| # taz.de -- Der Ess-Appell: „Kein großer Wurf“ | |
| > Grüne und SPD wollen, dass das Bremer Schulessen den Standards der | |
| > Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht. | |
| Bild: Sollen, zu beiderseitigem Nutzen, nicht mehr in den Mägen Bremer Schüle… | |
| BREMEN taz | Künftig sollen die Qualitätsstandards der Deutschen | |
| Gesellschaft für Ernährung (DGE) an allen Schulen in Bremen und Bremerhaven | |
| umgesetzt werden. Genauer gesagt: Der Senat appelliert an die diversen | |
| KantinenbetreiberInnen, die Richtlinien umzusetzen. Dieses doch recht vage | |
| Vorhaben von SPD und Grünen hat nun die Bürgerschaft beschlossen. | |
| Bereits seit 2010 sind die DGE-Standards ohnehin Bestandteil der | |
| Ausschreibungen für die Nutzungskonzessionen der Bremer Schulmensen. Bei | |
| jenen Betreibern, deren Konzessionen vor 2010 abgeschlossen wurden, will | |
| sich der Senat nun „um Vereinbarungen bemühen, mit denen die DGE-Standards | |
| Grundlage des Angebots werden“. Gelockt werden sollen sie durch das | |
| Angebot, „sie durch einen zentralen Einkauf zu entlasten, um die ggf. | |
| erhöhten Einkaufspreise für solche Produkte aufzufangen“. In einem Jahr | |
| soll der Senat der Bürgerschaft einen Bericht über die Früchte seines | |
| Bemühens vorlegen. | |
| Jens Crueger, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, räumt selbst ein, | |
| dass der Beschluss „kein großer Wurf ist“, gibt sich aber optimistisch: | |
| „Verwaltungstechnisch ist das schon ein großes Ding: Sämtliche Altverträge | |
| müssen aufgerufen werden und die entsprechenden Mensenbetreiber werden dann | |
| auch alle angeschrieben – das wird systematisch abgearbeitet, das ist schon | |
| verbindlich“, sagt er. | |
| Mehr als an jene Betreiber zu appellieren, die bereits vor 2010 ihre | |
| Konzessionen erhalten haben, sei rechtlich freilich nicht möglich. „Aber | |
| ich bin mir sicher, dass wir damit einige erreichen werden.“ | |
| Laut Jan Saffe, ernährungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, hielten | |
| sich viele Schulkantinen nicht an die DGE-Standards. Die sehen unter | |
| anderem höchstens zweimal pro Woche Fleisch, täglich Gemüse und | |
| „Stärkebeilagen“ sowie mindestens zweimal pro Woche Rohkost und Obst vor. | |
| „Leider ist es uns aber nicht gelungen, den zentralen Begriff ‚Sicherung | |
| der Einhaltung dieser Standards durch Kontrollen‘ in unserem Antrag | |
| unterzubringen“, sagt Saffe. | |
| Das, sagt Crueger, sei ja auch Sache der Verwaltung: „Und ich bin mir | |
| sicher, dass die ihre Sache gut macht. Außerdem glaube ich, dass wir uns | |
| mit den Grünen durchaus einig darüber sind, dass wir keine Mensapolizei | |
| losschicken können.“ Mit dem Bürgerantrag des agrarpolitischen Bündnisses | |
| Bremen (ABB), den über 5.000 Menschen unterschrieben hat, habe der | |
| Beschluss wenig zu tun, sagt Crueger: „Der DGE geht es um Menge und | |
| Ausgewogenheit des Essens, dem ABB geht es um die Herkunft des Fleisches.“ | |
| Gleichwohl böte es sich an, das eine nicht ohne das andere zu betrachten, | |
| sagt er: „Wenn wir den Mensenbetreibern einen zentralen Einkauf anbieten, | |
| wird der Neuland-Fleisch beinhalten.“ | |
| Das wäre zwar im Sinne des ABB, aber dennoch meilenweit vom Bürgerantrag | |
| entfernt, der fordert, bis 2020 die gesamte öffentliche | |
| Gemeinschaftsverpflegung in Bremen auf „nachweislich artgerechte | |
| Tierhaltung“ umzustellen. „Ich bin überzeugt“, sagt Saffe, ebenso | |
| optimistisch wie Crueger, „dass wir den Bürgerantrag gemeinsam mit der SPD | |
| hinbekommen.“ | |
| Für Annabel Oelmann, Vorstand der Bremer Verbraucherzentrale, taugen indes | |
| schon die DGE-Richtlinien nicht: „Besser nur einmal pro Woche Fleisch, aber | |
| dann aus Ökohaltung“, sagt sie. Dabei gehe es „auch und ganz besonders“ … | |
| die Gesundheit der Kinder: „Intensive Fleischmast führt häufig zu einem | |
| verstärkten Einsatz von Antibiotika – die letztlich auch auf den Tellern | |
| der Schulmensen landen.“ | |
| 30 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schnase | |
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