| # taz.de -- Bausparverträge der Deutschen Bank: Bausparern droht Verlust von Z… | |
| > Bausparverträge waren mal lukrativ für Banken, bei den derzeit niedrigen | |
| > Zinsen sind sie es nicht. Die Deutsche Bank versucht, Kunden loszuwerden. | |
| Bild: Sind die Zinsen für den Häuserbau weg? Neubausiedlung bei München | |
| Berlin taz | Die Deutsche Bank droht langjährigen Bausparern mit dem | |
| Verlust fast aller Zinsen. „Bei einer Kündigung durch die Deutsche Bank | |
| Bauspar AG gehen Ihre Sonderzinsen … verloren“, heißt es in einem Brief an | |
| eine Kundin des Instituts, der der taz vorliegt. Das sind oft drei Viertel | |
| der Zinsen. Die Bank weist ausdrücklich darauf hin, dass sie angesichts des | |
| hohen Kontostandes des Bausparers bald kündigen dürfe. | |
| Will der Kunde die aufgelaufenen Sonderzinsen behalten, muss er selbst | |
| kündigen – und verliert den lukrativen Vertrag; derart rentable | |
| Bausparangebote gibt es heute nicht mehr. Eine Sprecherin des größten | |
| deutschen Geldhauses bestätigte, dass das Schreiben an mehrere Sparer | |
| verschickt wird. „Dreist“ sei dieses Vorgehen, sagt Finanzexperte Niels | |
| Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. | |
| Das ist nur eine von vielen Methoden, mit denen Bausparkassen versuchen, | |
| Kunden aus alten Verträgen herauszudrängen. Mehreren Hunderttausend Sparern | |
| wurde bereits gekündigt. Denn viele Verträge, die vor Beginn der | |
| Niedrigzinsphase im Euroraum 2008 abgeschlossen worden sind, bieten zum | |
| Beispiel 4 Prozent Zinsen. Seit die Leitzinsen gesunken sind und jetzt | |
| sogar bei 0 Prozent liegen, sind die Altverträge für Banken | |
| unwirtschaftlich. | |
| Verbraucherschützer Nauhauser pocht jedoch darauf, man habe den Kunden die | |
| Verträge auch mit dem Argument verkauft, wer kein Darlehen brauche, bekäme | |
| einen Sonderzins. „Und jetzt will die Bank den Zins nicht zahlen, nur weil | |
| sie selbst den Vertrag kündigt? Auf so eine Idee muss man erst mal kommen.“ | |
| Möglicherweise ist diese Praxis auch illegal: „Die Bank würde den | |
| Vertragszweck aushöhlen, der auch gerade in der Erzielung von Sonderzinsen | |
| liegt“, sagt Nauhauser. Wenn sich betroffene Kunden an die | |
| Verbraucherzentrale wenden, würde diese eine Abmahnung wegen Verstoßes | |
| gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb prüfen. Tatsächlich hatte etwa | |
| die Deutsche Bank die Kunden in solche Verträge mit Slogans wie | |
| „konditionsstark, flexibel und ohne Zinsrisiko“ gelockt. | |
| Ob die Vertragsbedingungen das Vorgehen der Bank erlauben, ist unklar. Sie | |
| sind für Laien kaum verständlich. An keiner Stelle steht direkt, dass der | |
| Sonderzins wegfällt, wenn die Bank später als 7 Jahre nach Vertragsbeginn | |
| kündigt. Die Bank beruft sich auf eine Klausel, wonach „Voraussetzung für | |
| die Gewährleistung des Sonderzinses“ bei Kündigung durch das Institut sei, | |
| dass der Kunde zuvor Sparbeiträge nicht erbracht hat. Daraus leitet das | |
| Geldhaus ab, dass es bei nicht säumigen Sparern den Sonderzins wieder | |
| einziehen darf. Wer also seine Beiträge nicht zahlt, kriegt am Ende den | |
| Zins – und wer seine Verpflichtungen erfüllt, geht leer aus. | |
| Die Bank erklärte, durch das der taz vorliegende Schreiben „werden unsere | |
| Kunden, auf einen steuerrechtlich geprüften, branchenüblichen und | |
| ABB[Allgemeine Bausparbedingungen]-konformen Vorgang hingewiesen.“ | |
| Betroffenen rät Verbraucherschützer Nauhauser, schriftlich Widerspruch | |
| einzulegen und die örtliche Verbraucherzentrale zu informieren. | |
| 10 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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