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# taz.de -- Kommentar Kroatien: Eigentor für die Rechtspopulisten
> Das Zerwürfnis zwischen HDZ und dem Regierungschef hat zur Abwahl der
> Regierung geführt. In der Neuwahl liegt eine Chance für linke Parteien.
Bild: Gab sein Bestes: Tihomir Oreskovic
Ein bisschen Stirnrunzeln war schon dabei, als Tihomir Oreskovic vor fünf
Monaten zum Premierminister in Kroatien gewählt wurde. Denn der
parteiunabhängige Ökonom und Manager kam aus Kanada, sprach nur holprig
kroatisch und hatte als Kompromissfigur keine Hausmacht in den
Regierungsparteien, der nationalen Rechtspartei HDZ und der bürgerlichen
Reformpartei Most (Brücke). Jetzt wurde er von den Abgeordneten aller
Parteien, außer der Most, [1][abgewählt.]
Dass er sich den Unwillen der nationalistischen Rechten zugezogen hat,
spricht keineswegs gegen ihn. Denn Oreskovic drohte ernstzumachen mit dem
Kampf gegen Korruption und Vetternwirtschaft. Er wollte sogar dem kleineren
Koalitionspartner Most entgegenkommen und Reformprojekte wie die
Föderalisierung des Staates anpacken, um endlich aus der langanhaltenden
Wirtschaftskrise herauszukommen. Sein proeuropäisches Konzept stand gegen
die autoritären Ambitionen der führenden Rechtspartei HDZ.
Das Hick-Hack um den starken Mann der nationalistischen Rechten, Tomislav
Karamarko, und die schmuddelige Korruptionsaffäre, in die dessen Frau
verwickelt ist, sind nicht die wahren Gründe für das Zerwürfnis zwischen
HDZ und dem Regierungschef. Der Konflikt war nur vorgeschoben.
Mit Oreskovic, das wussten die Rechtspopulisten, ist eine autoritäre
Ummodelung des Staates wie in Polen und Ungarn nicht möglich. So hoffen die
Rechten nun auf einen Sieg bei der Neuwahl. Auch die sozialdemokratische
Opposition und die anderen Linksparteien wünschen sich diese. Nach neuesten
Umfragen liegen die Linksparteien vorne. Und Most kann sich wohl keine
Neuauflage der Koalition mit der HDZ leisten.
Am Ende führt die Taktik der nationalistischen Rechten wahrscheinlich zu
einem Eigentor. Im Herbst könnte eine Koalition der Linksparteien mit Most
ins Parlament einziehen – und die Politik Kroatiens gegen den Trend in
Osteuropa neu gestalten.
17 Jun 2016
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[1] /Misstrauensvotum-in-Kroatien/!5314220/
## AUTOREN
Erich Rathfelder
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