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# taz.de -- Kommentar Urteil zu Ferienwohnungen: So wird Berlin zu London
> Zweitwohnungen dürfen über Internetportale an Feriengäste vermietet
> werden. Das verschärft die Wohnungsknappheit weiter.
Bild: Urlaub in Berlin?
Dieses Urteil ist ein Schlag ins Kontor für den Berliner Senat. Wenige
Wochen vor den Wahlen hat das Verwaltungsgericht erlaubt, Zweitwohnungen
über Airbnb und andere Portale für Feriengäste zu vermieten. Das mag in den
Einzelfällen, über die entschieden wurde, kein Problem sein. Zukünftig aber
dürfte es die Wohnungsknappheit in der Hauptstadt weiter verschärfen.
Erstens ist damit eine Umgehungsmöglichkeit für das ansonsten weiter
bestehende Vermietungsverbot an Urlauber geschaffen. Zukünftig können
Wohnungen über Strohleute angekauft werden, die behaupten, ein paar Wochen
im Jahr dort zu leben, um sie dann bei Airbnb einzustellen. Wer wirklich
wie lange darin verbringt, ist für die Bezirksämter kaum zu überwachen.
Zweitens – und das ist das größere Problem – ist Berlin im doppelten Sinne
in: als Touristenziel und als Kapitalanlage im internationalen
Immobilienmarkt. Wer in Großbritannien oder Italien über genügend Geld
verfügt, sich eine zweite Wohnung im Ausland zu kaufen, aber nicht genug,
um diese das ganze Jahr leerstehen zu lassen, kann in Zukunft wieder an
Feriengäste vermieten. Diese bescheren nicht nur höhere Einnahmen als
normale Mieter, sie haben auch keinen Kündigungsschutz. Der Run auf den
Berliner Immobilienmarkt wird damit weiter zunehmen.
Damit steht sechs Wochen vor der Wahl die Stadtentwicklungsstrategie der
SPD auf der Kippe. Sie setzte bislang auf einen Dreiklang aus
Bevölkerungswachstum, Wohnungsneubau und einer Regulierung des
Wohnungsmarktes, die die Mieten einigermaßen im Zaum halten kann. Nachdem
sich zuerst die Maas’sche Mietpreisbremse als nahezu unwirksam erwies, ist
jetzt dem Ferienwohnungsverbot ein großer Zahn gezogen.
Wenn Berlin nicht London werden soll, bleibt zweierlei: eine Strategie, das
Wachstumstempo zu reduzieren – oder ein höherer Anteil an öffentlichen
Wohnungen als bisher geplant. Neubau alleine wird kaum helfen. Ein Teil der
neuen Wohnungen findet sich zukünftig direkt auf Airbnb wieder.
10 Aug 2016
## AUTOREN
Martin Reeh
## TAGS
Wohnungsmarkt
Airbnb
Ferienwohnungen
Wohnraum
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Ferienwohnungen
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