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# taz.de -- Ex-DDR-Ministerin im chilenischen Exil: Margot Honecker ist gestorb…
> Bis zuletzt verteidigte Margot Honecker vehement die DDR. Nach fast 25
> Jahren im chilenischen Exil ist sie nun wie ihr Mann Erich in Südamerika
> gestorben.
Bild: Margot Honecker, 2010
Santiago de Chile dpa | Margot Honecker ist tot. Die Witwe des früheren
DDR-Staats- und SED-Parteichefs Erich Honecker starb am Freitag im Alter
von 89 Jahren im chilenischen Exil, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem
Umfeld der Familie in Santiago de Chile erfuhr. Die Trauerfeier soll schon
an diesem Samstag (15.00 MESZ) auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in der
Hauptstadt stattfinden.
Ihr Leichnam soll anschließend am Montag eingeäschert werden. Auch ihr 1994
im Alter von 81 Jahren in Santiago gestorbener Mann wurde in Chile
eingeäschert und die Asche danach seiner Frau Margot übergeben.
Die Ex-DDR-Ministerin für Volksbildung starb im Beisein ihrer Tochter Sonja
und einer Krankenschwester, als Ursache wurde in chilenischen Medien eine
Krebserkrankung genannt. In der DDR galt sie als kommunistische
Hardlinerin. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang setzte die Funktionärin
mit dem Blaustich im Haar von 1963 bis kurz vor dem Mauerfall
sozialistische Ideologie in Schulen und Kindergärten eisern durch – und
verteidigte bis zum Tod die DDR.
Noch 1989 hielt sie eine „Erziehungsrichtlinie“ hoch, dass der Sozialismus,
wenn nötig, mit der Waffe verteidigt werden müsse. Nach dem Mauerfall und
der Wiedervereinigung hatten sie und ihr Mann zunächst in Moskau Zuflucht
gefunden. Erich Honecker wurde aber 1992 ausgeliefert und in Berlin vor
Gericht gestellt. Margot Honecker siedelte nach Santiago de Chile über, wo
ihre Tochter Sonja lebte, die noch zu DDR-Zeiten einen Exil-Chilenen
geheiratet hatte.
## Zurückgezogen in La Reina
Anfang 1993, nach Einstellung seines Prozesses, folgte ihr der damals
bereits schwerkranke Erich Honecker, der am 29. Mai 1994 ebenfalls in
Santiago de Chile starb. Die Witwe hatte nach der Wiedervereinigung eisern
an sozialistischen Überzeugungen festgehalten. Der Arbeiter- und
Bauern-Staat sei das bessere System gewesen, betonte sie stets.
Honecker lebte zuletzt zurückgezogen in La Reina, einem Vorort der
Hauptstadt Santiago de Chile. Sie nahm aber noch gelegentlich an
Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Chile teil und pflegte
Freundschaften zu ehemaligen Führungskräften der Partei. Mehrere der
südamerikanischen Genossen kannte sie aus deren Exil-Jahren in der DDR. Sie
las viel und unternahm Spaziergänge, mied aber in ihren letzten
Lebensjahren die Öffentlichkeit. Das chilenische Portal 24horas nannte sie
die „eiserne Dame“ der DDR. Die Wächter der Wohnanlage seien angewiesen
worden, Journalisten fernzuhalten.
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Juan Andrés Lagos, würdigte
sie als geradlinige Persönlichkeit. „Sie war eine sehr konsequente Person
mit politischen Idealen, auch nachdem der Sozialismus fiel, sie zeigte sich
solidarisch mit den Völkern in Lateinamerika und Asien, die für ihr
Befreiung kämpften“, sagte Lagos 24horas. Einer ihrer letzten öffentlichen
Auftritte war dem Portal zufolge im Januar 2014 bei der „Fiesta de los
Abrazos“ (Fest der Umarmungen), mit dem die KP traditionell das neue Jahr
begrüßt.
Dort traf sie auch mit Ángela Jeria zusammen, der Mutter von Chiles
Präsidentin Michelle Bachelet. Basierend auf Gesprächen mit dem Publizisten
Frank Schumann erschien 2012 noch der Band „Zur Volksbildung“. Honecker
übergab Schumann die 400 Tagebuchseiten, die Erich Honecker während seiner
Haftzeit in Moabit geschrieben hatte und die als „Letzte Aufzeichnungen“
zum Bestseller wurden.
7 May 2016
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