| # taz.de -- Nachruf auf Prince: Die Farbe Lila | |
| > Prince war ein genialer US-Multiinstrumentalist, ein wieselflinker | |
| > Funkateer, ein transgressiver Popstar. Unfassbar, dass er nun tot ist. | |
| Bild: R.I.P., Prince | |
| „Stell Dir vor, Prince ist gestorben“, schreibt ein Freund per SMS. Das | |
| Suchfeld bei Twitter zeigt es an: Oh Gott, oh nein – #Prince steht | |
| tatsächlich ganz oben. | |
| Wenn ein Künstlername in den Online-Netzwerken [1][obenan steht,] dann | |
| bedeutet das selten etwas Gutes. Und am Donnerstagabend wurde tatsächlich | |
| zur Gewissheit, dass der US-Popstar Prince mit nur 57 Jahren gestorben ist | |
| und wenn man den ersten Nachrichten trauen darf, ist er an den Folgen einer | |
| Grippe gestorben. Verschleppt, wie man salopp sagt. Von anderer Seite hört | |
| man bereits Gerüchte, er sei an einer Überdosis Drogen gestorben. Auch die | |
| genauen Umstände seines Todes werden Prince nicht wieder zurück auf die | |
| Erde holen. | |
| Nun – man ist ja vorsichtig mit Superlativen, aber von 1980, als sein Album | |
| „Dirty Mind“ erschien, bis 1992, dem Jahr als er „Love Symbol“ | |
| veröffentlichte, war der virtuose Multiinstrumentalist Prince einer der | |
| weltgrößten Popstars. Wie es dem bekennenden Zeugen Jehovas und Fan der | |
| Farbe Lila gelang, Soul und Funk in den New-Wave-Pop zu überführen und | |
| damit die klassischen Schubladen von Pop, Rock und „Black Music“ | |
| künstlerisch vollständig aufzulösen: Pure Genius! | |
| Aber nicht nur kompositorisch mit seinen Smashhits von [2][„Purple Rain“] | |
| über [3][„Kiss“] bis hin zu [4][„Sign of the times“] wusste Prince Fan… | |
| Kritiker gleichermaßen zu überzeugen: Seine Musik war mainstreamtauglich, | |
| klang aber immer irgendwie überirdisch. Raffinierter als der Rest: Feiner | |
| und leichter, aber auch verspielter und psychedelischer. Und immer auch | |
| sehr transparent. Der Prince-Sound zog einen sofort in den Bann. | |
| Komplexeste Breaks und Harmoniewechsel, aufbereitet für die Massen! | |
| ## Solist mit exzellenten BegleitmusikerInnen | |
| Und Prince war dabei auch als Textdichter immer kompromisslos versaut und | |
| doppeldeutig: Transgressiver konnte Pop einfach nicht sein. So fand man | |
| Prince-Fans zu seiner Hochzeit in den Achtzigern eigentlich in allen | |
| Lagern: vom New Wave-Schnösel bis zum Gothic-Girl. | |
| Während andere Popstars immer die Hilfe von großen Produzenten benötigten, | |
| um amtlichen Sound mit Hilfe neuester Studio-Technologie und Know-How zu | |
| produzieren, saß Prince selbst hauptverantwortlich an den Reglern in seinen | |
| Paisley-Park-Studios in Minneapolis und spielte oftmals auch die | |
| Instrumente im Alleingang ein. Er wusste aber auch exzellente | |
| BegleitmusikerInnen um sich wie Sheila E., Doctor Fink oder Wendy & Lisa. | |
| Mit ihnen wagte er sich auch auf der Bühne in inszenatorische Gefilde vor, | |
| die man so tatsächlich noch nicht gehört und gesehen hatte. | |
| Prince überwand nicht nur spielerisch die Mauern zwischen den Hautfarben, | |
| sondern genauso die Geschlechtergrenzen – dies handelte ihm auch schon mal | |
| Unverständnis ein. Etwa als er 1981 im Vorprogramm der Rolling | |
| Stones-USA-Tour auftrat und der gemeine Stones-Fan so gar keinen Gefallen | |
| an seinen Strapsen finden konnte. | |
| ## „Sometimes It Snows In April“ | |
| Anfang der Neunziger, nach einer äußerst erfolgreichen Dekade fühlte sich | |
| Prince von seiner Plattenfirma Warner missverstanden und um Einkünfte | |
| betrogen und malte sich „Slave“ auf die Wange. Aus der Marke Prince wurde | |
| kurzzeitig das schwer vermarktbare „Love Symbol“. Die zukunftsfähigen Ideen | |
| kamen zu jener Zeit aus dem HipHop. | |
| Prince kokettierte mit dem jungen Genre im Verlauf der Neunziger immer | |
| wieder, konnte aber leider nie so richtig mit eigenem Material überzeugen. | |
| Auch zum Internet und zur fortschreitenden Digitalisierung des Pop hatte | |
| Prince ein äußerst gespaltenes Verhältnis. Mal ließ er wutentbrannt alle | |
| Songs aus dem Netz entfernen, bloß um kurze Zeit später zu verkünden, dass | |
| er seine neue Band komplett im Internet gecastet hat. | |
| [5][„Sometimes It Snows In April“], heißt eine seiner schönsten, | |
| herzzerreißenden Balladen auf dem Album „Parade“. Darin singt er im Refrain | |
| mit schluchzender Stimme, wie wirklich nur er, Prince Rogers Nelson, | |
| schluchzen konnte: „Sometimes I wish, life was never ending/And all good | |
| things they say, never last“. Prince ist nun tatsächlich im Monat April von | |
| uns gegangen. Im Finale des Songs singt er: „And love/ It isn’t love until | |
| it’s past“. Prince ist tot. Und das ist wirklich verdammt traurig. | |
| 22 Apr 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/hashtag/PrinceRIP?src=tren | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=F8BMm6Jn6oU | |
| [3] https://www.youtube.com/watch?v=baPsgmDexno | |
| [4] https://www.youtube.com/watch?v=OGXBUZhBYG4 | |
| [5] https://www.youtube.com/watch?v=UbDF8pXeNNM | |
| ## AUTOREN | |
| Maurice Summen | |
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