# taz.de -- Luftangriffe in Libyen: USA greifen IS-Hochburg Sirte an | |
> Die USA haben erstmals Stellungen des „Islamischen Staats“ in Sirte | |
> bombardiert. Libyens Einheitsregierung habe um „Präzisionsangriffe“ | |
> gebeten. | |
Bild: Kämpfer der Einheitsregierung im Einsatz gegen den „Islamischen Staat�… | |
TRIPOLIS afp/dpa | In Libyen haben US-Kriegsflugzeuge am Montag erstmals | |
Angriffe auf mutmaßliche Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer | |
Staat (IS) in der Stadt Sirte geflogen. Wie der Chef der libyschen | |
Einheitsregierung, Fajes al-Sarradsch, in einer im Fernsehen übertragenen | |
Rede mitteilte, erlitten die Dschihadisten dabei „hohe Verluste“. Der | |
Pentagon-Sprecher Peter Cook erklärte, die „Präzisionsangriffe“ in Sirte | |
seien auf Gesuch der Einheitsregierung erfolgt und würden „fortgesetzt“. | |
Mit den Angriffen auf die IS-Hochburg werden Cook zufolge mit der | |
Einheitsregierung verbündete Kräfte im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz | |
unterstützt. US-Präsident Barack Obama habe die Bombardierungen auf | |
Empfehlung der Pentagon-Spitze genehmigt. „Die USA stehen mit der | |
internationalen Gemeinschaft zusammen, um die Einheitsregierung in ihrem | |
Bemühen zu unterstützen, Stabilität und Sicherheit in Libyen wieder | |
herzustellen“, fügte Cook hinzu. | |
Ein ranghoher Beamter der US-Regierung sagte, eine Beteiligung von | |
US-Truppen auf libyschem Boden sei nicht vorgesehen. Libyens Regierungschef | |
al-Sarradsch sagte, die US-Luftangriffe seien in Abstimmung mit dem | |
Militärkommando der die Regierung unterstützenden Einheiten erfolgt. Die | |
US-Beteiligung sei „zeitlich begrenzt“ und werde sich nicht über Sirte und | |
seine Vororte hinaus erstrecken. | |
Kräfte der von der UNO gestützten Einheitsregierung hatten im Mai eine | |
Offensive zur Eroberung Sirtes gestartet. Anfang Juni waren sie mit | |
Unterstützung von Luftwaffe und Artillerie in die Küstenstadt vorgedrungen. | |
Bei den Gefechten wurden nach Angaben von Ärzten des Kommandos der | |
Einheitskräfte 280 Kämpfer getötet und mehr als 1.500 verletzt. | |
Diplomaten zufolge hatten die USA schon seit Monaten darauf gedrungen, den | |
IS aus der Luft angreifen zu können. Doch eine formelle Bitte von der | |
Einheitsregierung hatte bislang gefehlt. Die Regierung in Tripolis zögerte | |
wohl auch deshalb, weil sie durch eine amerikanische Militärintervention | |
interne Kritik auf sich ziehen und vom Westen abhängig wirken könnte. | |
## Wichtigster Stützpunkt des IS in Libyen | |
Das 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegene Sirte ist seit | |
Juni 2015 der wichtigste Stützpunkt der IS-Miliz in Libyen. Die Einnahme | |
der Stadt wäre ein wichtiger Erfolg für die Regierung der nationalen | |
Einheit. Diese ringt weiter darum, ihre Autorität in dem nordafrikanischen | |
Land zu etablieren. | |
Bei einem US-Luftangriff auf mutmaßliche IS-Kämpfer nahe Sabratha, 70 | |
Kilometer westlich von Tripolis, waren im Februar dutzende Menschen getötet | |
worden. Unter den Opfern war nach US-Angaben auch das IS-Führungsmitglied | |
Nurreddin Schuschan. Bereits im vergangenen November hatten | |
F-15-Kampfbomber nach Angaben aus Washington den Chef der IS-Miliz in | |
Libyen, den Iraker Abu Nabil, getötet. | |
Nach dem Sturz und dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im | |
Zuge des Nato-Einsatzes im Jahr 2011 war Libyen ins Chaos gestürzt. Seitdem | |
beherrschen konkurrierende bewaffnete Milizen das ölreiche Land. Der IS | |
nutzte die unübersichtliche Lage in Libyen, um sich auszubreiten, unter | |
anderem in Sirte, Gaddafis Heimatstadt. | |
2 Aug 2016 | |
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