# taz.de -- AfD-Sprecher Michael Klonovsky: „Der Herr dient sich der Dame an�… | |
> Der Journalist Michael Klonovsky verlässt den „Focus“ und wird Spin | |
> Doctor von AfD-Chefin Frauke Petry. Warum? | |
Bild: Frauke Petry verneigt sich ob des Beifalls beim AfD-Bundesparteitag | |
taz: Herr Klonovsky, wer hatte die Idee zuerst, Sie oder Frau Petry? | |
Michael Klonovsky: Ich bin auf Frau Petry, wie man sagt, zugegangen. So | |
gehört es sich doch auch, oder? Der Herr dient sich der Dame an. | |
Was genau ist Ihre neue Tätigkeit für Frauke Petry, für die AfD? | |
Ich stelle ihr und der AfD gewissermaßen meinen Kopf zur Verfügung. Im | |
angelsächsischen Raum gibt es für das, was ich tun soll, die Bezeichnung | |
Spin Doctor. Alles Weitere wird sich ergeben. | |
Wie fühlt sich das an für Sie? Wollen Sie jetzt so etwas wie ein moderner | |
Siegfried sein – angetreten, das holde Weib vor den bösen Drachen zu | |
schützen? | |
Eine gewisse Restritterlichkeit mag bei meiner Entscheidung eine Rolle | |
gespielt haben angesichts der Maßlosigkeit der Angriffe, denen sich Frau | |
Petry ausgesetzt sieht. | |
Apropos Spin Doctor – klingt sehr nach Wahrheitsalchemie, negativ besetzt – | |
was genau verstehen Sie darunter? | |
Wahrheit ist ein gutes Stichwort. Eine meiner bescheidenen Aufgaben wird | |
darin bestehen, an der Reduzierung der Euphemismen zu arbeiten, die in der | |
hiesigen Öffentlichkeit zirkulieren und die Wahrheit vernebeln. Die | |
geistige Atmosphäre in Deutschland ist stickig geworden, ständig sind | |
Wohlmeinende damit beschäftigt, Falschmeiner ausfindig zu machen und zu | |
denunzieren, statt sich mit den Tatsachen auseinanderzusetzen. Der AfD | |
fällt derzeit mindestens die Rolle zu, das Land zum demokratischen | |
Normalzustand halbwegs tabulosen Debattierens zurückzuführen. Da ich ein | |
Debattierer bin, kann ich dabei behilflich sein. | |
Haben Sie übersehen, dass man Sie möglicherweise nur missbraucht, um das | |
Profil der rechtskonservativen AfD durch einen streitbaren Intellektuellen | |
aufzupolieren? | |
Das habe ich in der Tat übersehen. | |
Wie viel Persönlichkeit darf ein Pressesprecher haben? | |
Im Grunde keine. Deshalb bin ich ja nicht Pressesprecher geworden, sondern | |
publizistischer Berater. | |
Bitte definieren Sie „rechts“ – denn darum wird es ja in Zukunft gehen, | |
wenn die Kritiker sich an Ihrer Person und neuen Aufgabe versuchen werden. | |
Eine Rechte entsteht historisch im Grunde nur, wenn eine Linke übermächtig | |
wird, also sehr selten. Die eigentliche Auseinandersetzung findet zwischen | |
Konservativen und Linken statt. Die Linke legitimiert sich gewissermaßen | |
aus der goldenen Zukunft, die sie verheißt, der Konservative findet die | |
Welt problematisch genug und möchte sie nicht durch immer neue Experimente | |
noch problematischer machen. Und im ewigen Pro und Kontra dieser beiden | |
Fraktionen entwickelt sich eine Gesellschaft. Wenn ich sage, ich bin | |
konservativ, bedeutet das nicht, das ich das altägyptische | |
Bewässerungssystem wiederhaben möchte, sondern dass ich gegen die | |
permanente Abserviererei aller Traditionsbestände und Institutionen bin. | |
Und dass ich meine, dass bislang und wohl noch einige Zeit nur der | |
Nationalstaat Recht garantieren kann. | |
Also konservativ versus rechts? | |
In der Tat, da gibt es eine Konfliktlinie. Wichtig ist allerdings, dass man | |
sich deren Verlauf nicht von der Presse und den Linksparteien diktieren | |
lässt. | |
Wäre beim Wechsel vom Journalismus in die Politik nicht analog zum Wechsel | |
von der Politik in die Wirtschaft eine gewisse Karenzzeit anständiger? | |
Bela Anda ist von Bild zu Gerhard Schröder als Pressesprecher gegangen und | |
danach zurück zu Bild. Ähnlich der Bild-Mann Rolf Kleine, der | |
zwischenzeitlich Wahlkampf für Steinbrück gemacht hat. Was mich angeht, | |
können Sie zumindest davon ausgehen, dass ein Zurück nicht stattfinden | |
wird. | |
Michalis Pantelouris schreibt in dem Portal Übermedien [1][über Sie und | |
Ihren Focus-Text zu Griechenland aus dem Jahr 2010]: Sie führten ein | |
„rassistisches Fanal“, argumentierten wie ein „lupenreiner Nazi“ und h�… | |
im Focus die „mörderische Rassenlehre der Nazis ohne Widerspruch“ | |
verbreitet. | |
Da versucht einer, sich in die erste Reihe zu grölen. Hoffentlich kommt er | |
halbwegs voran, ehe er heiser ist. Inhaltlich hat er völlig recht: Anders | |
als ich in meiner Philippika behauptet habe, sind die Griechen nämlich das | |
seriöseste, kulturell, wirtschaftlich und kulinarisch fortgeschrittenste | |
Volk Europas, und fast alle Hellenen stammen in direkter Linie von Solon | |
oder Perikles ab. | |
Halten Sie es noch immer für richtig, Jakob Philipp Fallmerayer zu | |
zitieren, der mit seinen Thesen zum vermeintlich ausgerotteten hellenischen | |
Volk den theoretischen Unterbau für die Unterdrückung der Griechen während | |
des Zweiten Weltkriegs lieferte? | |
Ich hätte es vielleicht um des lieben Friedens willen lassen sollen. Durch | |
den Fall habe ich aber immerhin gelernt, dass anderswo der Nationalstolz | |
noch völlig intakt und auch halbwegs faktenresistent ist. | |
Schauen wir mal zwei Jahre nach vorne. Was haben Sie für die AfD, für | |
Frauke Petry bestenfalls erreicht? Was sind Ihre Visionen? | |
Die AfD sitzt im Bundestag, und die CDU hat kapiert, dass sie mit ihr | |
koalieren muss, um zu regieren. Merkel ist im Ruhestand, macht einen | |
Deutschkurs und liest Hölderlin. | |
1 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://uebermedien.de/4486/der-afd-mann-vom-focus-und-sein-rassistisches-fa… | |
## AUTOREN | |
Alexander Wallasch | |
## TAGS | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Frauke Petry | |
Focus | |
Medien | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Jörg Meuthen | |
Junge Alternative (AfD) | |
Jörg Meuthen | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Junge Alternative (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
30 Jahre „Focus“: Die Kaufhäuser des Journalismus | |
Wozu gibt es noch Medien wie den „Focus“, fragt sich unser Kolumnist. | |
Derweil feiert das Magazin sein 30-jähriges Bestehen. | |
Führungschaos in der AfD: „Hochstapler“ und „Dunkeldeutsche“ | |
Michael Klonovsky, der frühere Berater von Frauke Petry, wendet sich von | |
ihr ab. Marcus Pretzell sei ihr großer, intriganter Einflüsterer. | |
Kommentar Umgang mit der AfD: Merkel reagiert falsch | |
Die Kanzlerin will sich mit der AfD „ohne Schaum vor dem Mund“ | |
auseinandersetzen. Das ist so kurz nach deren Parteitag ein seltsames | |
Signal. | |
CDU-Kurs gegenüber AfD: Sachlich bleiben | |
Bundeskanzlerin Merkel will der AfD „ohne Schaum vor dem Mund“ begegnen. | |
Man habe gute Argumente. Eine Kurskorrektur der CDU gebe es nicht. | |
Kommentar Doppelgesichtigkeit der AfD: Ein bisschen rechtsextrem | |
Die Rechtspopulisten seien eine „moderne konservative Partei“, heißt es | |
beim AfD-Parteitag. Das ist doppelter Schwindel. | |
AfD-Parteitag in Stuttgart: Gegen EU und Flüchtlinge | |
Erwartbar sind die Ergebnisse des Parteitages bislang. Es gibt auch | |
Überraschungen, die nur in eine Richtung weisen – nach rechts. | |
AfD-Parteitag in Stuttgart: Formaler Streit und große Töne | |
Die Parteichefin Petry betont die wichtige Rolle der AfD. Die Mitglieder | |
können sich derweil nicht über die Reihenfolge der Antragsdiskussionen | |
einigen. | |
AfD-Parteitag in Stuttgart: 400 Protestierende in Gewahrsam | |
In Stuttgart gibt Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und | |
Parteimitgliedern. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. | |
Rechtsruck der AfD: „Junge Freiheit“ mit Liebeskummer | |
Dem Zentralorgan der „Neuen Rechten“ rutscht die AfD zu weit nach rechts. | |
Es fallen Worte wie „dämlich“ und „irrsinnig“. | |
Richtungsstreit in der AfD: Wie rechts hätten Sie's denn gern? | |
Die AfD will am Wochenende Teile ihres Programms beschließen. Vor dem | |
Parteitag bricht ein alter Streit wieder auf, diesmal zwischen Petry und | |
Höcke. |