# taz.de -- Kommentar Gentechnik-GegnerInnen: Die Bio-Gesinnungspolizei | |
> Manche Kritik an Urs Nigglis Aussagen zur Gentechnik ist autoritär. Teile | |
> der Umweltbewegung sind so intolerant wie ihre Gegner. | |
Bild: Aktion gegen Gentechnik. Auch die Kritik an Urs Niggli steht teilweise au… | |
Mit freier Debatte haben manche in der Bio- und Anti-Gentechnik-Bewegung | |
ein Problem. Das zeigen Reaktionen auf das [1][taz-Interview] vom 6. April | |
mit Urs Niggli, dem Direktor des Forschungsinstituts für biologischen | |
Landbau (Fibl). Er hatte in der taz gesagt, dass die neue | |
Gentechnik-Methode Crispr/Cas „großes Potenzial“ habe. | |
Doch manche Aktivisten, etwa im Umfeld des Bioverbands Demeter, wollen | |
solche Thesen nicht diskutieren, sondern diese unterdrücken. Darum geht es, | |
wenn diese Gesinnungspolizisten fordern, dass Niggli [2][schweigen] oder | |
gar seinen Posten verlieren solle. | |
Solches Gebahren hat die Linke stets zu recht kritisiert, zum Beispiel wenn | |
Gentechnik-kritische Wissenschaftler in öffentlichen Instituten | |
kaltgestellt wurden. Der Fall Niggli beweist, dass Teile der Umweltbewegung | |
genauso intolerant sind wie ihre Gegner. | |
Tatsächlich widerspricht Niggli mit seinen Äußerungen der Beschlusslage der | |
Bioverbände. Aber das sollte er dürfen. Schließlich ist er kein Lobbyist, | |
sondern Wissenschaftler. Die Freiheit der Forschung ist ein hohes Gut. Nur | |
wenn Wissenschaftler ohne Denkverbote Ideen entwickeln und diskutieren | |
können, kann es Fortschritt geben. | |
Für das Fibl wäre es eine Katastrophe, wenn Niggli nun bestraft würde. | |
Nicht nur, weil es den Kopf verlieren könnte, der aus einer kaum gehörten | |
Institution das weltweit bekannteste Institut seiner Art gemacht hat. | |
Sondern auch, weil die Glaubwürdigkeit des Instituts dahin wäre. | |
Forschungsergebnisse des Fibl würden sich immer leicht abwerten lassen, | |
weil seine Wissenschaftler ja nur einer Ideologie verpflichtetes Sprachrohr | |
der Bioverbände seien. | |
Dann wäre es aber fraglich, ob der Schweizer Staat noch ein Viertel des | |
Institutsetats finanzieren würde. Schlimmer aber wäre: Das Fibl würde nicht | |
mehr als seriöse Forschungseinrichtung gelten. Und könnte nicht mehr so | |
wirksam den Biolandbau mit wissenschaftlicher Expertise unterstützen. | |
20 Apr 2016 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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