| # taz.de -- Verfassungsschutz: Rechte auf dem Rechtsweg | |
| > Am Dienstag klagten Rechtsextremisten gegen die Aufnahme ihrer Partei in | |
| > den Verfassungsschutzbericht im Jahr 2013. Ohne Erfolg. | |
| Bild: Kein schöner Anblick: Teilnehmer einer Rechten-Demonstration | |
| Jedes Jahr gibt der Berliner Verfassungsschutz einen Bericht heraus, in dem | |
| er seine Erkenntnisse über Bestrebungen veröffentlicht, die sich gegen die | |
| freiheitliche demokratische Grundordnung richten. Im Bericht tauchen Links- | |
| wie Rechtsextremisten auf, die Salafisten wie die Scientologen – es ist die | |
| Liste, in die keiner hinein möchte, auch nicht die Bürgerbewegung Pro | |
| Deutschland. 2013 wurde die rechtsextremistische Kleinpartei (110 | |
| Mitglieder im Jahr 2015) darin das erste Mal erwähnt. | |
| Obwohl Bernd Palenda, der Leiter des Berliner Verfassungsschutzes, in einem | |
| Interview mit dem Tagesspiegel die islamfeindliche Truppe als „kleinen | |
| Haufen“ charakterisierte, der „bei uns nicht ganz oben auf der Agenda | |
| steht“, hält „Pro Deutschland“ bis heute seinen Platz im Berliner | |
| Verfassungsschutzbericht. | |
| Gegen die Aufnahme im Jahre 2013 klagten die Rechtsextremisten am Mittwoch | |
| vor dem Berliner Verfassungsgericht in Person von Günter Czichon. Der | |
| Berliner Landesvorsitzende überließ das Reden gänzlich seinem Anwalt | |
| Carsten Pagel. Der trug vor, Pro Deutschland würde keine Ausgrenzung von | |
| Ausländern betreiben und nicht gegen die Religionsfreiheit agitieren, indem | |
| die Partei den Islam disqualifiziere. | |
| Vielmehr würde sie die christlichen Werte betonen wollen – nur darum | |
| engagiere sie sich gegen den Bau von Moscheen und nur diese Botschaft würde | |
| sie mit dem Piktogramm verbreiten wollen, das eine durchgestrichene Moschee | |
| zeigt. | |
| „So ein Schild erlaubt wenig Differenzierungen“, erklärt der Anwalt, aber | |
| es ginge der Partei „um Moscheen als Zeichen eines bestimmten | |
| Machtanspruches“. Dieser werde insbesondere von großen Moscheen mit | |
| riesigen Kuppeln und Minaretten demonstriert. „Reichen für die | |
| Religionsausübung nicht auch kleine Gebetsräume?“ | |
| ## Schlagabtausch der Anwälte | |
| Dieses Argument könnte man auch einer wenig ausgelasteten christlichen | |
| Kirche vorhalten, entgegnete der Vorsitzende Richter Wilfried Peters. Als | |
| Schutzbehauptung klassifizierte der Leiter des Verfassungsschutzes diesen | |
| Einwand. Über Mohammed, so sezierte der Vorsitzende Richter das nächste | |
| Argument für die Aufnahme von Pro Deutschland in den Bericht, schrieben die | |
| Rechtsextremisten, er hätte „das Pech gehabt, dass es zu seiner Zeit noch | |
| keine Irrenanstalten gab“. | |
| Er verkündete „keine Offenbarung, sondern offenbarte eine psychische | |
| Störung.“ „Wenn aber“, so Peters, „schon der Stifter einer Religion als | |
| geisteskrank dargestellt wird, wie sieht es dann mit seinen Anhängern aus?“ | |
| „Mohammed ist keine unproblematische Person“, hält Anwalt Pagel dagegen. | |
| „Er hat Kinder zur Frau genommen, das hat bis heute Auswirkungen.“ Das | |
| Gericht überzeugt er damit nicht, es hält die Aufnahme von Pro Deutschland | |
| in den Verfassungsschutzbericht für richtig, obwohl es den | |
| Rechtsextremisten auch einen kleinen Sieg zugesteht. | |
| Im Bericht muss der Passus gestrichen werden: „Obwohl sich die Partei immer | |
| wieder öffentlich zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung bekennt, | |
| sind die islamfeindliche Ausrichtung der Partei und ihre Forderungen nach | |
| „Schnellgerichten“ oder der „Rückführung“ von Menschen mit | |
| Migrationshintergrund mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.“ | |
| ## Rechtsextremisten müssen Kosten tragen | |
| In der Tat könne bei dem Wort „Schnellgericht“ auch ein | |
| verfassungsfeindliches „Sonder- oder Ausnahmegericht“ assoziiert werden, | |
| urteilten die Richter. Doch könne man den Äußerungen nicht entnehmen, dass | |
| sie das so gemeint habe. Auch sei die Abschiebung von Ausländern nicht | |
| verfassungswidrig, selbst wenn man sie als „Rückführung“ bezeichne. | |
| Weil das Urteil des Gerichts aber nur geringfügig von der Einschätzung des | |
| Verfassungsschutzes abweicht, müssen die Rechtsextremisten alle Kosten des | |
| Rechtsstreites tragen. | |
| 7 Sep 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Uta Eisenhardt | |
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