# taz.de -- Kommentar Kanzlerkandidat Seehofer: Die Horst-Frage | |
> Horst Seehofer denkt über die Kanzlerkandidatur nach. Damit würde die | |
> Flüchtlingsfrage vielfältig diskutiert. Darum geht es dem CSU-Politiker | |
> aber nicht. | |
Bild: Horst geht es in erster Linie um Horst – und Bayern | |
Horst Seehofer ist fuchtig. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident, | |
der schärfste Merkel-Kritiker und selbst ernannte Lösungsbeauftragte in der | |
Flüchtlingsfrage stellt die K-Frage. In seinem Fall also die H-Frage. Horst | |
Seehofer hält es nicht mehr für ausgeschlossen, zur Bundestagswahl | |
anzutreten. Und zwar als Spitzenkandidat der CSU. | |
Im Sommerinterview des ZDF hat Seehofer zwar gesagt, die besonders | |
spannende K-Frage würde erst 2017 beantwortet. Aber auf die Nachfrage, ob | |
es möglich sei, dass in Bayern er und nicht Angela Merkel auf Wahlplakaten | |
zu sehen sein werde, antwortete er: „Na, selbstverständlich.“ | |
Das war es also mit dem Frieden von Potsdam. Gerade mal fünf Wochen ist die | |
dortige Unionsklausur her, auf der die „Schwesterparteien“ CDU und CSU | |
ihren seit fast einem Jahr anhaltenden Streit begraben haben. Nun, kaum hat | |
Merkel in Berlin ihr „Wir schaffen das“-Versprechen erneuert, wird aus | |
München wieder scharf geschossen. Und zwar großkalibrig. | |
Im Grunde ist ja nichts verkehrt an offen ausgetragenen politischen | |
Auseinandersetzungen. Die Flüchtlingsfrage ist das Thema schlechthin; gut, | |
wenn es vielfältig diskutiert wird. Das Problem ist nur: Horst Seehofer | |
geht es gar nicht um Lösungen. Horst Seehofer geht es um Horst Seehofer, um | |
seinen Machterhalt in Bayern, wo 2018 ein neuer Landtag gewählt wird. | |
Seit einem Jahr zetert Seehofer nun schon lautstark Richtung Berlin. Er | |
fordert Obergrenzen, er droht mit Grenzschließungen, er kündigt an, das | |
Bundesverfassungsgericht anzurufen. Jüngster Meilenstein seines | |
Selbstüberbietungswettbewerbs ist nun also eine nicht auszuschließende | |
Kanzlerkandidatur. | |
Wagen wird er das – wie so vieles andere auch – nicht. Da sind schon seine | |
Abgeordneten in Berlin vor. Aber wenn das so weitergeht, könnte Horst | |
Seehofer zum Boris Johnson von Deutschland werden. Und das hieße 2017 | |
folgerichtig: ein Ministerposten in Berlin. Damit a Ruh ist. | |
1 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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