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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Jaaaaa!
> Zuletzt ging es viel um Gewalt und „Nein heißt nein“. Zeit, sich mit Sex
> und dem viel schöneren Wort „Ja“ zu beschäftigen.
Bild: Das Ja ist die Königin des Sex Talk, egal ob geflüstert oder geschrien
Am Donnerstag waren sich Politikerinnen über Parteigrenzen hinweg einig:
„Nein heißt nein.“ Das müsse der Grundsatz des Sexualstrafrechts in
Deutschland sein. Noch während im Bundestag die erste Lesung zur
Überarbeitung der entsprechenden Paragrafen lief, diskutierten Männer auf
Twitter, wie das nun mit dem Nein genau funktionieren solle.
Einer frotzelt: Sex „nur noch mit Vertrag – oder im Beisein von Zeugen“.
Ein anderer ruft: „Sabotage heterosexueller Beziehungen“! Der Feminismus
mache lustvolles Sexspiel kaputt.
Liebe Verwirrte, wenn ihr Gewalt von Sex nicht unterscheiden könnt,
Ablehnung eine so schwer nachvollziehbare Kenngröße ist – oder schlicht zu
negativ –, dann haltet ihr euch am besten an das Ja.
Ein Ja ist eindeutige Zustimmung und kann außerdem wunderbar gestöhnt
werden. Erst ist das J noch ein bisschen zurückgenommen, hängt mit seinem
unteren Schwung dem Moment davor nach. Das a am Ende dagegen, der offene
Vokal, lässt eine dramatische Steigerung zu mit ebenso offenem Ausgang.
Jaaaaaaaaaa! Ja heißt ja. Das ist weder kompliziert noch lustfeindlich.
Wer auch hier der persönlichen Einschätzung nicht vertraut, kann die „Yes
to Sex“-App nutzen. Das von einer Frau aus North Carolina entwickelte Tool
funktioniert ganz einfach: Beide Parteien sagen am Anfang einmal Ja ins
Telefon und legen ein Codewort fest. Dann ist die Zustimmung als Beweis
aufgenommen. Falls beim Sex etwas passiert, dem eine Person nicht zustimmt,
fällt das Codewort.
## Die „Yes means yes“-Regel
Die App verweist so auf einen Bereich, der auch mit dem Grundsatz „Nein
heißt nein“ unklar bleibt. Wer etwa betrunken auf einer WG-Party einschläft
und im Rausch vergewaltigt wird, hat nicht Nein gesagt. Aber eben auch
nicht Ja. Das Fehlen einer Zustimmung kann auch ein Nein sein.
In den USA gilt die „Yes means yes“-Regel bereits an einigen Universitäten.
Tenor vieler Empörter auch hier: Die Eindeutigkeit mache den Sex kaputt.
Dabei ist das Ja die Königin des Sex Talk! Geflüstert oder geschrien, ist
es das wohl am häufigsten genutzte Wort um das große O herum. Ja. Oh ja.
Jaaa.
Die App ist ein Lustkiller, mag sein, aber anscheinend verstehen manche ein
einfaches Prinzip nicht: Wer wissen will, wie einvernehmlicher Sex geht,
fängt bei den Bedürfnissen der Person an, mit der man schläft. Inspiration
dafür gibt’s etwa im Song „My neck, my back“ von Khia. Ja? Ja!
29 Apr 2016
## AUTOREN
Katrin Gottschalk
## TAGS
Sex
Feminismus
sex-positiv
Sexualstrafrecht
Sexualstrafrecht
Körper
Sexuelle Gewalt
Sexualstrafrecht
Vergewaltigung
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