# taz.de -- Nach dem Anschlag von Ansbach: Attentäter berief sich auf den IS | |
> Der Suizidattentäter von Ansbach berief sich in einem Video auf IS-Chef | |
> Abu Bakr al-Baghdadi. Der IS reklamiert den Anschlag für sich. | |
Bild: Polizisten sichern das Gebiet um den Tatort in Ansbach | |
ANSBACH/BERLIN/KAIRO dpa/afp/epd/rtr | Beim Selbstmordanschlag von Ansbach | |
handelt es sich um einen Terroranschlag mit islamistischer Überzeugung des | |
Täters. Das erklärte der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am | |
Montag bei einer Pressekonferenz. Der 27-jährige Flüchtling hatte sich | |
[1][am Sonntagabend in Ansbach] vor dem Gelände eines Musikfestivals selbst | |
in die Luft gesprengt und zwölf Menschen verletzt. | |
Die IS-Miliz hat nach einer Meldung der ihr nahestehenden | |
Nachrichtenagentur Amak den Selbstmordanschlag von Ansbach für sich | |
reklamiert. Der Attentäter sei Aufrufen gefolgt, Länder anzugreifen, die an | |
der Allianz zur Bekämpfung des IS beteiligt seien, meldete Amak am Montag. | |
Herrmann erklärte bei einer Pressekonferenz, der Attentäter beziehe sich in | |
einem vor der Tat aufgenommenen Bekennervideo auf Abu Bakr al-Baghdadi, den | |
Anführer der Terrormiliz IS. Der bei der Explosion gestorbene | |
Tatverdächtige habe darin einen Racheanschlag gegen die Deutschen | |
angekündigt, weil sie sich gegen den Islam in den Welt stellten. In einer | |
ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im | |
Namen Allahs. | |
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte zeitgleich in Berlin, | |
weder eine Verbindung zum internationalen IS-Terrorismus noch eine | |
psychische Störung des Täters seien auszuschließen. Es könne auch eine | |
Kombination aus beidem sein. | |
De Maizière sagte, er verstehe die Sorgen der Bevölkerung. Er mahnte | |
zugleich Besonnenheit und warnte vor einem Generalverdacht gegen | |
Flüchtlinge. Die ganz große Mehrheit komme nach Deutschland, um hier in | |
Frieden zu leben. „Das muss sauber getrennt werden.“ | |
## Der Attentäter kam 2014 nach Deutschland | |
Durch die Explosion waren nach neuesten Angaben der Polizei 15 Menschen | |
verletzt worden, vier von ihnen schwer. Wie ein Polizeisprecher der | |
Deutschen Presse-Agentur sagte, schwebt keiner der Verletzten in | |
Lebensgefahr. Ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien soll am Sonntagabend | |
nahe einem Open-Air-Konzert die Bombe gezündet haben. Der mutmaßliche Täter | |
kam dabei ums Leben. | |
Eine erste Auswertung habe auch ergeben, dass der Mann Gewaltvideos mit | |
islamistischer Ausrichtung und salafistischem Inhalt dabei hatte, sagte | |
Herrmann. Nach seinen Angaben reiste der Täter am 3. Juli 2014 erstmals | |
nach Deutschland ein. Er habe ab Februar 2015 eine Duldung erhalten, die | |
danach mehrfach verlängert wurde. | |
Vor nicht einmal zwei Wochen habe die BAMF-Behörde in Nürnberg erneut den | |
Betroffenen aufgefordert, Deutschland innerhalb von 30 Tagen Richtung | |
Bulgarien zu verlassen. Bei der Durchsuchung seiner Asylunterkunft sei auch | |
eine Fülle von Materialien gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben | |
geeignet gewesen wären. | |
## „Jeder Fall ist einer zu viel“ | |
De Maizière versicherte, der Rechtsstaat in Deutschland sei stark und | |
bleibe stark – sowohl im Bund als auch in den Ländern. Die | |
Sicherheitsbehörden würden alles tun, damit solche schrecklichen | |
Gewalttaten nicht wiederholen. „Eine absolute Sicherheit dafür gibt es aber | |
nicht“, sagte de Maizière: „Jeder Fall ist einer zu viel.“ | |
Der Bundesinnenminister sagte, er wolle mit den Amtskollegen in den Ländern | |
über mögliche Schussfolgerungen beraten. Die Bundespolizei werde ihre | |
Präsenz an Flughäfen und Bahnhöfen sichtbar verstärken. Zudem werde im | |
Grenzbereich das Instrument der Schleierfahndung angewandt. | |
Mit Blick auf Forderungen nach einem weitergehenden Einsatz der Bundeswehr | |
im Inland sagte de Maizière: „Für eine Änderung des Grundgesetzes sehe ich | |
keine parlamentarische Mehrheit.“ Aktuell komme es darauf an, auf Basis der | |
geltenden Rechtslage zu handeln. Dazu gehöre ein möglicher | |
Bundeswehreinsatz bei besonders schwierigen, andauernden Terrorlagen. Im | |
August wollten Bund und Länder über eine entsprechende Übung beraten. | |
Zu seiner Forderung nach einem Bundeswehr-Einsatz bei besonderen | |
Terrorlagen sagte Bayerns Innenminister Herrmann, diese Frage müsse in den | |
nächsten Tagen behandelt werden. Für solche Situationen „müssen wir | |
gerüstet sein“. Es gehe nun darum, nicht erst dann darüber nachzudenken, | |
wenn der nächste Anschlag stattgefunden habe. | |
25 Jul 2016 | |
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