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# taz.de -- Kongo wirft Kritiker hinaus: Human Rights Watch ausgewiesen
> Ida Sawyer von der NGO prangerte Polizeigewalt an. Jetzt muss sie das
> Land verlassen – ebenso wie andere Kritiker der Regierung.
Bild: Soll keiner sehen: Polizeieinsatz gegen Demonstranten am Flughafen Kinsha…
Kampala taz | Ein alarmierender Abgang: Ida Sawyer, langjährige Expertin
der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in der
Demokratischen Republik Kongo, muss das Land verlassen.
Als die US-Amerikanerin am 3. Juli von einer Auslandsreise zurückkehrte,
wurde sie am Flughafen der Hauptstadt Kinshasa gestoppt, berichtet HRW. Ein
Beamter überstempelte ihre Arbeitserlaubnis mit dem Vermerk „annulliert“.
Erst am 10. Mai hatte Kongos Immigrationsbehörde ihr die dreijährige
Arbeitserlaubnis verlängert, die am 9. August abgelaufen wäre. Nachdem
diese nun annulliert war, schrieb HRW an Kongos Behörden. Diese rieten,
eine neue zu beantragen. Diesem Antrag wurde am vergangenen Montag nicht
stattgegeben.
Stattdessen gab man Sawyer 48 Stunden Zeit, um das Land zu verlassen.
Sawyer, die von ihren acht Jahren im Kongo fünf Jahre lang in Kinshasa
gelebt hatte und dort eine Wohnung unterhielt, musste hastig ihre Sachen
packen.
## Internationale NGO-Vertreter im Visier
Sie ist nicht die erste internationale NGO-Vertreterin, die aus dem Kongo
geworfen wird. Im April wurde der US-Amerikaner Jason Stearns, ehemaliger
UN-Ermittler, ausgewiesen, nachdem er einen Bericht über Massaker im Gebiet
um die ostkongolesische Stadt Beni veröffentlicht hatte und die Armee der
Komplizenschaft bezichtigte. Er hatte in Kinshasa bei Sawyer gewohnt, als
die Behörden ihn einbestellten und die Ausreise anordneten.
Ein Researcher der britischen NGO Global Witness, die sich mit Kongos
Rohstoffwirtschaft befasst, wurde im Juni hinausgeworfen. Grund:
Visa-Unregelmäßigkeiten.
Als Lüge bezeichnet Kongos Regierungssprecher Lambert Mende die
HRW-Darstellung von Sawyers Ausweisung. „Manchmal wohnt sie im Ausland, und
dann weigert sich die Regierung, ihr eine Arbeitserlaubnis zu geben“, so
Mende. Mehr gebe es nicht zu erklären, sagte er.
Es scheint jedoch offensichtlich, dass Kongos Sicherheitsorgane unangenehme
ausländische Beobachter loswerden wollen. Seit die bis Ende des Jahers
fälligen Wahlen auf unbestimmte Zeit verschoben wurden, besteht die
Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Monaten Proteste gewaltsam
niedergeschlagen werden. Dabei will sich Kongos ohnehin maroder
Sicherheitsapparat nicht auf die Finger schauen lassen.
## US-Sanktionen gegen Kinshasas Polizeichef
HRW hatte bereits im Jahr 2014 einen Bericht veröffentlicht, in welchem sie
Kinshasas Polizeichef eines Massakers bezichtigte. In einer brutalen
Operation wurden hunderte Kleinkriminelle verhaftet – später wurden
Massengräber am Stadtrand von Kinshasa gefunden. 2015 erschoss die Polizei
landesweit insgesamt 42 Demonstranten, als diese gegen Kabilas vermutete
Pläne zu einer dritten Amtszeit auf die Straße gingen.
Vor wenigen Wochen reagierte nun die US-Regierung auf diese
Menschenrechtsverbrechen. Sie setzte Céléstin Kanyama, Polizeichef von
Kinshasa, auf eine Sanktionsliste. Seine Konten in den USA wurden
eingefroren, er darf nicht mehr in die USA reisen.
Kanyama ist der erste von zahlreichen hochrangigen Funktionären in Kongos
Polizei, Geheimdienst und Regierung, welchen US-Sanktionen drohen könnten.
38 Namen stehen auf einer Liste, die im US-Senat verhandelt werden.
Präsident Kabila steht auch drauf.
10 Aug 2016
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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