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# taz.de -- Porky day zwischen Ost- und Nordsee: Artenschutz für Schweine-Esser
> In Kantinen, Kita- und Schulküchen soll Schweinefleisch auch in Zukunft
> auf dem Speiseplan stehen. Das fordert Schleswig-Holsteins CDU ein.
Bild: Kalb wäre okay: „Wiener Schnitzel“, hier begleitet von Zitrone und P…
Kiel taz |Die CDU sorgt sich, dass Schweinefleisch aus den Kantinen, Schul-
und Kitaküchen Schleswig-Holsteins verschwinden könnte. Sie fordert den
Landtag auf, gegenzusteuern: „Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen
Gründen – darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch
verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird“,
heißt es in ihrem Antrag für die Sitzung in der kommenden Woche. Bei den
anderen Parteien erntete sie für ihre Schweinefleischoffensive Spott.
Die Christdemokraten reagieren auf Berichte von Kantinen, die ganz oder
teilweise auf Schweinefleisch verzichten – sei es, weil ihre Kunden
Vegetarier, Veganer oder Moslems sind. Unter anderem war die Sprecherin der
Stadt Flensburg, Berit Erichsen, mit der Aussage zitiert worden: „In
Flensburgs Kitas und Grundschulen gilt ein Schweinefleischverbot.“
Das sei nicht richtig, dementiert Erichsen. „Es gibt bei einigen Kitas und
bei einigen Grundschul-Caterern einen freiwilligen Verzicht“, sagt sie. Nur
zwei von elf städtischen Kitas servierten kein Schwein, unter anderem weil
eine Köchin Schwein für ungesund halte. Ein Caterer vereinfache seine
Planung, indem er von vornherein auf Schwein verzichte.
Birgt Braun von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestätigt eine „ganz leichte Entwicklung
in den Schulen, wo der Migrationsanteil höher ist und wo sie häufig essen“:
Dort trete das Schweinefleisch zugunsten anderer Fleischsorten in den
Hintergrund. Das treffe vor allem auf bestimmte Viertel in Großstädten zu.
„Auf dem Land ist es überhaupt kein Thema“, sagt sie.
Die CDU betont, sie setze auf gesunde und ausgewogene Ernährung. „Dazu
gehört in unserer Kultur auch der Verzehr von Schweinefleisch“, sagt
Fraktionschef Daniel Günther. Wer Schweinefleisch nicht essen wolle, müsse
das nicht tun. Es solle aber auch nicht die Mehrheit auf Schwein verzichten
müssen.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) teilt
diese Meinung, warnt aber davor, die Diskussion rechtspopulistisch
aufzuladen. „Gründe für die Einschränkung des Menüplans sind aus unserer
Sicht weniger die religiösen Vorbehalte, sondern die finanziellen.“ Für ein
Budget von zwei Euro sei das Schweinefleisch schlicht zu hochwertig.
Birgit Braun von der Vernetzungsstelle findet das Thema „ein bisschen zu
hoch aufgehängt“. Die DGE empfehle für die Kantinen höchstens zweimal pro
Woche Fleisch. Das könne auch Geflügel, Rind oder Lamm sein, so dass
Schwein schon per se kaum auftauche. „In den Schulen, wo das
Schweinefleisch rausgenommen wird, wünscht das die Mehrheit“, sagt sie.
„Wenn es muslimische Kinder in der Kita gibt, dann kann man ihnen kein
Schweinefleisch anbieten“, findet Markus Potten, Geschäftsführer des
Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein.
Auch einem Kind mit einer Lactose-Allergie würde doch keiner aus Gründen
der Esskultur Milch und Käse aufzwingen.
Agrarminister Robert Habeck (Grüne) sagte: „Staatlichen Handlungsbedarf
kann ich nicht erkennen. Und schon gar nicht teile ich die Verkürzung
unserer grundgesetzlichen Werte auf die Pflicht, Kotelett oder Hack zu
essen.“
Und SPD-Landeschef Ralf Stegner ätzte: „Wenn die CDU jetzt schon eine
Debatte über Ideologie am Beispiel eines ‚Pork-Day‘ in öffentlichen
Kantinen führen möchte, zeigt das, dass die Krise der Christdemokraten im
Norden doch größer ist, als ich dachte.“
2 Mar 2016
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Vegetarismus
CDU Schleswig-Holstein
Ernährung
Landwirtschaft
CDU Hamburg
Vegetarismus
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