Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Flüchtlinge in Griechenland: Verzweifelter Protest
> Einige Flüchtlinge in Griechenland treten in den Hungerstreik. Andere
> wollen sogar zurück zur türkischen Küste schwimmen.
Bild: Im provisorischen Flüchtlingslager am alten Athener Flughafen sind hunde…
Athen dpa | Die Aktionen verzweifelter Flüchtlinge in Griechenland werden
immer dramatischer. Von der Insel Chios aus versuchten Migranten, mit
eigener Muskelkraft 15 Kilometer zurück in die Türkei zu schwimmen. In
einem improvisierten Lager in Athen traten Hunderte Migranten in den
Hungerstreik, um gegen die schlechten Lebensbedingungen zu protestieren. Im
nordgriechischen Idomeni beginnt derweil die Hilfsorganisation Ärzte ohne
Grenzen ein umfassendes Impf-Projekt für Flüchtlingskinder.
Drei Menschen kämpften sich von Chios aus Richtung offenes Meer. [1][Sie
trugen orange leuchtende Schwimmwesten], hinter ihnen in der Ferne war die
türkische Küste zu sehen. Plötzlich kamen Seenotretter in Schlauchbooten
und zogen die Menschen an Bord. Auf einem Youtube-Video ist die Aktion zu
sehen – es handelt sich um Migranten, die Anfang der Woche von Chios aus 15
Kilometer weit zurück in die Türkei schwimmen wollten.
Sechs Migranten versuchten bisher diese waghalsige Aktion, fünf Marokkaner
und ein Algerier. Wie ein Offizier der griechischen Küstenwache der
Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch bestätigte, hatten die Betreffenden
keine Chance auf Asyl. Deshalb hätten sie versucht, schwimmend die
türkische Küste zu erreichen, um von dort aus einen anderen Weg nach
Mitteleuropa zu finden – etwa über Bulgarien oder in Frachtern über das
Mittelmeer.
„Das Vorhaben ist absurd und höchst gefährlich, die Strecke ist rund 15
Kilometer lang und es gibt starke Strömungen. Das schaffen nur wirklich
gute Schwimmer, die sich auf solch eine Strecke vorbereitet haben“, sagte
der Beamte der Wasserpolizei.
## Hungerstreik am Flughafen
Die Lage der Flüchtlinge und Migranten in Griechenland bleibt trotz
intensiver Bemühungen der griechischen Regierung weiterhin unübersichtlich
und angespannt. So wurden zwar weitere vier Auffanglager im Norden des
Landes eröffnet, gleichzeitig aber besetzen Flüchtlinge in Idomeni
weiterhin die Bahnschienen, um die Öffnung der Grenze zu erzwingen. Rund
10.000 Menschen harren an der mazedonischen Grenze aus und hoffen,
weiterreisen zu können.
Im provisorischen Flüchtlingslager am alten Athener Flughafen Ellinikon
traten Dienstagmorgen Hunderte Flüchtlinge in einen Hungerstreik. Wie die
Athener Tageszeitung „Kathimerini“ berichtete, protestieren die Menschen
damit gegen die Qualität des Essens, das dort ausgegeben wird, und gegen
die schlechten Lebensbedingungen.
In Zelten und in den Bauten des ehemaligen Flughafens der griechischen
Hauptstadt leben derzeit rund 3500 Flüchtlinge und Migranten, in der
Mehrzahl Afghanen. Vor allem bei Kindern wird immer häufiger die
Durchfallerkrankung Ruhr diagnostiziert.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat nun gemeinsam mit den
griechischen Behörden begonnen, Flüchtlingskinder zu impfen. „Nicht etwa,
weil irgendeine Krankheit ausgebrochen ist, sondern vorbeugend, und zwar
gegen jene zehn Krankheiten, gegen die eigentlich jedes Kind in Europa
geimpft sein sollte“, erklärt Katy Athersuch, eine Sprecherin der
Hilfsorganisation, der dpa.
Die Impfungen sollen unter anderem vor Polio, Mumps, Hepatitis B und
Tetanus schützen. Sechs Teams von Ärzte ohne Grenze sowie Vertreter der
griechischen Behörden werden nach und nach in Flüchtlingslagern im ganzen
Land Impfungen vornehmen. Arbeitsintensiv sei vor allem die Aufklärung der
Menschen über die Impfungen, sagte Athersuch.
11 May 2016
## LINKS
[1] https://youtu.be/Kjrj4GD-GBw
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Griechenland
Idomeni
Schwerpunkt Flucht
Idomeni
Schwerpunkt Flucht
Griechenland
EU-Flüchtlingspolitik
EU-Türkei-Deal
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlingslager
## ARTIKEL ZUM THEMA
Flüchtlingsboot kentert vor Libyen: Zahlreiche Tote befürchtet
Erneut sinkt ein Flüchtlingsschiff im Mittelmeer. Die Organisation Seawatch
spricht von der „womöglich schlimmsten Tragödie“ in dem Gewässer.
Flüchtlingscamp Idomeni: Die Räumung hat begonnen
Es ist das größte wilde Lager in Griechenland und damit den griechischen
Behörden ein Dorn im Auge. Gehen wollen die meisten Flüchtlinge nicht.
Flüchtlinge wollen nach Mazedonien: Polizei setzt Tränengas in Idomeni ein
Flüchtlinge im griechischen Lager haben erneut versucht, die Grenze nach
Mazedonien zu überwinden. Die Polizei hinderte sie mit Gewalt daran.
Flüchtlinge in Griechenland: Erneut Hungerstreik in Athen
Auf Chios und in Athen sind Flüchtlinge in den Hungerstreik getreten. Zuvor
hatten die BewohnerInnen eines anderen Athener Lagers das Essen verweigert.
Interaktive Grafik: Neue Wege nach Europa
Aktuelle Daten des UNHCR zeigen, dass sich eine neue Fluchtroute etabliert.
Wie eine Balkanroute über Bulgarien entsteht.
EU-Abkommen mit der Türkei: Streit um Bedingungen
Die Türkei will ihre Antiterrorgesetze nicht ändern. Das ist aber eine
Bedingung für die Visafreiheit für Türken in der EU. Juncker und Schulz
beraten nun mit Merkel.
Fluchtwege nach Europa: Balkanroute noch gefährlicher
Noch immer sind tausende Migranten auf dem Balkan unterwegs.
Grenzschließungen zwingen sie, auf riskantere Routen über Bulgarien
auszuweichen.
Geflüchtete in Griechenland: Kinder im Knast
Weil es keine Betreuer gibt, werden minderjährige Geflüchtete in
Griechenland in Gefängnisse gesperrt. Viele sind deshalb erkrankt oder
leben auf der Straße.
Fluchtwege nach Europa: Die neue Balkanroute
Laut UNHCR schaffen es täglich zwischen 30 und 40 Flüchtlinge aus
Griechenland über Bulgarien nach Serbien. Vermutlich sind es mehr.
Flüchtlinge in Griechenland: Weiter warten auf den Inseln
Die Lage in den Abschiebelagern der griechischen Inseln bleibt angespannt.
Europas Glaubwürdigkeit stehe zur Debatte, sagte der CSU-Europapolitiker
Manfred Weber.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.