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# taz.de -- Polizei-Präsenz auf St. Pauli: Notruf Hafenkante
> Die Polizei will den Druck auf Straßendealer erhöhen: Eine „Task Force“
> soll St. Pauli sicherer machen. Was das genau bedeutet, bleibt aber
> zunächst unklar
Bild: Alte Schule: Massiv gegen Dealer, echte und vermeintliche, ging die Poliz…
HAMBURG taz | Die Militarisierung der Hamburger Polizei schreitet voran.
Das legt zumindest die Wortwahl von Polizeipräsident Ralf-Martin Meyer
nahe, als der jetzt in einer Männerrunde im Fernsehsender Hamburg 1 saß.
„Wir arbeiten an einer Task-Force-Lösung“, sagte Meyer am Mittwochabend
[1][in der Sendung „Schalthoff live“]. Damit wolle man gegen die
Drogenkriminalität auf St. Pauli vorgehen. Demnach soll die ständige
Einheit den Drogenhandel an der Seilerstraße, an der Balduintreppe und am
Hamburger Berg beseitigen helfen.
Seit mehreren Monaten geht die Polizei massiv gegen vermeintliche wie
tatsächliche Dealer an der Hafenstraße vor. Täglich kommt es dort zu
Polizeieinsätzen und Personenkontrollen, die zum Teil auch auf
Privatgrundstücken stattfinden und manchmal mit körperlicher Gewalt
einhergehen. Erst Ende Februar hatten PolizistInnen [2][Pfefferspray im
Wohnzimmer einer Anwohnerin] eingesetzt, in dem sich ein Verdächtigter
gerade einen Tee kochen wollte.
AnwohnerInnen der Hafenstraße sprechen von einem permanenten
Belagerungszustand und einer Militarisierung des Stadtteils. Zugleich
beschweren sich aber auch immer wieder NachbarInnen über die offene
Drogenszene in Tal- und Seilerstraße auf der anderen Seite der Reeperbahn.
„Der Leidensdruck ist sehr hoch“, sagt Julia Staron, Quartiersmanagerin auf
St. Pauli – „nur wird die Task Force nichts bringen.“ Für Staron ist das
Problem sozialer Natur. Da brauche es eher Aussteigerprogramme. „Letztlich
hilft nur eine Legalisierung von Drogen.“
Die Polizei setzt dagegen auf stärkere Präsenz und erhöhten Druck:
Wechselnde BereitschaftspolizistInnen vor Ort reichten nicht aus, sagte der
Polizeipräsident. Es sei wichtig, dass dauerhaft BeamtInnen im Einsatz
seien. Das Personal soll etwa von der Soko Silvester kommen, die ihre
Arbeit inzwischen weitgehend abgeschlossen hat. Auf eine taz-Anfrage
antwortete die Polizei bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht.
Den Koalitionspartner hatte die SPD-geführte Innenbehörde offenbar nicht
informiert. Zumindest Antje Möller, innenpolitische Sprecherin der Grünen,
hat über die Task Force nur aus der Presse erfahren – und dazu noch
allerlei Fragen. Das polizeiliche Vorgehen auf St. Pauli sei jetzt schon
„sehr massiv“, so Möller: „Solche Maßnahmen müssen dem
Kriminalitätsverdacht angemessen sein.“
Die Kriminalstatistik verzeichnet bei der Drogenkriminalität auf St. Pauli
zwar ein Plus von zehn Prozent – das liege aber an der Polizeiarbeit, gab
Polizeipräsident Meyer selbst zu: Mehr Kontrollen und Festnahmen ergeben in
der Statistik eine steigende Zahl.
17 Mar 2016
## LINKS
[1] http://www.hamburg1.de/sendungen/4/Schalthoff_Live.html
[2] /!5278307/
## AUTOREN
Lena Kaiser
Katharina Schipkowski
## TAGS
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Drogenpolitik
Drogenhandel
Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
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haben.
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