# taz.de -- Klimawandel sorgt für Rekordhitze: Es wird zu viel richtig Sommer | |
> 2015 war weltweit das heißeste Jahr seit Menschengedenken. 2016 wird noch | |
> heißer. Was dahintersteckt. | |
Bild: Jawoll, so muss Sommer sein. Aber nur, wo man ihn sich auch leisten kann | |
BERLIN TAZ Das Jahr 2016 bricht womöglich alle Rekorde. Die globalen | |
Durchschnittstemperaturen waren die ersten sechs Monate so hoch wie noch | |
nie. Der Eisschild in der Arktis ist kleiner als je zuvor. Die | |
Konzentration des Klimagases CO2 in der Atmosphäre übersteigt die | |
symbolische Marke von 400 ppm, so nennt sich die übliche Maßeinheit „parts | |
per million“. | |
Das ergaben Daten des Goddard Institute for Space Studies der Nasa sowie | |
der [1][Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA] der US-Regierung. | |
Laut Nasa lagen die Temperaturen in den ersten sechs Monaten 2016 um 1,3 | |
Grad über dem langjährigen Mittel, laut NOAA bei 1,05 Grad. | |
Schon im Mai schrieb der Deutsche Wetterdienst, das erste Halbjahr 2016 | |
könnte wegen des Wetterphänomens El Niño besonders warm werden, bei dem | |
sich das Oberflächenwasser des Pazifik aufheizt. | |
## Auch die Nasa macht sich Gedanken | |
Den Einfluss von El Niño sieht auch die Nasa. Die macht aufgrund der neuen | |
Daten darauf aufmerksam, dass die Auswirkungen von El Niño eigentlich | |
ausgelaufen sind. Die Temperaturen im Juni waren dennoch die wärmsten seit | |
Beginn der Aufzeichnungen. „Es ist der allgemeine Trend, der zu diesen | |
Rekordzahlen führt“, [2][schreibt GISS-Chef Gavin Schmidt] mit Blick auf | |
den Klimawandel | |
Die Auswirkungen der Temperaturrekorde sind weltweit zu spüren. Der Juni in | |
Nordamerika war der wärmste seit 1910; ab da gibt es Vergleichsmessungen. | |
In der Arktis war es im Juni 4 Grad wärmer als sonst. Dem Eisschild dort | |
fehlt 11,4 Prozent seiner normalen Größe, mehr als eine halbe Million | |
Quadratkilometer. Nie seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979 ist das | |
arktische Meereis im Sommer so stark geschmolzen. | |
In Europa und Australien regnete es 2016 bisher überdurchschnittlich viel, | |
in Argentinien war es dagegen kühler als sonst: Rekordtemperaturen im | |
globalen Mittel heißt nicht, dass es auf der ganzen Erde heißer ist als | |
sonst. In Südamerika wirbelte vor allem El Niño alles durcheinander. In | |
Bolivien und Paraguay war es 1 Grad kälter, in Kolumbien 2 Grad wärmer als | |
normal. Während sich die Arktis stark aufheizte, blieb die Antarktis | |
verschont. Dort ging die Eisbedeckung des Meers nur gering um 0,8 Prozent | |
zurück. | |
Nach vorläufigen Berechnungen der Universitäten von Alabama und Washington | |
gilt der Temperaturrekord allerdings nur für die Erdoberfläche. | |
Satellitengestützte Messungen ergeben demnach zwar für die Troposphäre – | |
bis circa 10 Kilometern Höhe – ebenfalls 0,9 bis 1,2 Grad Celsius höhere | |
Lufttemperaturen als der Schnitt von 1981 bis 2010. Allerdings war es hier | |
im Jahr 1998 noch wärmer. | |
Momentan kündigt sich La Niña an, ein natürliches Wetterphänomen, bei dem | |
der Pazifik nach El Niño abkühlt. 2017 könnten die globalen Temperaturen | |
also fallen. Dennoch halten Wissenschaftler die Hitze jetzt für ein | |
Warnzeichen: Möglicherweise erwärmt sich das Klima in diesem Jahrhundert | |
schneller als befürchtet. | |
25 Jul 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.noaa.gov/june-marks-14-consecutive-months-record-heat-globe | |
[2] http://www.giss.nasa.gov/research/news/20160719/ | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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