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# taz.de -- Weimarer Dreieck: Tod und Auferstehung eines Dreiers
> Außenminister Steinmeier will sich nicht mehr mit Polen und Frankreich
> treffen? Warschau behauptet genau das, Berlin widerspricht – indirekt.
Bild: Ein Schenkel des Weimarer Dreiecks: Steinmeier und Waszczykowski im Janua…
Berlin taz | Verwirrung um das Weimarer Dreieck: Nach Angaben des
polnischen Außenministers Witold Waszczykowski hat die Bundesregierung kein
Interesse mehr an der Gesprächsrunde zwischen seinem Land, Deutschland und
Frankreich. Stimmt das, stehen die Beziehungen zwischen Berlin und Warschau
vor einem neuen Tiefpunkt. Das Auswärtige Amt stellt die Angelegenheit
allerdings anders dar als der Pole.
Die drei Staaten begründeten das Dreieck 1991 als loses Format. Minister
und Regierungschefs trafen sich seitdem mal mehr und mal weniger
regelmäßig. Eine wichtige Rolle spielte das Trio zuletzt während der
Ukraine-Krise, in der es gemeinsam vermittelte. Seit Amtsantritt der neuen
polnischen Regierung im Herbst liegt es aber auf Eis. Die regierende
PiS-Partei setzt außenpolitisch auf größere Distanz zu Deutschland.
Im Interview mit der Gazeta Wyborcza sagte Waszczykowski nun, die polnische
Regierung sei trotz allem „bereit, zu diesem Format zurückzukehren“. Es
wolle nur keiner mitmachen. Mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter
Steinmeier und dem Franzosen Laurent Fabius habe er über eine
Wiederbelebung gesprochen, die beiden hätten aber kein Interesse. Sein
Fazit: Das Weimarer Dreieck habe sich „erschöpft“.
Von einem Ende des Forums will man in Berlin aber nichts wissen. Zwar
verrät das Auswärtige Amt nicht, was Steinmeier seinem polnischen Kollegen
tatsächlich gesagt hat. Aus dem Ministerium heißt es aber: „Das Weimarer
Dreieck ist ein Grundpfeiler des europäischen Einigungsprozesses. Das galt
in vielen Momenten in den 25 Jahren seiner Existenz, das gilt erst recht
auch heute.“ Das polnische Interesse an einem „lebendigen Dreieck“ begrü…
man also.
## Rathaus plant Feier
Einen Nachweis dafür, dass sie es ernst meint, liefert die Bundesregierung
am Donnerstag. Nach einem deutsch-französischen Regierungstreffen in Metz
verbreitet sie eine Erklärung, in der beide Länder eine 25-Jahr-Feier im
August ankündigen. Die Stadt Weimar bestätigt, das Jubiläum mit zu
organisieren und die Teilnahme aller drei Außenminister angefragt zu haben.
Bisher habe das Rathaus zumindest keine „negativen Rückmeldungen“ erhalten.
Dietmar Nietan will, dass das so bleibt. Der SPD-Abgeordnete und
Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft versucht deshalb, die
Debatte zu entspannen. „Ich denke, dass hier ein Missverständnis vorliegt,
das sich leicht ausräumen lässt, denn Außenminister Steinmeier hat sich
immer sehr für das Weimarer Dreieck engagiert“, sagt er. Das Forum brauche
aber in der Tat neue Impulse. Umso besser, wenn Polen Interesse zeige.
Jetzt müssten alle drei beteiligten Regierungen „konkrete Vorschläge auf
den Tisch legen“.
Wenige Tage, bevor die deutsch-polnische Parlamentariergruppe nach Warschau
reist, hofft auch deren Vorsitzender Thomas Nord (Linkspartei) auf eine
Zukunft für das Dreieck. Laut dem Abgeordneten ist die Zusammenarbeit der
drei Länder „ein zentrales Element der gegenwärtigen europäischen
Friedensordnung und einer gemeinsamen positive Entwicklung aller drei
Länder“. Sie liege also im ureigensten polnischen Interesse.
„Außenminister Waszczykowski sollte sich von eventuellen temporären
Problemen daher im Interesse seiner Heimat nicht zu schnell entmutigen
lassen und sich weiter um eine enge Zusammenarbeit mit Berlin und Paris
bemühen.“ Das werde die Parlamentariergruppe in der kommenden Woche auch
gegenüber ihren polnischen Kolleginnen und Kollegen deutlich machen.
7 Apr 2016
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Diplomatie
Frank-Walter Steinmeier
Polen
Schwerpunkt Frankreich
Ukraine
Polen
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