denkmals sind oder sich in einer denkmalgeschützten Anlage befinden,
kostenlose Führungen an. Hierbei liegt der Fokus auf der Historie des
jeweiligen Standorts, auf die Entwicklung der Stadt nach 1989 hinsichtlich
der Clubszene und deren hohen kulturellen Wert für Berlin.
„Der Begriff Clubkultur ist zwar nie definiert worden“, sagt Eberhard
Elfert, Vorstandsmitglied von Clubcommission, „aber es geht um die
historische Dimension.“ Die Clubszene entstand nach der Wendezeit zumeist
in Ostberlin, weil es hier viele leer stehende Gebäude gab, und ist zu
einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden.
Eine geschichtliche Besonderheit seien beispielsweise der KitKatClub
beziehungsweise der Sage Club: „An diesem Ort wird die Situation in den
90er Jahren nachvollziehbar“, sagt Elfert. Die Räumlichkeiten befinden sich
in einem Ensemble aus ehemaligen Gaststättengebäude der 1960er Jahren und
einem kriegszerstörten Geschäftshaus der 1900er Jahre, dem heutigen
U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße. Die Zugänge der U-Bahn wurden durch die
Keller des Bauwerks geführt. Bei Bau der Mauer erfolgte die Schließung der
U-Bahn-Zugänge – nach 1990 wurden sie nur teilweise wieder geöffnet. Hier
ist ein bauliches Zeugnis der Berliner Mauer erhalten geblieben, das die
Auswirkungen der Teilung der Stadt dokumentiert.
„Die Clubkultur hat die Stadt verändert“, betont Elfert. Viele Touristen
würden zwar nur zum Feiern in die Stadt kommen, aber vielerorts habe die
Clubnutzung zum Erhalt historischer Gebäude geführt. Anlässlich des 15.
Geburtstags der Clubcommission beteiligt sich diese deshalb zum ersten Mal
am Tag des offenen Denkmals.
10 Sep 2016
## AUTOREN
Viola Blomberg
## TAGS
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