# taz.de -- Debatte über angebliche Polizeigewalt: Salafist beschuldigt Polizi… | |
> Die Bremer Polizei soll gegen einen Dschihadisten gewalttätig vorgegangen | |
> sein. Angeblich wollte er abtrünnige Anhänger ermorden lassen. | |
Bild: Marc Rene S. sieht sich als Opfer von Polizeigewalt: Platzwunde am Kopf, … | |
BREMEN taz | Der Salafist und mutmaßliche Dschihad-Unterstützer Marc Rene | |
S. behauptet, von der Polizei mehrfach misshandelt und unverhältnismäßig | |
lange festgehalten worden zu sein. Zum Beweis hat sein Anwalt Erich Jöster | |
Fotos vorgelegt. Polizeipräsident Lutz Müller behauptet, S. sei kein | |
zweites Mal von der Polizei verletzt worden, es sei bloß die alte Wunde | |
aufgeplatzt. | |
Die Polizei hatte auf einen Hinweis reagiert, dass eine Gruppe von | |
Salafisten um Marc S. plane, zwei andere Salafisten umzubringen. Der | |
Hinweis reichte aber nicht aus, um einen Haftbefehl zu beantragen. Offenbar | |
seien „ehemalige Anhänger“ gefährdet, möglicherweise Aussteiger, deren | |
Wissen dem militanten Dschihad-Kämpfer gefährlich werden könnte. | |
Am vergangenen Dienstag nun wurden S. und acht weitere Personen von der | |
Polizei in Gewahrsam genommen. Die erste Auswertung der beschlagnahmten | |
Handys hat nach Angaben des Polizeipräsidenten aber den Anfangsverdacht, | |
dass Marc S. ein Mordkomplott geplant haben soll, nicht konkretisieren | |
können. Marc S. wurde den ganzen Tag über im Polizeigewahrsam festgehalten | |
– länger als erforderlich, wie das Amtsgericht in einer ersten Entscheidung | |
feststellte. | |
An diesem Tag kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen Marc S. eine | |
Kopfwunde zugefügt wurde – nach Polizeiangaben, weil er sich gewalttätig | |
zur Wehr setzte. Marc S. erklärt, die Polizei habe ihn auf eine Pritsche | |
gefesselt. Er habe sich befreien können, woraufhin Polizisten die Zelle | |
stürmten und ihn verprügelt hätten. Dabei zog er sich nach Angaben seines | |
Anwalts eine Wunde am Kopf zu, die später im Krankenhaus genäht wurde, | |
sowie mehrere Prellungen. Die Polizei gibt keine weiteren Auskünfte, die | |
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorwurfes der polizeilichen Willkür. | |
Polizeipräsident Müller wirft Marc S. vor, dass er sich geweigert habe, die | |
Wunde vom Blut säubern zu lassen – angeblich, weil er sich als Opfer | |
inszenieren wollte. Anwalt Jöster erklärt dagegen, der Polizeiarzt habe die | |
Wunde nicht dokumentiert, und sein Mandant habe sich dem Versuch | |
widersetzt, die Spuren zu verwischen. Gegen eine erkennungsdienstliche | |
Behandlung habe sich sein Mandant zu Recht gewehrt: Er sei bereits | |
erkennungsdienstlich behandelt worden. | |
Am Freitag nun kam es wieder zur Ingewahrsamnahme von Marc S., als er | |
Polizeibeamte in Zivil, die ihn observierten, fotografiert hatte und sein | |
Handy nicht abgeben wollte. „Meiner Kenntnis nach gab es keine neuen | |
Verletzungen“, erklärte der Polizeipräsident. Vielmehr sei die alte Wunde | |
aufgeplatzt. | |
Das sei offenkundig unwahr, kontert Jöster. Nach den Fotos, die er gemacht | |
hat, gab es die alte vernähte Wunde auf dem Kopf und eine neue blutende | |
Wunde auf der anderen Seite des Kopfes, am Ohr. | |
Einen Haftbefehl gegen Marc S. gibt es nach wie vor nicht. Dass an dem | |
Hinweis, dass ein Mordkomplott geplant sei, etwas dran sei, schließt die | |
Polizei aus der Tatsache, dass sich normalerweise niemand aus der | |
Salafisten-Szene direkt an die Polizei wendet. | |
3 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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