# taz.de -- Weltweiter Handel: Weniger deutsche Waffen | |
> Der globale Rüstungshandel wuchs 2011 bis 2015 um ein Siebtel, doch | |
> Deutschlands Ausfuhren sanken um 51 Prozent, zeigt ein neuer Bericht. | |
Bild: Auch der Hersteller der Kalaschnikows profititert vom Waffenhandel. | |
STOCKHOLM taz | Deutsche Rüstungsunternehmen haben in den vergangenen | |
Jahren trotz des Booms des weltweiten Waffenhandels weniger exportiert. | |
Hatte Deutschland seine Position als weltweit drittgrößter | |
Rüstungsexporteur schon im vergangenen Jahr an China abgeben müssen, ist es | |
als größter Waffenhändler der EU zwischenzeitlich von Frankreich abgelöst | |
worden. Im globalen Vergleich sanken die deutschen Rüstungsausfuhren in der | |
Periode von 2011 bis 2015 um 51 Prozent im Verhältnis zum vorangegangenen | |
Fünfjahreszeitraum: auf einen Anteil von 4,7 statt 11 Prozent im Zeitraum | |
2006 bis 2010. | |
Das Internationale Friedensforschungsinstitut [1][Sipri] erstellt solche | |
Fünfjahresbilanzen, weil sie den Vorteil haben, stabilere Daten für den auf | |
Jahresbasis oft stark schwankenden Waffenhandel liefern zu können. Dass die | |
Abschwächung der deutschen Waffenexporte nur vorübergehend war und die | |
Kurve bereits wieder deutlich nach oben zeigt, konstatiert dabei nicht nur | |
Sipri – das ergab sich auch aus dem am Freitag präsentierten | |
Rüstungsexportbericht der Bundesregierung für 2015 (s. taz vom Samstag). | |
Global war die stetige Volumensteigerung des Waffenhandels in den | |
vergangenen Jahren dagegen sowieso ungebrochen. Laut dem Bericht, den Sipri | |
am Montag in Stockholm vorlegt, wuchs dieser Handel im Zeitraum 2011 bis | |
2015 um 14 Prozent gegenüber der Periode 2006 bis 2010 an. Wobei vor allem | |
die USA, Russland und China ihre Verkäufe überdurchschnittlich erhöhen | |
konnten. Die USA steigerten diese um 27, Russland um 28 und China sogar um | |
88 Prozent. | |
Wobei dieser relative Wachstumssprung Chinas nichts daran geändert hat, | |
dass die USA mit 33 Prozent (+ 4 Punkte) und Russland mit 25 Prozent (+ 3) | |
– zusammen 58 Prozent – das globale Waffenexportgeschäft beherrschen. Die | |
USA mit weiterhin steigender, Russland seit 2014 mit sinkender Tendenz. | |
Chinas Anteil liegt bei 5,9 Prozent. Zusammen stehen die „Top Five“, zu | |
denen auch Deutschland gehört, für fast 74 Prozent aller globalen | |
Rüstungsexporte. | |
## „Golf-Kooperationsstaaten“ mit größten Einfuhrzuwächsen | |
Auf der Importseite stehen ähnlich der letzten Sipri-Bilanz wieder die | |
„Golf-Kooperationsstaaten“ mit 71 Prozent für die größten Einfuhrzuwäch… | |
An der Spitze Saudi-Arabien, das mit einem Plus von 275 Prozent | |
mittlerweile – hinter Indien – zweitgrößter Waffenimporteur der Welt ist. | |
Ein ähnliches Plus verzeichnet Katar, während die Vereinten Arabischen | |
Emirate dabei sind, China vom Rang des drittgrößten Waffenimportlands | |
abzulösen. | |
„Die Koalition arabischer Staaten setzt vor allem sehr moderne Waffen aus | |
den USA und Europa im Jemen ein“, sagt Pieter Wezeman, Senior Researcher | |
beim Sipri-Programm für Waffen und Militärausgaben: Trotz der niedrigen | |
Ölpreise werde aufgrund schon geschlossener Lieferverträge die Tendenz zu | |
umfangreichen Waffenlieferungen in diese Länder anhalten. | |
Dick im Geschäft sind dabei auch deutsche Rüstungskonzerne. Mit rund einem | |
Viertel ging zuletzt ein rekordhoher Anteil der deutschen Waffenexporte in | |
den Nahen Osten. Für einen ähnlich hohen und zuletzt kräftig gewachsenen | |
Exportanteil für deutsche Rüstungsgüter steht die Region Asien/Ozeanien. | |
22 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sipri.org | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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