# taz.de -- Flüchtlinge in Europa: Kein Durchwinken mehr | |
> Österreichs Außenminister will die Weiterleitung von Flüchtlingen aus | |
> Griechenland beenden. Über 11.000 Migranten hoffen in Griechenland auf | |
> die Grenzöffnung. | |
Bild: Will nichts mehr vom „Durchwinken“ von Griechenland nach Norden höre… | |
München/Berlin/Athen/Piräus afp/dpa | Angesichts der dramatischen Lage an | |
der griechisch-mazedonischen Grenze hat Österreichs Außenminister Sebastian | |
Kurz mehr Druck auf Athen gefordert, damit die Flüchtlinge in den | |
Registrierungszentren dort besser versorgt werden. „Wir müssen das | |
Durchwinken von Griechenland nach Norden stoppen“, [1][sagte Kurz der | |
Süddeutschen Zeitung]. Es könne nicht sein, „dass die, die es bis nach | |
Griechenland schaffen, automatisch weiterreisen dürfen“. | |
Zwar strebe auch Wien eine europäische Lösung gemeinsam mit der Türkei an, | |
versicherte Kurz. Doch er warnte davor, sich davon weniger schreckliche | |
Bilder zu erwarten als jene, die derzeit von der mazedonisch-griechischen | |
Grenze kämen. Es sei „moralisch nicht hochwertiger“, wenn die Flüchtlinge | |
in der Türkei statt in Griechenland oder Mazedonien aufgehalten würden. | |
Kritik an der von Wien initiierten Konferenz mehrerer Balkanländer und der | |
weitgehenden Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge wies Kurz zurück. | |
Die Öffnung der Grenzen im Sommer 2015 und das „Durchwinken“ der | |
Flüchtlinge nach Mitteleuropa sei ein „schwerer Fehler“ gewesen, der nun | |
schnellstens korrigiert werden müsse. | |
Kurz äußerte die Hoffnung auf einen geringeren Andrang von Flüchtlingen, | |
wenn sich diese ihr Zielland nicht mehr aussuchen könnten. Diejenigen, die | |
nicht Schutz, sondern ein besseres Leben suchten, wollten nicht unbedingt | |
in einem Lager auf Lesbos, sondern in Mitteleuropa leben. Niemand habe aber | |
das Recht, sich auszusuchen, wo er in der EU einen Asylantrag stelle. | |
## Österreich nicht „Warteraum“ Deutschlands | |
Zuvor hatte Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann Deutschland | |
[2][aufgefordert, direkt Flüchtlinge aus Griechenland und den | |
Nachbarstaaten Syriens aufzunehmen] sowie Durchreise-Zertifikate | |
auszustellen. Österreich dürfe nicht zum „Warteraum“ Deutschlands gemacht | |
werden. | |
Auch der kroatische Premierminister Tihomir Oreskovic verteidigte die | |
verschärften Grenzkontrollen und Grenzschließungen auf dem Balkan. „Durch | |
die enge Zusammenarbeit zwischen Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien | |
und Mazedonien ist der Transitverkehr deutlich zurückgegangen“, sagte er | |
der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe). | |
„Davon hat auch Deutschland profitiert: Es kommen nicht mehr Tag für Tag | |
3000 Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland, sondern weniger als | |
500.“ Zugleich meldete Oreskovic Zweifel an einer Flüchtlings-Verteilung | |
per Quote in der EU an: „Eine feste Quote birgt jedoch das Problem, dass | |
man die Flüchtlinge nicht festhalten kann in einem Land, in dem sie nicht | |
bleiben wollen.“ | |
## Mehr als 11.000 Migranten warten auf griechischer Seite | |
Am Donnerstagmorgen kamen mehr als 580 Migranten [3][in der griechischen | |
Hafenstadt Piräus] von den Ägäisinseln an. Weitere 515 Migranten sollten am | |
Nachmittag in Piräus ankommen sein. Dies berichtete das Staatsradio. Sie | |
hatten in den vergangenen Tagen von der türkischen Küste auf die | |
griechischen Inseln im Osten der Ägäis übergesetzt. | |
Nach griechischen Medienberichten warten mittlerweile mehr als 11.000 | |
Migranten auf der griechischen Seite der Grenze. Die Behörden hatten | |
bereits am Vortag damit angefangen, notdürftig ein kleines Lager für diese | |
Menschen zu bauen. Ihre Versorgung werde immer schwieriger, warnten mehrere | |
humanitäre Organisationen. | |
Die Migranten bleiben in Idomeni, weil sie hoffen, dass Mazedonien doch | |
noch seinen Zaun öffnet und sie damit weiter nach Mitteleuropa kommen. Aus | |
diesem Grund weigern sie sich, in Flüchtlingslagern untergebracht zu | |
werden, die sich wenige Kilometer südlich der Grenze befinden. | |
3 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sueddeutsche.de/politik/sebastian-kurz-oesterreichischer-aussenm… | |
[2] /Kommentar-Fluechtlingsevakuierung/!5280397/ | |
[3] /Fluechtlinge-in-Griechenland/!5280474/ | |
## TAGS | |
Griechenland | |
Österreich | |
Schwerpunkt Flucht | |
Flucht | |
Sebastian Kurz | |
Österreich | |
Schwerpunkt Flucht | |
Griechenland | |
Schwerpunkt Flucht | |
Österreich | |
Schwerpunkt Flucht | |
Schwerpunkt Flucht | |
Griechenland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kolumne Knapp überm Boulevard: Der Oberumfaller | |
Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hat sich nicht nur von Merkel | |
losgesagt. Auch der Willkommenskultur fällt er in den Rücken. | |
An der griechisch-mazedonischen Grenze: Noch hoffen sie | |
Immer noch erreichen Flüchtlinge das Lager Idomeni an der Grenze zu | |
Mazedonien – obwohl es von dort für kaum einen weitergeht. | |
Flüchtlinge in Griechenland: Ein Traum zerplatzt wie ein Luftballon | |
Weil die Grenzen fast dicht sind, stranden immer mehr Flüchtlinge in Athen. | |
Einige von ihnen hoffen trotzdem noch auf Europa. | |
EU-Türkei-Gipfel zur Flüchtlingspolitik: Grenze zu und Grenzen auf | |
Zum Gipfel benennt die Kommission den Plan: Wenn die Ägäis dicht ist, | |
sollen Grenzen in Europa wieder verschwinden. | |
Österreichs Außenminister Kurz: Jung mit alten Ansichten | |
Österreichs Außenminister Sebastian Kurz (29) profiliert sich als | |
Scharfmacher gegen Asylsuchende. Er gilt als Kanzlerreserve der ÖVP. | |
Kommentar Nato-Mission in der Ägäis: Konjunkturprogramm für Schleuser | |
Den Schleppern wird mit der Mission keineswegs das Handwerk gelegt. Im | |
Gegenteil: Ihr Profit wird möglicherweise sogar steigen. | |
Kommentar Flüchtlingsevakuierung: Luftbrücke nach Tempelhof | |
Österreichs Kanzler fordert Merkel auf, die Flüchtlinge, die in | |
Griechenland festsitzen, direkt nach Deutschland zu holen. Ja mei, warum | |
denn nicht? | |
Flüchtlinge in Griechenland: In Rekordzeit neue Camps | |
In der Hafenstadt Piräus treffen immer mehr Migranten ein. An der Grenze zu | |
Mazedonien sitzen fast 10.000 Menschen fest. |