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# taz.de -- Kommentar Türkische Panzer in Syrien: Erdoğan markiert sein Revier
> Der Kampf gegen den IS ist kaum mehr als ein Vorwand für den Einmarsch in
> Syrien. Mit dem aktiven Kriegseintritt steckt Ankara Einflusszonen ab.
Bild: Bitte lächeln: US-Vizepräsident Joe Biden (l.) und der türkische Minis…
In einer emotionalen Rede bezeichnete der türkische Präsident Erdoğan den
in der Nacht zu Mittwoch begonnenen Einmarsch in Syrien als
Selbstverteidigungsmaßnahme. Doch der Kampf gegen den IS ist für den
türkischen Einmarsch wenig mehr als ein Vorwand.
Der Zeitpunkt der seit vielen Monaten immer wieder diskutierten
Militäroperation wurde denn auch nicht durch IS-Raketenbeschuss diktiert,
sondern durch den Vormarsch der mit der PKK verbündeten syrischen
Kurdenmiliz YPG. Mit dem Angriff auf Jerablus will die Türkei der YPG
zuvorkommen, die ebenfalls die letzte noch vom IS kontrollierte größere
Stadt an der türkischen Grenze erobern will.
Aus allen Stellungnahmen türkischer Spitzenpolitiker im Laufe des gestrigen
Mittwochs ergibt sich, dass die Türkei nach langem Zögern nun in Syrien zu
einem ernst zu nehmenden militärischen Akteur werden will. Die kurdische
Miliz soll auf die östliche Seite des Euphrat zurückgedrängt und
anschließend soll die lang debattierte Pufferzone entlang der Grenze
eingerichtet werden. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass der Angriff
just an dem Tag begann, als US-Vizepräsident Biden in Ankara landete.
Wie schon zuvor mit dem Auftritt der Russen in Syrien werden die USA sich
nun auch mit dem Militäreinsatz ihres Nato-Verbündeten Türkei arrangieren
müssen. Konkret heißt das, sie werden die Kurden – mit denen sie im Kampf
gegen den IS seit 2014 eng kooperiert haben – drängen, ihren Vormarsch nach
Westen zu stoppen, um eine direkte Konfrontation mit türkischen Truppen zu
vermeiden. Weigern sich die YPG-Milizen, könnte es sein, dass die USA sie
fallen lassen – und die Kurden zum ersten Opfer bei der Neuordnung Syriens
werden.
Mit dem aktiven Kriegseintritt der Türkei dürfte der Syrienkrieg in seine
letzte Phase gehen. Jetzt werden die Einflusszonen abgesteckt, die bei
einem zukünftigen Waffenstillstand das neue Syrien vorerst ausmachen
werden.
24 Aug 2016
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Türkei
„Islamischer Staat“ (IS)
YPG
Joe Biden
Russland
Lesestück Recherche und Reportage
PKK
Lesestück Meinung und Analyse
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Binali Yıldırım
Schwerpunkt Türkei
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