# taz.de -- Die Wahrheit: Jabba The Trump | |
> Im US-Wahlkampf gibt es jetzt endlich einen seriösen und | |
> vertrauenswürdigen Kandidaten. Er kommt vom äußersten Rand des | |
> Universums. | |
Bild: Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika: Jabba The Hu… | |
Der Vorwahlmarathon des Super Tuesday hat tiefe Wunden geschlagen. So hat | |
der Bundesstaat Vermont nicht nur mehrheitlich für den Kandidaten Bernie | |
Sanders gestimmt, sondern auch für den sofortigen Anschluss an das | |
benachbarte Kanada, falls Donald Trump tatsächlich US-Präsident werden | |
sollte. Notfalls würde man Vermont aber auch an Frankreich zurückgeben oder | |
als Atomtestgelände nach Nordkorea verschenken. | |
Noch größer ist der Katzenjammer im Lager der Republikaner. Die Partei | |
Lincolns scheint nach den Vorwahlsiegen Trumps endgültig zum Boxsack des | |
abenteuerlich frisierten Entrepreneurs mit dem ausladenden | |
Mussolini-Komplex verkommen – sehr zum Verdruss etablierter Parteigranden. | |
„Im besten Fall ist Trump ein egomaner Betrüger, der als Präsident einen | |
Weltkrieg auslöst, bloß damit er ihn nach sich selbst benennen kann. Aber | |
wir können nicht ausschließen, dass er auch Schlimmeres anrichtet, wie etwa | |
aus Eitelkeit Obamacare unter dem Namen ‚Trumpcare‘ fortzuführen. Außerdem | |
wirkt sein Rassismus bisweilen arg aufgesetzt. Meiner mag weniger | |
demonstrativ sein, aber dafür kommt er von Herzen“, klagt ein altgedienter | |
Kongressabgeordneter aus dem Süden. | |
## Dampfplauderer mit der Frettchenfrisur | |
Auch der wirtschaftsnahe Flügel der Partei ist ratlos. „Warum wenden sich | |
die einfachen Wähler von uns erfahrenen Politikern ab? Haben sie nicht | |
jahrelang von den Steuergeschenken an Superreiche profitiert?“, barmt ein | |
Wall-Street-Lobbyist. | |
Nicht einmal die ungebrochen realitätsscheuen Regime-Change-Falken trauen | |
dem Dampfplauderer mit der Frettchenfrisur, auch wenn Trump im Wahlkampf | |
versprochen hat, sämtliche IS-Terroristen persönlich zu foltern und deren | |
Familien eigenhändig zu töten. „Neulich hat Trump behauptet, es habe im | |
Irak gar keine Massenvernichtungswaffen gegeben“, berichtet ein | |
schreibtischgestählter Neocon-Veteran des zweiten Irakkriegs unter Tränen. | |
„So etwas Ungezogenes sagt man doch nicht.“ | |
Beim Wahlvolk hingegen kommt der ungestüme Unternehmer mit dem feschen | |
Fascho-Fetisch bestens an. Ein junger Aktivist bringt das Dilemma der | |
Washingtoner Strategen auf den Punkt: „Wir haben wirklich jeden | |
Politikertypus ins Rennen geschickt, den unsere großartige Partei zu bieten | |
hat – vom erzreaktionären Irren Ted Cruz bis zum aalglatten Patrizier Jeb | |
Bush. Sogar einen putzigen Chirurgen haben wir ausgegraben, der die Leute | |
mit seltsamen Theorien über Pyramiden amüsieren sollte. Aber nicht einmal | |
ein ausgemachter Wirrkopf wie Dr. Carson ist den Wählern verrückt genug. | |
Sie wollen bloß noch Trump hören.“ | |
Doch noch gibt sich die Grand Ol’ Party nicht geschlagen. Im konservativen | |
Think Tank „The Amazing Great American Greatness Heritage Institute“ in | |
Wolkenkuckuckshome, D.C., scheint man nun eine Geheimwaffe gefunden zu | |
haben, die den Triumphzug des freihändig durchdrehenden Coiffeur-Peinigers | |
Trump (“We shall overcomb“) noch aufhalten könnte. Andächtig hängen die | |
hochbezahlten Analysten der Denkfabrik an den Lippen eines kleinen Mannes | |
mit Baseballkappe (“Make America Great Again“), der als „Joe Underachieve… | |
und typischer Trump-Wähler vorgestellt wird. | |
## Bösartige Augen | |
„Die Gier in den kleinen, bösartigen Augen, das hämisch selbstzufriedene | |
Lachen und schier unbeirrbare Großmäuligkeit. Das ist genau das, was mir | |
bei einem Politiker Vertrauen einflößt. Außerdem gehört er nicht zum | |
Washington-Establishment“, schwärmt Underachiever. Dabei spricht der | |
unversicherte Gelegenheitsarbeiter nicht etwa von seinem stinkreichen Idol, | |
sondern vom Star-Wars-Schurken Jabba The Hutt, der gerade über eine | |
Videoleinwand watschelt, die überraschend kleinen Hände zum Victory-Zeichen | |
erhoben, während er ununterbrochen von seinen intergalaktischen Erfolgen | |
sabbelt. | |
„Jabba ist noch reicher als Donald, immerhin besitzt er mit Tatooine einen | |
eigenen Planeten“, zeigt sich Underachiever beeindruckt. „Allerdings tritt | |
er bescheidener auf, was ihn menschlicher wirken lässt.“ | |
„Kein Wesen ist letztlich grotesk genug, um es mit Donald Trump | |
aufzunehmen“, geben die Spindoktoren zu. „Nicht mal ein offensichtlich | |
sperrhölzerner Android wie Mitt Romney hätte da helfen können. Von Habitus | |
und Persönlichkeit ist der Hutt dem Trump allerdings am nächsten.“ | |
## Schleimiger Klops | |
Noch vor der entscheidenden Vorwahl in Florida sollen die anderen | |
republikanischen Kandidaten deswegen zugunsten des fiktiven Außerirdischen | |
aus dem Rennen scheiden, damit der schleimige Klops seinem ähnlich | |
charismatischen Nebenbuhler als Endgegner entgegentreten kann. | |
Dass der Hutt eine reine Fantasiefigur ist, sehen die Politikexperten dabei | |
allenfalls als urheberrechtliches Problem. Auch Donald Trump sei | |
schließlich eine Erfindung, ein Produkt der Unterhaltungsindustrie – | |
geschaffen, um als ungehobelter Gastgeber die Kandidaten der | |
Reality-Fernsehshow „The Apprentice“einzuschüchtern oder am Rande einer | |
Wrestling-Arena Unsinn in ein Mikrofon zu brüllen. Jabba The Hutt dagegen | |
habe als Teilnehmer einer erfolgreichen Filmsaga internationales Format und | |
sei als Figur ohnehin realistischer. | |
3 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Christian Bartel | |
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