# taz.de -- Grüne in Sachsen-Anhalt: Alles oder nichts | |
> Die Grünen hoffen in Sachsen-Anhalt auf den Wiedereinzug ins Parlament | |
> und setzen auf ihre Klassikerthemen. Es wird eine Zitterpartie. | |
Bild: Im klassisch grünen Wahlkampf: Spitzenkandidatin Claudia Dalbert | |
MAGDEBURG taz Es wird wieder einmal knapp für die Bündnisgrünen in | |
Sachsen-Anhalt. Nach jüngsten Umfragen könnten sie im günstigen Fall ein | |
typisches Ostergebnis knapp über der Fünf-Prozent-Hürde erreichen. Von | |
einer Zitterpartie mag dennoch niemand sprechen, schon gar nicht | |
Spitzenkandidatin Claudia Dalbert. Die resolute Psychologieprofessorin | |
verweist auf die in Sachsen-Anhalt besonders unberechenbare Wählerschaft. | |
„Möglicherweise mobilisiert das Erstarken der AfD gerade Bürger, die sich | |
gegen diese neuen Nazis wenden wollen.“ | |
Immer wieder das AfD-Gespenst, das nicht nur bei den Bündnisgrünen umgeht, | |
ihnen aber, gemessen an früheren Wählerwanderungen, wohl noch die | |
geringsten Stimmenverluste einbringen wird. Claudia Dalbert fordert, man | |
müsse den Leuten sagen, was mit der AfD im Parlament kommen wird oder was | |
eben nicht von ihnen zu erwarten ist. Und sie bezieht klare Position, wenn | |
sie von den „neuen Nazis“ spricht. | |
Das brachte die Partei jüngst ins Visier unbekannter Gegner. Hundertfach | |
hängten diese in Magdeburg und Halle täuschend echt anmutende | |
Grünen-Plakate auf. „Grün für Masseneinwanderung“, stand dort. Die Grün… | |
vermuten Anhänger der AfD oder der rechtsextremen Die Rechte hinter der | |
Aktion. | |
## Hundertfach gefälschte Plakate aufgehängt | |
Dabei bestimmt das Flüchtlingsthema gar nicht den „knallgrünen“ Wahlkampf. | |
Die eigentlich zentrale Frage ist für Claudia Dalbert ohnehin die nach | |
Gesellschaftsmodellen und nach Regeln unseres Zusammenlebens. „Trauen wir | |
uns etwas zu?“, fragt sie und erinnert unwillkürlich an die Kanzlerin. | |
Es sind eher klassisch grüne Themen, mit denen die nur 740 Mitglieder | |
zählende Landespartei wirbt. Umweltschutz, die Absage an das | |
Freihandelsabkommen TTIP, Bildung und friedliches Zusammenleben mit allen, | |
passen bündig in einen 30-Sekunden-Werbespot. Und auf Emoticons, die bei | |
den Grünen statt Kandidatenporträts auf den Plakaten dominieren. | |
„Wir haben nicht auf alles eine Antwort“, bekennt aber auch | |
sympathieheischend die Wahlkampfzeitung. Etwa nicht die, wie eine | |
Rundum-Integration aller Flüchtlinge gelingen kann. Bereitschaft und guter | |
Wille aber seien entscheidend. | |
Die grüne Wahlagenda korrespondiert mit den Feldern, auf denen die kleine | |
Oppositionspartei in der zu Ende gehenden Legislatur immerhin | |
Achtungserfolge erzielen konnte. Die Fraktionsvorsitzende Claudia Dalbert | |
nennt Themen wie Sicherung der Artenvielfalt, Massentierhaltung, | |
Hochwasserschutz, Abschaffung der verbindlichen Schullaufbahnempfehlung, | |
Rettung kleiner Grundschulen oder Milderung der Hochschulkürzungen. | |
## Notfalls eine Kenia-Koalition | |
Die Grünen stellten nur neun der 105 Landtagsabgeordneten, verfügten aber | |
über sehr qualifiziertes Personal. Ihr Innenexperte Sebastian Striegel ist | |
etwa durch sein Engagement gegen rechts und seinen Einsatz für | |
Menschenrechte auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Zur | |
Bilanz gehört aber auch, dass es Kritik am drögen und sehr dominanten Stil | |
der Fraktionschefin gab und deren Verhältnis zur Parteidoppelspitze, | |
namentlich zu Cornelia Lüddemann, nicht immer ein entspanntes war. „Ich | |
führe“, antwortet die 61-jährige Frontfrau dazu lakonisch und fügt hinzu: | |
„Wir sind halt eine diskussionsfreudige Partei!“ | |
Über ein Ziel wird nicht diskutiert. Selbstredend kämpfen die Grünen, die | |
2011 bei 7 Prozent lagen, erst einmal für sich. Aber sie würden am liebsten | |
ein gutes Ergebnis für ein rot-rot-grünes Bündnis einbringen. „Mein Herz | |
schlägt links“, bekennt Dalbert und nennt die Linke mit Wulf Gallert an der | |
Spitze einen „verlässlichen und konstruktiven Partner“. Das Wahlergebnis | |
wird eine solche Option aber vermutlich unmöglich machen. Bliebe eine | |
Kenia-Koalition – schwarz- rot-grün. Dalbert will das nicht kategorisch | |
ausschließen. Das Bündnis bliebe aber nur, „wenn es nicht anders ginge“. | |
9 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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