| # taz.de -- Kommentar Labour nach dem Brexit: Ein dämlicher Putsch-Versuch | |
| > Die Parteirechte sucht schon lange einen Anlass, Jeremy Corbyn zu | |
| > stürzen. Statt die Tories in die Enge zu treiben, zerstört sie die | |
| > Partei. | |
| Bild: Bei der Parteibasis beliebt: Jeremy Corbyn | |
| Für drei Pfund kann jeder Brite umstandslos in die Labour-Partei eintreten | |
| und den Parteichef mitbestimmen. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, | |
| warum beide Flügel derzeit massiv um neue Mitglieder werben und damit auch | |
| Erfolg haben. | |
| In dieser Woche sind 60.000 Menschen der Partei beigetreten und haben die | |
| Mitgliederzahl damit auf 450.000 erhöht. Diese Mobilisierung der | |
| Parteiflügel ist die Lehre aus dem vergangenen September, als Jeremy Corbyn | |
| für die Parteiführung überraschend zum neuen Chef gewählt wurde. | |
| Corbyn wird derzeit zu Unrecht so massiv kritisiert. Er ist ein integrer | |
| Politiker, der sich auch als Parteichef um die Basis, um die | |
| Marginalisierten und die Politikverdrossenen gekümmert hat. Und er hat in | |
| seiner kurzen Amtszeit durchaus Erfolge vorzuweisen. Er hat beispielsweise | |
| abgewendet, dass bei Behinderten gekürzt wird. | |
| Doch darum geht es seinen innerparteilichen Feinden nicht. Die | |
| Parteirechten, die ihn schlicht ideologisch ablehnen, haben schon lange auf | |
| eine Gelegenheit gewartet, Corbyn zu stürzen. Dass sie das Ergebnis des | |
| Brexit-Referendums als Argument anführen, ist dreist. Zwei Drittel der | |
| Labour-Wähler haben für den Verbleib in der EU gestimmt. | |
| ## Keine alternative Ideen | |
| Keiner der Corbyn-Herausforderer hat Format. Die dramatische | |
| Rücktrittswelle des Schattenkabinetts ist eine peinliche Inszenierung von | |
| Leuten, die niemand außerhalb der Westminster-Scheinwelt gekannt hat. Sie | |
| haben das Misstrauensvotum gegen Corbyn auf eine Art und Weise organisiert, | |
| die von keinem Hundezüchterverein akzeptiert worden wäre – am Montag | |
| angekündigt, am Dienstag geschwind durchgezogen, und zwar geheim, damit die | |
| Parteimitglieder zu Hause im Wahlkreis nicht mitbekommen, wie ihr | |
| Abgeordneter gestimmt hat. | |
| Außerdem ist es der dämlichste Zeitpunkt für einen Coup. Die Tories sind | |
| tief gespalten, doch statt die Gelegenheit wahrzunehmen, sie weiter in die | |
| Enge zu treiben, konzentrieren sich die Labour-Abgeordneten darauf, ihre | |
| Partei zu zerstören. | |
| Sie reden von Corbyns mangelnden Führungsqualitäten, bieten aber selbst | |
| keine alternativen Ideen an. Seit dem Brexit-Referendum haben sich | |
| rassistische Übergriffe in Großbritannien verfünffacht, nach dem Brexit | |
| drohen massive Angriffe auf Arbeitnehmerrechte und | |
| Umweltschutzbestimmungen, aber Labours rechter Flügel legt die Partei lahm. | |
| 1 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Jeremy Corbyn | |
| Labour | |
| Jeremy Corbyn | |
| Jeremy Corbyn | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Theresa May | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| Schwerpunkt Brexit | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Streit in der Labour-Partei: Der unheimlich Unantastbare | |
| Dass viele Abgeordnete Jeremy Corbyn absetzen wollten, hat kaum mit seiner | |
| Haltung zu tun. Vielmehr bangen sie um ihre zukünftigen Jobs in der | |
| Wirtschaft. | |
| Video-Überwachung in Großbritannien: PR-Streit in vollen Zügen | |
| Labour-Chef Jeremy Corbyn veröffentlicht ein Video, das ihn auf dem Boden | |
| eines überfüllten Zugs zeigt. Der Zugbetreiber widerspricht. | |
| Essay Brexit als Staatsversagen: Unbehagen am Lebensraum Europa | |
| Die EU als Elitenprojekt, Labour-Klüngel, ruinierte Gemeinden: Der Brexit | |
| hat viele Väter. Wer nur nach Schuldigen sucht, wird nicht schlauer. | |
| Demonstration in London gegen Brexit: Zehntausende für Europa | |
| Kann der Brexit noch abgewendet werden? Politiker sagen klipp und klar: | |
| Nein. Doch Zehntausende Menschen auf Londons Straßen sehen das anders. | |
| Rassismus nach dem Brexit-Referendum: „Geht doch nach Hause“ | |
| Das Votum der Briten, die EU zu verlassen, ist wie ein Fanal. Jetzt trauen | |
| sich viele, endlich zu sagen, was sie wirklich denken. | |
| Kommentar Personalkarussell nach Brexit: Großbritanniens Powerfrauen | |
| Bei den Tories, bei Labour und in Schottland werden wohl Frauen nach der | |
| Brexit-Verwüstung aufräumen. Vielleicht bleiben sie danach auch. | |
| Labours Corbyn nach Brexit in der Kritik: Linke Kandidatenkür | |
| Angela Eagle verließ das Schattenkabinett und will jetzt statt Jeremy | |
| Corbyn Labour-Chefin werden. Der gibt aber nicht auf. | |
| Machtkampf bei Labour nach dem Brexit: Corbyn bleibt stur und Parteichef | |
| In der Labour-Partei zeichnet sich eine Kampfabstimmung um den | |
| Parteivorsitz ab. Parteichef Jeremy Corbyn will im Amt bleiben. | |
| Labour-Streit nach Brexit: Der Kampf um Corbyns Kopf | |
| Die Basis steht hinter Jeremy Corbyn. Anders in seiner Fraktion: Dort hat | |
| der Labour-Chef am Dienstag die Rechnung für den Brexit bekommen. |