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# taz.de -- Das war die Woche in Berlin I: Dünne Suppe mit dicken Brocken
> Der Masterplan Integration des Senats ist dünn: Er liefert wenig Neues
> und strotzt vor Binsenweisheiten.
Bild: Wie kann Integration gelingen?
Am Dienstag legte der Senat ihn vor, seinen „Masterplan Integration“ – und
noch immer reden sich Regierung und Opposition die Köpfe heiß. Nur streiten
sie nicht über das, was drinsteht, sondern darüber, wer den Plan gemacht
hat: McKinsey, der von dieser Firma angeheuerte Exstaatssekretär Lutz
Diwell – oder doch Integrationssenatorin Dilek Kolat und die anderen
Verwaltungen? Für die Inhalte dagegen interessiert sich kaum jemand – zu
Recht. Denn der angebliche Masterplan ist ausgesprochen dünn, strotzt vor
Binsenweisheiten und enthält quasi keine belastbaren Zahlen.
Es beginnt schon mit der Einleitung. Integration, wird da festgestellt,
umfasst diverse Bereiche: Wohnungen, Gesundheitsversorgung, Sprache,
Schule, Arbeit, Sicherheit. Weil das so ist, sagt der Plan, „ist eine enge
Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Senatsverwaltungen und den
Bezirken erforderlich“. Eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen:
Verwaltungen sollten doch wohl an einem Strang ziehen.
In den folgenden Kapiteln listen dann die SenatorInnen ihre
Lieblingsprojekte und Altbekanntes auf. Kolat darf eine Ausweitung von
„Arrivo“ ankündigen (Flüchtlinge machen Praktika in Betrieben), die
Bildungssenatorin den Ausbau der Willkommensklassen. Der Sozialsenator
verspricht die Eröffnung seines Landesamts für Flüchtlinge im August
(sollte mal April sein), der Stadtentwicklungssenator den Bau von MUFs und
der Innensenator straffällig gewordene Geflüchtete abzuschieben.
Natürlich gibt es auch ein paar Neuigkeiten: All diese schönen Projekte
(Integrationslotsen, Jugendsozialarbeit, Sprachkurse etc.pp.) werden
nämlich „ausgeweitet“, „dem Bedarf angepasst“ – in manchen Fällen s…
aber auch nur „geprüft“. Konkreter wird der Plan nicht, es gibt keine
Angaben, wie viele LehrerInnen, Kurse, Polizisten usw. mehr gebraucht
werden, und was das alles kosten wird.
Um zum Anfang zurückzukommen: Die Frage, die derzeit alle am brennendsten
interessiert, hat sich nach Studium des Plans eigentlich erledigt. Viel
McKinsey, so viel steht fest, steckt da nicht drin. Aus der Ecke kommt
allenfalls die Prognose, dass man für dieses Jahr mit 50.000 neuen
Flüchtlingen und danach mit einer Halbierung der Zahlen rechnet. Denn, so
erklärte es der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning, am Freitag der
Morgenpost: „Wir haben auf eine Beratungsleistung bei der Integration
gesetzt, weil McKinsey tiefgründige Erfahrungen über (sic!) die
prognostizierten Zahlen hat.“ Nimmt man dazu, was Michael Müller am
Donnerstag im Abgeordnetenhaus sagte, das die Firma Workshops für die
Verwaltungen organisiert hat, kann man nur sagen: Chapeau! Selten wurden
238.000 Euro so schön in den Sand gesetzt!
19 Mar 2016
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Integration
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