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# taz.de -- Kommentar Tschads Exdiktator Habré: Ein historisches Urteil aus Af…
> Die Verurteilung Hissène Habrés ist ein Testlauf. Und ein deutliches
> Zeichen, dass Afrika nicht der Kontinent der Straflosigkeit sein will.
Bild: Hissène Habré vor dem Sondertribunal im Mai 2015
Es war ein historischer Prozess, und es ist ein historisches Urteil
geworden. Die Verbrechen, um die es ging, sind zwar schon 30 Jahre her,
aber der Schuldspruch mit lebenslanger Haft gegen Hissène Habré, den
ehemaligen Gewaltherrscher von Tschad, sind von höchster aktueller Brisanz.
Nicht nur, weil ein jahrzehntelanger Kampf von Überlebenden und
Hinterbliebenen zu einem würdigen Abschluss findet. Sondern auch, weil der
Fall Habré einen Testfall für die internationale Justiz darstellt.
Denn der Diktator war nach seinem Sturz Ende 1990 ins senegalesische Exil
geflohen und hatte dort Schutz vor sämtlichen Auslieferungsbegehren
gefunden. Keine Justiz wurde seiner habhaft. Senegal, das sich gern als
Vorreiter von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Westafrika darstellt,
wollte aber nicht als Beschützer eines Schlächters dastehen, sondern zielte
auf Höheres: Hissène Habré als Testlauf einer afrikanischen Justiz für
afrikanische Diktatoren.
Für den Tschader entstand ein eigenes Sondergericht – eine Kuriosität von,
wie sich herausstellt, erheblicher Tragweite. In einer Zeit, in der Afrikas
Staatschefs sich vehement gegen den Internationalen Strafgerichtshof
stellen, ist die Verurteilung eines afrikanischen Exdiktators durch ein
afrikanisches Gericht ein deutliches Zeichen, dass Afrika nicht der
Kontinent der Straflosigkeit sein will.
So haben die Richter ein mutiges Urteil gefällt – selbst wenn noch Berufung
eingelegt wird. Man stelle sich vor, die Richter in Dakar hätten den
tschadischen Schlächter laufen lassen: das wäre eine Legitimation von
Staatsterror gewesen und eine Kapitulation Afrikas vor dem Unrecht.
Es bleibt die Frage, ob dieses Urteil einmalig ist oder Vorbild sein kann.
Denn das Habré-Sondergericht wird nach diesem Verfahren aufgelöst.
Entsprechende Tribunale auf afrikanischer Ebene gibt es nicht. Der Kampf
gegen die Straflosigkeit von Gewaltherrschern in Afrika geht mit diesem
Prozess nicht zu Ende – er beginnt erst.
30 May 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Afrika
Senegal
Tschad
Hissène Habré
Justiz
Prozess
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