# taz.de -- Deutscher Film im Berlinale-Wettbewerb: Sich restlos in die Krise f… | |
> Wie geht es einem Paar, bei dessen Kind pränatal Trisomie 21 | |
> diagnostiziert wird? Anne Zohra Berracheds „24 Wochen“ zeigt die Krise | |
> der Eltern. | |
Bild: Intensive Eltern-Kind-Kommunikation. | |
„Glaubst du, der kann alleine sein Zimmer aufräumen?“, fragt Astrid Lorenz | |
(Julia Jentsch) ihren Freund Markus Häger (Bjarne Mädel). Seit Kurzem | |
wissen beide, dass ihr zweites Kind mit Trisomie 21 geboren werden wird. | |
Eine Neuigkeit, die zunächst ankommen, dann verarbeitet, irgendwie – soweit | |
möglich – auch durchgespielt werden muss. Astrid skizziert ein Szenario, | |
auf das niemand vorbereitet gewesen war. Markus erinnert sich: „Als Kind | |
habe ich immer mit so einem gespielt, den haben wir Downie genannt.“ Ob man | |
das denn überhaupt noch sagen dürfe, wendet Astrid ein. „Klar, ich glaube, | |
Mongo darf man nicht mehr sagen.“ Lachen. „Aber Eltern dürfen alles“, | |
findet Markus. | |
Regisseurin Anne Zohra Berracheds Spielfilm „24 Wochen“, entstanden in | |
Koproduktion mit dem ZDF/“Das kleine Fernsehspiel“ und der Filmakademie | |
Baden Württemberg, ist nach dem Debütfilm „Zwei Mütter“ erneut ein Film | |
Berracheds, der sich mit einem Paar beschäftigt, für welches das Thema | |
Nachwuchs zur ungeahnten Herausforderung gerät. Waren es in „Zwei Mütter“ | |
zwei sich liebende Frauen, die aufgrund ihres Kinderwunschs gezwungen | |
waren, rechtliche Grauzonen zu betreten, sind es nun Astrid und Lorenz, | |
deren Werte und Einstellungen vom Ungeborenen in Astrids Bauch überprüft | |
werden. | |
Und nicht nur ihre. Mit der Nachricht der Behinderung beginnt sich auch das | |
Umfeld des Paars zu spalten. Dennoch scheint vor allem Zuversicht | |
vorzuherrschen. Was auch an den werdenden Eltern liegt, die sich nicht nur | |
auf persönlicher Ebene als beneidenswert kompatibel und liebenswert | |
erweisen, sondern auch auf beruflicher. | |
Denn „24 Wochen“, einziger deutscher Beitrag im Wettbewerb der diesjährigen | |
Berlinale, taucht auch in die hiesige Medienlandschaft ein: Astrid tritt | |
als erfolgreiche Kabarettistin auf, während Freund Markus als ihr Manager | |
fungiert. Verschärfung erfährt die Situation jedoch – privat wie | |
professionell –, als während einer Untersuchung klar wird, dass ihr Kind | |
neben dem Downsyndrom zusätzlich mit einem schweren Herzfehler zur Welt | |
kommen wird. Plötzlich scheiden sich die Meinungen Lorenz‚ und Astrids. | |
Anne Zohra Berracheds unterlegt das Ringen um eine Entscheidung mit | |
HD-Bildern aus dem Mutterleib, zeigt Gespräche mit ‚echten‘ | |
Pränataldiagnostikern und Geburtsmedizinern. Die anfängliche Leichtigkeit | |
verlässt den Film nahezu völlig, indem sich „24 Wochen“ restlos in die | |
Krise fallen lässt. | |
14 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Carolin Weidner | |
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