# taz.de -- Installative Kunst in Neukölln: Schatten der Geflüchteten | |
> Das Künstlerduo Birgit Auf der Lauer und Caspar Pauli forscht über | |
> Grenzen, Flucht und Migration. | |
Bild: Birgit Auf der Lauer und Caspar Pauli, „Wegskizze – Grenzlinie“, 20… | |
Erzählungen über Flucht visuell zu übersetzen – [1][Birgit Auf der Lauer | |
und Caspar Pauli] haben dafür ein ebenso behutsames wie treffendes Bild | |
gefunden: den Schatten. Installativ lassen sie in der [2][Galerie im | |
Saalbau] Kartenausschnitte, Wegskizzen, Notizen sich überlagern, in | |
kontinuierlichen Drehbewegungen projiziert auf eine Leinwand wird das kaum | |
Fassbare zum ornamentalen Schattentheater. | |
Umfangreiche Recherchen gingen der Arbeit des Künstlerduos voraus. Auf der | |
Lauer und Pauli forschten über Fluchtrouten, Schlepper und Schleuser, | |
damals wie heute, durchforsteten Archivmaterial über Westberliner Banden | |
aus den 1960er bis 1980er Jahren und sprachen mit heutigen Schleusern an | |
der griechisch-türkischen Grenze, ergänzten damit die visuelle mit einer | |
auditiven Ebene. | |
Und so gelingt ihnen der Spagat, sowohl die Subjektivität des Erlebens und | |
die individuelle Geschichte wie auch Kontinuitäten und wiederkehrende | |
Muster darzulegen. | |
Eine weitere Arbeit verknüpft das Thema mit dem Konzept des Sehens im Islam | |
in Form einer Zeitung. Bei einer Performance am Sonntag wird sie zum 6.000 | |
Kilometer langen Erzählstrang. | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Birgit Auf der Lauer & Caspar Pauli: Martin Eder bei Eigen und Art, da | |
bleibt nachhaltig die Spucke weg oder tropft stetig aus dem Mundwinkel, je | |
nachdem … Das einzige Mal, wo wir uns positiv ans Einschlafen in einer | |
Ausstellung erinnern: Mit zig anderen unbekannten Menschen auf Matratzen im | |
Martin Gropius Bau einschlummern, während des Zero Performance Marathons | |
(2015). | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin könnt ihr empfehlen? | |
Einmal mitten durch die hippe Schneise fahren: Mit der U 8 von Neukölln | |
nach Wedding freitags ab 21 Uhr. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet euch zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Koran und Le Monde diplomatique, Lisa Fittko „Mein Weg über die Pyrenäen“, | |
Günther Grass „Vonne Endlichkait“, Navid Kermani „Ungläubiges Staunen�… | |
Anna Seghers „Transit“, Robert Macfarlane „Karte der Wildnis“, Michel | |
Houellebecq „Karte und Gebiet“, Seneca „Von der Kürze des Lebens“. | |
Was ist euer nächstes Projekt? | |
Wir werden im Herbst einen performativen Walk für die Akademie der Künste | |
der Welt in Köln entwickeln. Eine Adaption und Weiterentwicklung der | |
Stadtwanderung „Grenzfährservice III“ am Maxim Gorki Theater. Es geht um | |
Geschichten von Schleusern, die heute und früher tätig waren. | |
Einige dieser Spezialisten haben wir in der Türkei selbst mal getroffen, | |
und deren Geschichten an besonderen Orten in der Stadt zu hören, „gives you | |
goose bumps“. Unsere aktuelle neue Arbeit ist am 25. Juni zu sehen, wir | |
performen 6.000 Kilometer: Den Weg von Berlin nach Mekka in der Galerie im | |
Saalbau Neukölln. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten | |
Freude? | |
Die sozialistisch anmutende Symmetrie bei Sonnenuntergängen im Mai über der | |
Sonnenallee. | |
Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und | |
Brandenburg immer Donnerstags in der Print ausgabe der taz | |
22 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.varsityofmaneuvers.org | |
[2] http://kultur-neukoelln.de/galerie-im-saalbau-programm.php | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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