# taz.de -- Studie über Bodenerosion weltweit: Eine bodenlose Katastrophe | |
> Die Hälfte der Menschheit ist von der Verschlechterung des Bodens | |
> betroffen. Eine Verbesserung ist aber möglich und lohnt sich auch. | |
Bild: Pflanzung in der Nähe der chinesischen Oasenstadt Dunhuang. | |
BERLIN taz | „Wir haben weiß Gott genug Spannungen auf der Welt, weitere | |
brauchen wir nicht“, befand Klaus Töpfer, Exumweltminister und | |
Exumweltdirektor der UNO, bei der Vorstellung der Studie [1][“Economics of | |
Land Degradation and Improvement“(pdf-Datei)] in der Berliner Akademie der | |
Wissenschaften Ende letzter Woche. Töpfer meinte damit die Spannung | |
zwischen der dramatisch sinkenden Qualität der globalen Böden und der | |
zunehmenden Zahl der zu ernährenden Weltbevölkerung. | |
Nach dieser Studie, an der ein internationales Team von dreißig | |
Wissenschaftler und Forscherinnen viereinhalb Jahre gearbeitet hat, bahnt | |
sich eine wortwörtlich bodenlose Katastrophe an. Das [2][Zentrum für | |
Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität Bonn] und das | |
[3][International Food Policy Research Institute (IFPRI)] in Washington | |
haben hierfür Satellitenpixel zum Begrünungszustand der Erde mit einer | |
neuartigen Technik ausgewertet und mit zwölf Einzelstudien aus | |
repräsentativen Ländern und Großlebensräumen wie China, Russland, Indien, | |
Argentinien oder Niger ergänzt. | |
Ergebnis: In den letzten dreißig Jahren sind global 33 Prozent des | |
Weidelands, 25 Prozent der Ackerflächen und 23 Prozent der Wälder | |
signifikant degradiert, haben sich also stark verschlechtert. Das macht | |
rund 30 Prozent der globalen Landfläche aus, von der etwa 3,2 Milliarden | |
Menschen abhängig sind. Wahrscheinlich, führt das Wissenschaftsteam im Buch | |
aus, liege die Zahl der Betroffenen sogar noch höher. | |
## Lohnende Investitionen | |
Schon jetzt koste die Bodendegradation der Menschheit jährlich etwa 300 | |
Milliarden Euro, so Zentrumsdirektor Joachim von Braun. Das seien pro Kopf | |
der Weltbevölkerung 40 bis 50 Euro. 46 Prozent dieser Kosten müssten die | |
Landnutzer tragen, 54 Prozent die Allgemeinheit. Deshalb brauche es | |
dringend Anreize für bodenschonende Methoden. Und diese Investitionen seien | |
lohnend: Jeder heute in Bodenschutz investierte Euro bringe in Zukunft 5 | |
Euro Gewinn – die Hälfte als Ertrag, die andere Hälfte in Form von besserer | |
Wasserqualität oder anderen Dienstleistungen von Ökosystemen. | |
Am schlimmsten um die Erde bestellt ist es südlich der Sahara. Der Verlust | |
von Acker- und Weideflächen ist für die Bevölkerung lebensbedrohlich – und | |
eine wenig beachtete Ursache für Flucht. Aber auch in Europa, Amerika und | |
Asien gibt es enorme Schäden – hier vielfach verursacht durch die | |
Agroindustrie, durch Dünger und Pestizide, unbedeckte Monokulturen und | |
schwere Geräte. | |
Als Ausweg empfahl Exumweltminister Töpfer „Flurbereicherung“ statt | |
Flurbereinigung und kleinere Einheiten, die sich dafür besser vernetzen: | |
„Die höchste Produktivität liegt im Kleinen.“ | |
Dass Boden durch Agroforstsysteme und Ökomethoden aber auch vergleichsweise | |
schnell wieder verbessert werden kann, zeigt unter anderem die Sahelzone, | |
die in Teilen wieder ergrünt. In Niger etwa zeitigt ein Baumpflanz- und | |
Baumschutzprogramm gute Erfolge. Und in Äthiopien und anderen Ländern, so | |
Stefan Schmitz vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, | |
unterstütze die Bundesregierung kleinbäuerliche Projekte des nachhaltigen | |
Landmanagements und der Wiederaufforstung. | |
18 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://link.springer.com/book/10.1007/978-3-319-19168-3 | |
[2] http://www.zef.de/index.php?id=2245&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6418&con… | |
[3] http://www.ifpri.org/ | |
## AUTOREN | |
Ute Scheub | |
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